Umfrage:Lernen allein zu Haus

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Schüler und Schülerinnen fühlten sich im Frühjahr von der Schule oft im Stich gelassen. Vier von zehn hatten Hausaufgaben, aber keinen Unterricht.

Von Susanne Klein

Schul-Shutdowns mögen für die große Politik seit dem vergangenen Mittwoch bis auf Weiteres erledigt sein: Schulen bleiben offen, schließen müssen andere. Doch Schülerinnen und Schüler erleben oft das Gegenteil. Kein Land, in dem nicht Klassen oder ganze Schulgemeinschaften wegen Corona-Infektionen nach Hause geschickt würden. Allein in Bayern waren jüngst mehr als 1500 Klassen in Quarantäne.

Die Schule außerhalb der Schule ist also Realität. Wie Kinder und Jugendliche sie erleben, zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, die sich auf einfache Fragen konzentriert. Zum Beispiel: Welchen Unterricht hattet ihr während der Schulschließungen im Frühjahr? Wer waren eure Lehrer? Wie habt ihr euch gefühlt? Befragt wurden gut 1000 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen elf und 18 Jahren. Ihre Antworten sind Mahnungen für diesen Herbst und Winter.

Jeder vierte Schüler hat sich demnach häufig oder sogar ständig von seiner Schule alleingelassen gefühlt. 53 Prozent der Gymnasiasten und 32 Prozent der Realschüler erhielten Fernunterricht mit Kamera in der Gruppe oder allein mit Lehrern der Schule. Knapp jeder dritte wurde zusätzlich oder ausschließlich von Eltern, Geschwistern oder Nachhilfelehrern unterrichtet. Und mehr als jeder vierte Lernende hatte in der ersten Welle gar keinen Unterricht und bekam lediglich Aufgaben gestellt. In sechs von zehn Fällen erreichten diese die Schüler per Mail, ansonsten wurden sie per Post geschickt, abgeholt oder nach Hause gebracht.

Die Umfrage fand Ende September statt, als das neue Schuljahr überall längst lief. Deshalb ist auch ein Ergebnis relevant, das nicht nur den Auftraggeber interessieren dürfte, den Elektronikhersteller Samsung: 36 Prozent der Schüler hatten Ende September keinerlei Zugang zu einem Tablet, zwei Drittel von ihnen fühlen sich dadurch benachteiligt. Dabei sind Tablets, weil handlich und relativ erschwinglich, bevorzugte Endgeräte für die digital gestützte Lehre - also auch für den jetzt wieder häufigen Distanzunterricht. Das zeigt nicht zuletzt das Sofortausstattungsprogramm von Bund und Ländern. Zigtausende Tablets für bedürftige Schüler wurden landauf, landab bestellt, 40 000 allein in Berlin. Doch viele Geräte müssen erst noch ankommen.

© SZ vom 02.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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