Youtube-Video der Uni Bergen:Maschinengewehre gegen Plagiatoren

Ein Roboter verfolgt ihn, eine Frau spuckt ihn an und Einsatzkräfte führen ihn in Handschellen ab. Er hat es verdient, denn er hat plagiiert. All das geschieht dem Protagonisten eines skurrilen und lustigen Youtube-Videos der Universität Bergen. Die Hochschule will für das Thema Plagiate sensibilisieren - mit Action, Sex und Musical.

Tina Nachtmann

Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen umzingeln ihn, verhaften ihn und führen ihn in Handschellen ab. Dann wird er von einer Passantin auf der Straße angespuckt und zu guter Letzt fliegt er auch noch mit Sack und Pack von der Uni. Aber er hat es verdient: Er hat eine wissenschaftliche Arbeit aus dem Internet kopiert, anstatt sie selbst zu schreiben.

All das geschieht dem Protagonisten eines Films, den die Universität im norwegischen Bergen auf Youtube gestellt hat. Um ihre Studenten und auch die Öffentlichkeit für das Problem des Abschreibens zu sensibilisieren, hat sie ein lustiges, skurriles, aber auch informatives Video drehen lassen, das bezeichnenderweise ein wenig Charles Dickens' Weihnachtsgeschichte abkupfert.

Ein Geist erscheint dem Plagiator und zeigt ihm die - zugegebenermaßen etwas überzeichneten - Folgen von Plagiaten auf, muss mit ihm vor einem Kopien-erkennenden Roboter flüchten, gibt ihm aber auch einen Vorgeschmack auf den Ruhm, der ehrlichen Wissenschaftlern zuteil werden kann. Action, Sex und Musical - von allem ist in dem Video etwas dabei.

Der Film kursiert bereits seit längerem auf Youtube. Die Reaktionen seien beachtlich, erzählt Svein-Arne Selvik von der Universitäts-Bibliothek in Bergen, der das Video zusammen mit zwei Kommunikationswissenschafts-Studenten produziert hat. Universitäten aus aller Welt zeigten das Video ihren Studierenden, erst kürzlich habe eine kolumbianische Universität eine spanische Version des Films fertiggestellt. Norwegische Medien und Blogs sowie solche aus der ganzen Welt berichteten über den Streifen, ein englischsprachiges Buch erwähne das Video und dänische Stundenten hätten es sogar in einer wissenschaftlichen Arbeit analysiert.

"Ich hätte wirklich nie gedacht, dass der Film so viel Zuspruch bekommt", sagt Selvik. Das Projekt der Uni-Bibliothek Bergen war im Rahmen des Programms "search & write" entstanden, das Studenten helfen soll, wissenschaftliche Arbeiten korrekt zu verfassen. "Viele Studienanfänger wissen eben nicht, wie das geht, weil es in der Schule vielleicht nicht so streng zuging", sagt Selvik. "Und das ist eben auch eine ganz andere Generation, für die alles online ist." Der Filmdreh hat einige Monate gedauert. Fast alle Darsteller sind Mitarbeiter der Bibliothek. Auch der Bibliotheks-Direktor ist zu sehen - er gibt den Geist, der am Ende selbst zum Plagiator wird.

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