Unterfinanzierte Hochschulen:DFG-Chef fordert "Bildungspfennig"

Für die chronisch klammen deutschen Unis soll die Mehrwehrtssteuer erhöht werden - das fordert zumindestens Matthias Kleiner, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Analog zum einstigen Kohlepfennig sollen nach Meinung von Deutschlands oberstem Forschungsförderer in Zukunft alle Bürger für die Verbesserung der Bildung zahlen.

Angesichts der Unterfinanzierung an den deutschen Hochschulen kann sich der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Matthias Kleiner, eine zusätzliche Steuerbelastung vorstellen. "Wenn wir das Wort von der Bildungsrepublik ernst nehmen, könnte ich mir auch vorstellen, dazu etwa die Mehrwertsteuer zu erhöhen. Wir hatten einst den Kohlepfennig als Aufschlag auf den Strompreis. Warum sollten wir heute in der Wissensgesellschaft nicht einen Bildungspfennig einführen, genauer gesagt einen Wissens-Cent?", sagt Deutschlands oberster Forschungsförderer im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Wissenschaft sei schließlich "der entscheidende Rohstoff, auf dem unsere Gesellschaft und Wirtschaft aufbaut".

Deutsche Bildung wird besser

Volle Hörsäle, leere Kassen: Deutschlands Unis sind chronisch klamm.

(Foto: dpa)

Die von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) anvisierte Änderung des Grundgesetzes, wonach der Bund an die Hochschulen der Länder direkte Zuschüsse geben dürfte, begrüßte Kleiner. "Ich finde es richtig, dass der Bund sich stärker engagieren kann. Aber das heißt ja nicht, dass der Bund die Grund- und Dauerfinanzierung der Universitäten übernimmt."

Für eine wirklich gute Grundausstattung brauche es etwa fünf Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich. "Wir müssen die Länder in die Lage versetzen, ihren verfassungsgemäßen Aufgaben nachzukommen." Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hatte zusammen mit dem Wissenschaftsrat jüngst die Exzellenzinitiative von Bund und Länden organisiert, über die in der aktuellen Runde insgesamt 2,4 Milliarden Euro für die Top-Forschung der kommenden Jahre vergeben wurden. Davon profitiert Kleiners Ansicht nach aber auch die Lehre.

Vom 2. bis zum 4. Juli findet in Dortmund die DFG-Jahresversammlung statt. Bundespräsident Joachim Gauck wird erwartet, zudem steht die Wahl von Kleiners Nachfolger an. Der 57-jährige Professor der Ingenieurswissenschaften scheidet zum Jahresende aus dem Amt. Es gibt drei Kandidaten für seinen Posten: die Chemikerin Professor Katharina Kohse-Höinghaus von der Universität Bielefeld, den Pharmakologen Professor Martin Lohse von Universität Würzburg sowie den Germanisten Professor Peter Strohschneider von der Universität München. Die DFG, nahezu vollständig von Bund und Ländern finanziert, ist Europa größte Forschungsförderorganisation.

Das vollständige Interview mit Matthias Kleiner lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung vom 2. Juli 2012.

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