Bildungsabkommen:Deutschland sollte türkische Schulen gestatten

Bildungsabkommen: Drei Auslandsschulen betreibt Deutschland in der Türkei, nun will die Türkei auch drei Schulen in Deutschland.

Drei Auslandsschulen betreibt Deutschland in der Türkei, nun will die Türkei auch drei Schulen in Deutschland.

(Foto: Jens Kalaene/dpa)

Will Deutschland weiter Schulen in der Türkei betreiben, muss es mit Ankara über türkische Schulen hierzulande sprechen. Das ist schlicht eine Frage der Gleichberechtigung.

Kommentar von Paul Munzinger

Türkische Privatschulen in Deutschland, finanziert zum Großteil durch den deutschen Staat: Die Idee mag für manche wie eine Provokation klingen. Vor allem, wenn man sich nicht nur den rabiaten Kurs vor Augen führt, den der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan seit Jahren fährt, sondern auch die besitzergreifende Fürsorge, die er Menschen mit türkischen Wurzeln in Deutschland angedeihen lässt. Jetzt also auch die Schüler? Die Bedenken sind berechtigt. Dennoch ist es richtig, dass Berlin sich auf Verhandlungen über türkische Schulen in Deutschland (nicht ganz freiwillig) eingelassen hat.

Die Bundesregierung hat gar keine andere Wahl. Soll es auch weiterhin deutsche Auslandsschulen in der Türkei geben, dann kann Berlin Ankara den Wunsch nach Gleichberechtigung nicht abschlagen. Die Aufgabe der Diplomaten besteht nun darin, die Schulen am Verhandlungstisch so zu entwerfen, dass sie eben nicht zum befürchteten Integrationshindernis werden, oder gar zum Einfallstor für Ideologie aus Ankara.

Ein gutes Zeichen ist daher, dass die türkischen Schulen Ersatzschulen sein sollen. Der Staat sichert sich so enge Kontrollmöglichkeiten; dass er die Schulen im Gegenzug mitfinanziert, ist ein vertretbarer Preis. Der Entwurf des Abkommens zeigt aber auch, dass die Kontrolle da schwächelt, wo die Themen sensibel werden: bei den Zusatzangeboten etwa in türkischer Geschichte und "Religionskultur". Hier sehen die Bundesländer die Verhandlungen zu Recht noch nicht als abgeschlossen an.

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