In "School Choice: The End of Public Education?" zieht sie eine Zwischenbilanz, welche Folgen die Schul-Privatisierung für amerikanische Schüler hat. Für die Expertin steht fest: "Charter-Schulen sind ein Holzweg." Die Umschichtung der Mittel in Charter Schools schwäche das öffentliche Schulsystem, ohne dass der Staat die neu geschaffenen Privateinrichtungen ausreichend kontrollieren würde. Aussagen über ein höheres Bildungsniveau seien bei genauerer Betrachtung zweifelhaft. Kritikpunkte, die auch Lehrerverbände, einige demokratische Senatoren und andere Bildungsexperten regelmäßig äußern.
Das Ziel von DeVos sei es, Kindern aus Geringverdiener-Familien zu einer besseren Schule und somit einer besseren Ausbildung zu verhelfen, argumentieren die Unterstützer der 59-Jährigen. Die öffentlichen Schulen haben in den USA einen miserablen Ruf. Bei der internationalen Pisa-Studie, bei der die Leistungen 15-Jähriger aus 72 Ländern verglichen wurden, lagen amerikanische Kinder 2015 beim Lesen auf Platz 40 (Deutschland Platz 16) und in Mathematik auf Platz 24 (Deutschland Platz 11).
Wer es sich leisten kann, steckt sein Kind von jeher auf eine Privatschule. Warum also sollten nicht auch Sprösslinge aus ärmeren Familien davon profitieren, argumentieren Charter-Befürworter. Schließlich sei es doch egal, ob das Geld der Steuerzahler in öffentliche Schulen fließe oder an private, meint auch der republikanische Senator Lamar Alexander, einer ihrer Unterstützer und der Vorsitzende von DeVos' Anhörungskomitee im Senat.
In einem Blog-Beitrag auf Medium schreibt er, Charter seien schlicht "öffentliche Schulen mit weniger Regierung und Gewerkschaftsregelungen, so dass die Lehrer mehr Freiheit beim Unterrichten haben und die Eltern bei der Schulwahl."
Privatschulen unterliegen nicht dem Einfluss der Lehrergewerkschaften. Die sind gut organisiert und, so der Vorwurf, würden eine wirkliche Bewertung von Lehrkräften bis hin zur Entlassung bei mangelndem Engagement verhindern. In der Praxis jedoch verdient das Lehrpersonal an den Charter-Schulen nun nicht nur schlechter, sondern muss auch regelmäßig viele Überstunden leisten. Charter-Schulen hätten deshalb oft ein Burn-out-Problem und eine hohe Personalfluktuation, berichtet Schneider.
Wenig staatliche Kontrolle
"Jeder, der möchte, kann eine Charter eröffnen, dazu braucht man keine besondere Qualifikation", beklagt Schneider außerdem - Vorkenntnisse über Bildung und Erziehung sind überflüssig. Ein bekanntes Beispiel ist etwa der ehemalige Tennisspieler Andre Agassi. Er eröffnete zusammen mit einem Finanzinvestor landesweit Schulen.
In anderen Bundesstaaten machten Charter-Schulen in den vergangenen Jahren durch Vetternwirtschaft Schlagzeilen: Betreiber und Rektoren vergaben Jobs oder Aufträge an Bekannte oder Verwandte - durch fehlende Transparenz- und Ethikverpflichtungen kamen die Fälle oft erst sehr viel später ans Licht.