Universität Greifswald:Formfehler

Im Januar beschloss die Universität Greifswald die Trennung von ihrem bisherigen Namenspatron Ernst Moritz Arndt. So nicht, sagte nun die Bildungsministerin von Mecklenburg-Vorpommern - und der jahrzehntealte Streit geht in die nächste Runde.

Von Paul Munzinger

Der Streit schien zwar nicht beendet, aber zumindest entschieden zu sein: Mitte Januar beschloss der Akademische Senat der Universität Greifswald, den Namen des umstrittenen Publizisten Ernst Moritz Arndt (1769 - 1860) abzulegen. Die Änderung trete in Kraft, sobald das Bildungsministerium in Mecklenburg-Vorpommern zugestimmt hat, teilte die Universität mit - offenkundig in dem Glauben, es handle sich bei dieser Zustimmung nur noch um eine Formsache. Sie täuschte sich.

Bildungsministerin Birgit Hesse (SPD) verweigerte der Namensänderung am Dienstag die Zustimmung, betonte aber, dies sei nicht als inhaltliche Einmischung misszuverstehen. Grund sei ein Formfehler. Bevor der erweiterte Senat der Universität habe abstimmen dürfen, hätte sich der engere Senat damit befassen müssen. Die Universität akzeptierte die Entscheidung in einer Stellungnahme, sah sich allerdings in ihrer Auffassung bestätigt, selbst über den Namen bestimmen zu dürfen.

Die Befürworter einer Namensänderung, die sich im Januar im Senat durchgesetzt hatten, sind der Meinung, der Name Arndts erschwere es der Universität, internationale Studenten und Wissenschaftler nach Greifswald zu locken. Arndt, auf Rügen geboren und lange Zeit als Freiheitskämpfer und Patriot verehrt, wird wegen antisemitischer und frankreichfeindlicher Aussagen zunehmend kritisch gesehen.

Der Senat könnte bereits am Mittwoch erneut über den Namen abstimmen, das haben elf studentische Senatoren beantragt. Einen Tag zuvor berät die Bürgerschaft in einer Dringlichkeitssitzung. Der bereits seit Jahrzehnten geführte Namensstreit geht in die nächste Runde.

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