Studium mit Doppel-Abschluss:Wie funktionieren internationale Studiengänge?

In Deutschland und den USA studieren und dabei sowohl ein deutsches Diplom als auch einen amerikanischen Bachelor erwerben? An internationalen Hochschulen ist das kein Problem. Allerdings ist die Zahl der Bewerber für einen Studienplatz hoch. Was Studenten beachten sollten.

Deutscher Bachelor et diplôme français? Deutscher Master and English Master? Akademisch zwei oder sogar drei Fliegen mit einer Klappe schlagen, können Studenten in bi- oder trinationalen Studiengängen. Hier lernen sie in mehreren Sprachen und bekommen Abschlüsse verschiedener Hochschulen. Bei anderen internationalen Studiengängen werden zwar keine Doppel-Abschlüsse vergeben, aber auch hier sind Auslandsaufenthalte fest in den Studienverlauf integriert.

Bi- oder trinationale Studiengänge gewinnen der Studie "Joint and Double Degree Programme" zufolge weltweit an Bedeutung. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 500 internationale Abschlüsse. Deutsche Hochschulen kooperieren dabei mit einer oder zwei Hochschulen im Ausland, meist in Europa oder Amerika. Am verbreitetsten sind sie in den Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften.

An der Hochschule Osnabrück beispielsweise gehen Studenten im Studiengang Aircraft and Flight Engineering im dritten Studienjahr an die University of the West of England in Bristol, wo sie neben dem deutschen auch den englischen Bachelor oder Master machen können. Im trinationalen Studiengang der Hochschulen Freiburg, Karlsruhe, Basel und Straßburg lernen die Studenten an vier Orten auf Deutsch, Englisch und Französisch.

Studienplätze in internationalen Studiengängen sind begehrt, erst recht wenn dabei auch noch ausländische Abschlüsse vergeben werden. Meist ist die Bewerberzahl um ein Vielfaches höher als die Kapazitäten der Hochschule. Wer sich für ein "double degree" bewirbt, muss daher mit einem aufwendigen Bewerbungsverfahren, beispielsweise mit Motivationsschreiben, Sprachtests oder Auswahlgesprächen rechnen. Häufig geht es auch darum, dass die Bewerber ihr ernsthaftes Interesse am Gastland unter Beweis stellen und zeigen, dass sie sich bereits Gedanken über das Studium im Ausland gemacht haben.

Wichtig ist, dass sich Interessierte vor der Bewerbung genau informieren, welche Studiengänge es gibt und was sie versprechen. Abiturienten müssen beispielsweise darauf achten, dass sie auch wirklich zwei anerkannte Abschlüsse bekommen und nicht nur ein Zertifikat der Hochschule im Ausland. Mit akkreditierten internationalen Studiengängen, die man auch über den Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz suchen kann, sollte es hier keine Probleme geben. Außerdem können Studenten in der Datenbank des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) etwa 2000 Studienangebote weltweit nach Ländern und Fachrichtungen durchsuchen .

Bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Wer es geschafft hat, nimmt sein Studium meist an der Heimathochschule in Deutschland auf und wechselt dann nach einigen Semestern an die Partnerhochschule im Ausland. Bei trinationalen Studiengängen ist dann in den höheren Semestern noch eine dritte Station vorgesehen. Teilweise ist auch ein Praktikum in ausländischen Unternehmen in den Studiengang integriert. Gerade in den ersten Semestern wird das eigentliche Studienfach häufig durch Sprachkurse oder landeskundliche Seminare als Vorbereitung für den Auslandsaufenthalt ergänzt.

Anders als Gaststudenten arbeiten Studenten in internationalen Studiengängen auch an den ausländischen Hochschulen ganz normal mit und machen Prüfungen. Die beteiligten Hochschulen haben Studienverlauf und -inhalte aufeinander abgestimmt. Um die Anerkennung von Studienleistungen, Überschneidungen der Vorlesungszeiten der jeweiligen Hochschulen und Einhaltung der Regelstudienzeit müssen sich Studenten keine Sorgen machen. Am Ende bekommen die Absolventen in bi- oder trinationalen Studiengängen Zeugnisse von allen beteiligten Hochschulen (double degree) oder ein gemeinsam ausgestelltes über den Mehrfachabschluss (joint degree).

Internationale Studiengänge sind sehr angesehen und versprechen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Nicht nur wegen der guten Sprachkenntnisse und der intensiven Auslandserfahrung der Absolventen, sondern auch wegen der meist hohen Anforderungen. Das Lernpensum ist hoch, der Anspruch auch, weil Studenten den Stoff gleich in mehreren Sprachen bewältigen müssen.

Hinzu kommen organisatorische Herausforderungen, weil alle paar Semester der Umzug in eine neue Stadt geregelt werden muss. Den Studenten verlangt das viel Mobilität und Flexibilität ab. Für Personaler kann das ein wichtiges Kriterium sein und ein Signal, dass sie über die erworbenen Qualifikationen hinaus einen besonders motivierten und engagierten Bewerber vor sich haben.

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