Zeitmanagement:So gelingt die Examensarbeit

Aufschieberitis, Motivationsloch, fehlende Struktur - die Gründe für Probleme mit der Bachelor-, Master- oder Diplomarbeit sind vielfältig. Das Problem: Am Anfang scheint der Abgabetermin in weiter Ferne, kommt aber mit Riesenschritten näher. Zeitmanagement kann den Stress beim Hochschul-Abschluss deutlich verringern.

Sechs Monate sind eine lange Zeit. Aber sie sind oft schneller vergangen, als einem lieb ist. Studenten kennen das: Scheint das Zeitfenster der Examensarbeit bei der Anmeldung noch komfortabel, sind die letzten Wochen vor Abgabe oft stressig, wenn man nicht strukturiert arbeitet. Wer das erlernen will, braucht nur wenige Schritte zu berücksichtigen.

Zunächst einmal sollten Studenten einen Projektplan erstellen, der größere Arbeitsschritte und den dafür angedachten Bearbeitungszeitraum vorgibt, rät Karsten Noack, Zeitmanagement-Coach aus Berlin. Am Anfang stehe stets die Überlegung "Wann will ich wo sein?". Einzurechnen seien dabei auch Pufferzeiten für Verzögerungen - etwa bei empirischen Projekten wie einer Befragung. Denn nicht jeder beantworte die Fragebögen im vorgegebenen Zeitraum.

Dieser Projektplan hilft, eine Struktur zu finden. Große Abschnitte können so in kleine unterteilt werden, erklärt der Zeitmanagement-Experte Martin Krengel aus Berlin. "Häppchen-Taktik" nennt er diese Strategie und weiß: "Es ist leichter anzufangen, wenn man das Ende vor Augen hat." Ein schematischer Zeitplan helfe zudem, den Kernbestandteil der Arbeit im Auge zu behalten und nicht zu viel Zeit und Energie auf Detailfragen zu verwenden.

Ein Plan und ein Ort

Steht die grobe Planung, macht es Sinn, sich gewisse Arbeitsroutinen anzueignen, sagt Volker Koscielny von der Zentralen Studienberatung (ZSB) der Universität Münster. Möglich sei etwa, eine intensive Arbeitsphase am Vormittag und eine am Nachmittag anzusteuern, jeweils bis zu vier Stunden lang. "Solange man sich eben konzentrieren kann", sagt der Diplom-Psychologe. Kleine Pausen sind dabei wichtig. Hier gilt: Weg vom Bildschirm, für mindestens 15 Minuten. Um abschalten zu können, sollten sich Studenten den Abend nach Möglichkeit freihalten für Hobbys und Freunde.

Bei Zeitknappheit kann man hier auch eine dritte Schreibphase einbauen. Sich den Tag in Blöcke zu unterteilen, ist Krengel zufolge ideal für die Gestaltung der Abschlussarbeit. Tagespläne geben Struktur und visualisieren im Idealfall wichtige Aufgaben. Sie können aber auch demotivierend sein, wenn sie zu optimistisch gestaltet sind, gibt Volker Koscielny zu bedenken. "Anstatt konkrete Inhalte festzulegen, sollten Studenten lieber den Rahmen bestimmen, wann sie arbeiten. Das wirkt entstressend."

Wichtig ist Krengel zufolge außerdem, stets den eigenen Biorhythmus mit seinen Leistungskurven zu beachten. "Es ist oft wenig effektiv, sich zu einer bestimmten Zeit zur Arbeit zu zwingen." Konkret heißt das: Wer abends fitter ist, sollte auch zu dieser Zeit schreiben. Frühaufsteher tun das besser morgens.

Konzentriert Arbeiten

In den Arbeitsphasen sollte jegliche Ablenkung vermieden werden. Verschiedene Studien konnten Hammers zufolge etwa belegen, dass Fernsehen und Radio im Hintergrund kontraproduktiv sind. Zudem gilt es, Prioritäten zu setzen. "Wird das Gehirn zuerst mit der wichtigsten Aufgabe gefüttert, arbeitet es unbewusst auch bei Unterbrechungen daran weiter", erläutert Krengel. Im Umkehrschluss sei diese Arbeitsweise effizienter, da so die Gefahr verringert werde, sich mit weniger wichtigen Detailfragen zu verzetteln.

Eine Stoppuhr könne helfen, die Konzentration zu erhöhen und den zeitlichen Rahmen einzelner Arbeitsphasen vorzugeben. "Man bekommt so auch ein gutes Gefühl dafür, wie viel man zu leisten imstande ist", sagt der Experte. Denn wer sich die Zeiten notiere, habe das Tagespensum im Blick. Mit diesen Erkenntnissen lassen sich etwa Wochenpläne besser gestalten. Hammers rät, diese als eine Art Fortschrittskontrolle zu nutzen. "Im Abgleich von Soll und Ist merke ich schnell: Komme ich im Moment voran? Muss ich künftig mehr tun?"

Das Café ist nicht tabu

Wichtig sei, sich stets auch eine Belohnung für den Erfolgsfall in Aussicht zu stellen. Grundsätzlich macht es für Examenskandidaten Sinn, einen festen Arbeitsbereich einzurichten. Ob der zu Hause oder in der Bibliothek liegt, ist vom jeweiligem Typ abhängig. Sinkt die Motivation nach wochenlangem Schuften, können Ortswechsel dienlich sein, rät Krengel. Etwa für einen Perspektivwechsel: "Ein Nachmittag in einem Café gibt Raum, sich von der intensiven Schreibarbeit zu lösen und Redigierarbeiten durchzuführen, die Gliederung zu bedenken und neue Ideen zu entwickeln."

Ein ganzes Wochenende im Ferienhaus oder bei den Eltern kann zur Arbeitsklausur genutzt werden, so der Experte. "Für diese Tage kann die Fertigstellung kleinerer Projekte anvisiert werden. Die veränderte Umgebung kann neue Anreize schaffen."

Doch: Aller Planung zum Trotz lässt sich Stress im Endspurt oft nicht vermeiden. Hier gilt es, sich nicht verrückt zu machen, sondern Entscheidungen zu treffen und Kompromisse einzugehen, rät Volker Koscielny, Studienberater an der Uni Münster. Falsch sei es, auf Schlaf oder Treffen mit Freunden zu verzichten. Stattdessen lautet sein Rat: "Nicht zu viel machen, noch einmal den Überblick auf das ganze Projekt gewinnen und Raum für Korrekturen lassen."

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