USA:"In fünf Jahren werden wir sehen, was wir unseren Kinder angetan haben"

Ob der Wettbewerb die Bildungsqualität steigen lässt, wie Befürworter argumentieren, ist umstritten: So haben sich die schulischen Leistungen von Viertklässlern in Michigan seit dem rapiden Anstieg von Charter-Schulen in den vergangenen zehn Jahren deutlich verschlechtert, wie das unabhängige Institut Education Trust Midwest ermittelt hat. Im Leistungsvergleich schnitten 38 Prozent der Charter-Einrichtungen schlecht ab.

Zu den Quoten der Schulabbrecher bei Charter- und Voucher-Schulen gibt es keine verlässlichen Zahlen. Es fehlt Transparenz und die nötige Kontrolle von außen, wird von Bildungsexperten beklagt.

Ein Beispiel: Yes Prep, eine Charter-Schul-Kette in Texas, rühmt sich dafür, dass es 100 Prozent ihrer Absolventen auf die Universität schaffen. Der Haken laut Schneider: "Sie sagen ihren Schülern: Wenn du es nicht auf die Uni schaffst, wirst du bei uns hier keinen Abschluss machen." Die Schüler bewerben sich also während des letzten Schuljahres für ihr Studium. Werden sie nirgendwo aufgenommen, fallen sie durch die Abschlussprüfungen und sind somit keine Absolventen. Außerdem gibt es keine offiziellen Zahlen, wie viele ehemalige Charter-Schüler, die es auf die Uni schaffen, das Studium erfolgreich zu Ende bringen.

Ein Bildungsgutschein heißt auch nicht, dass ein Schüler die von ihm favorisierte Schule besuchen kann. Elite-Schulen verlangen ohnehin höhere Schulbeiträge als mit dem Voucher abgedeckt seien. Und viele andere Privatschulen sortieren unerwünschte Kinder durch ihre Aufnahmeregelungen aus: "Sie wählen möglichst viele Schüler mit guten Noten aus, damit sie selbst bei den Schulevaluierungen gut dastehen", sagt Schneider. Schlechte Schüler habe es somit schwerer, überhaupt eine Einrichtung zu finden, die sie akzeptiert - und landen so wieder im geschwächten öffentlichen System. In der Praxis führt das Aufnahmesystem auch dazu, dass die Kinder nicht mehr eine Schule in ihrer Nachbarschaft besuchen können, sondern oft bis ans andere Ende der Stadt pendeln müssen, um zum Unterricht zu kommen. Eine Zusatzbelastung für Schüler und Eltern.

DeVos will sich bei ihrer Schulreform nach drei Prinzipien richten: Privatisierung, religiöse Erziehung und möglichst wenig staatliche Kontrolle. Ein Weg, den fast alle Republikaner und Präsident Trump bevorzugen.

"In fünf Jahren werden wir sehen, was wir unseren Kinder angetan haben", ist sich Schneider sicher. In der Arbeitswelt werde man dann bemerken, wie schlecht die Schüler ausgebildet sind. "Es wird ihnen an der Fähigkeit fehlen, kritisch und kreativ zu denken und innovativ zu sein."

Doch jetzt geht DeVos im Bildungsministerium erst einmal an die Arbeit. Trump hat im Wahlkampf schon versprochen, 20 Milliarden für Voucher bereitzustellen. Geld, das von anderen Stellen im Bildungshaushalt erst einmal abgezwackt werden muss.

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