Mittwochvormittag, Hauptseminar. Am Ende der zweistündigen Videokonferenz erlaube ich mir die Frage, wer heute lieber im frisch möblierten Seminarraum des Historischen Instituts gesessen hätte statt vor seinem Laptop oder Smartphone, wo wir uns seit Anfang Mai Woche für Woche "treffen". Mag sein, das war ein wenig suggestiv formuliert, aber die Antworten sind eindeutig: Bis auf eine Kommilitonin, die auf persönliche Gründe verweist, ziehen es alle vor, sich auf den Weg in die Universität zu machen. Ganz ähnlich am Vortag das Ergebnis nach der Vorlesung, die ebenfalls online stattfindet: Zwar hat sich auch "dort" bisher niemand über die Situation beschwert - und sei es nur, weil alle wissen, dass die Dinge in diesem von Corona geprägten Sommersemester 2020 nirgendwo sehr viel anders gehandhabt werden als in Jena. Aber der Eindruck ist doch, dass die Lust aufs Digitale mittlerweile deutlich nachgelassen hat, bei den Lernenden wie bei den Lehrenden.
Hochschule und Corona:Uni braucht Leben
Zu Beginn der Pandemie herrschte an Universitäten nervöse Neugier, ob ein digitales Seminarprogramm funktionieren könnte. Mittlerweile ist klar: Das, was Universität ausmacht, kann im digitalen Raum nicht stattfinden.
Kolumne von Norbert Frei
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