Studieren mit Stipendium:Ich studiere, du zahlst

Bildung ist Luxus? Wer knapp bei Kasse ist, muss nicht gleich seinen Traum vom Studium aufgeben. Eine große Auswahl an Stipendien macht das Leben leichter und den Abschluss erschwinglich. Welche Förderungsmöglichkeiten es gibt und worauf es bei der Bewerbung ankommt. Ein Überblick.

Daniela Otto

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PK zu Förderung von Universitäten

Quelle: dpa

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Probieren geht über Studieren - zumindest was die Bewerbung für ein Stipendium angeht. Wer sich das Luxusgut Bildung nicht leisten kann, muss nicht gleich seinen Studientraum aufgeben, sondern kann sich um finanzielle Unterstützung bemühen. Dabei sollte man sich die Stiftungen genau ansehen. Denn Förderungsmöglichkeiten gibt es viele - doch nicht jeder Bewerber passt zum Profil. Prinzipiell muss man bei der Vielzahl von Stiftungen zwischen unabhängigen, parteinahen und konfessionell orientierten Organisationen unterscheiden. Wichtig ist, sich gezielt auf eine individuell passende Organisation zu bewerben. Ein Überblick.

Das Stipendium: Deutschlandstipendium

Wer steht dahinter:

Das Deutschlandstipendium ist eine bundesweite Fördermöglichkeit und wird seit dem Sommersemester 2011 vergeben. Die frühere Bundesministerin Annette Schavan trieb dieses Prestigeprojekt eifrig voran und verkündete: "Die Zeit ist reif für eine neue Stipendienkultur." Das Stipendium wird jeweils zu 50 Prozent vom Bund und privaten Förderern finanziert. Außerdem spielen die Universitäten selbst eine große Rolle, da sie selbst potentielle Geldgeber akquirieren müssen.

Wer kann sich bewerben:

Prinzipell ist jede Fachrichtung förderbar. Voraussetzung für eine Bewerbung sind gute Noten und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Auch das erfolgreiche Meistern von Hindernissen im eigenen Lebens- und Bildungsweg wird berücksichtigt.

Wie kann ich mich bewerben:

Bewerben können sich alle Studienanfängerinnen und -anfänger direkt bei einer Hochschule, die das Deutschlandstipendium anbietet. Wer sich zum Beispiel an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität bewerben will, muss zunächst ein Online-Formular ausfüllen, anhand dessen eine Vorauswahl getroffen wird. Schließlich entscheidet die Hochschulleitung, wer gefördert wird und wer nicht.

Was bekomme ich:

Das einkommensunabhängige Fördergeld von monatlich 300 Euro (zusätzlich zu Bafög-Leistungen) erhalten die Stipendiatinnen und Stipendiaten für mindestens zwei Semester und höchstens bis zum Ende der Regelstudienzeit.

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Quelle: AP

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Die Stiftung: Studienstiftung des deutschen Volkes

Wer steht dahinter:

Prof. Dr. Carl Duisberg rief 1921 die studentische Selbsthilfeorganisation "Wirtschaftshilfe der deutschen Studentenschaft" ins Leben. Daraus entwickelte sich die Studienstiftung, die 1925 in Dresden als Verein gegründet, während des Zweiten Weltkrieges 1934 aufgelöst und 1948 neu gegründet wurde. Hervorgehoben wird die Tatsache, dass das größte und älteste Begabtenförderungswerk politisch, konfessionell und weltanschaulich unabhängig ist.

Wer kann sich bewerben:

Auch hier gelten als Voraussetzungen Leistungsstärke und die Bereitschaft, soziale Verantwortung zu übernehmen.

Wie kann ich mich bewerben:

Es gibt zwei Möglichkeiten, Stipendiat zu werden: Die bevorzugte Variante ist der Vorschlag: Professoren oder Schulleiter schlagen der Stiftung besonders begabte Abiturienten oder Studenten vor. Steht man nicht unmittelbar in der Gunst eines (Hochschul-)Lehrers, gibt es noch die Möglichkeit der Selbstbewerbung. Für 2011 ist das Auswahlverfahren bereits abgschlossen, im Wintersemester 2011/2012 ist eine Selbstbewerbung wieder möglich. Um in das Auswahlverfahren aufgenommen zu werden, muss zunächst ein Test bestanden werden. Die Teilnahmegebühr für den Test beträgt 50 Euro. Dieser wird in verschiedenen Testzentren unter Aufsicht am Computer durchgeführt und prüft kognitive Fähigkeiten. Er setzt keinerlei spezifisches Wissen voraus und ist deshalb nicht trainierbar. Wer dennoch nicht ganz unvorbereitet antreten will, kann sich Beispielaufgaben anhand einer Demo-Version anschauen. Zu den Aufgaben zählen das Interpretieren von Diagrammen und Tabellen, das Erschließen von Analogien, räumliches Vorstellungsvermögen und Textanalyse.

Sind die formalen Voraussetzungen erfüllt, müssen die Bewerber durch "Leistung, Initiative und Verantwortungsbewusstsein" im Auswahlverfahren überzeugen. Dieses besteht aus zwei Einzelgesprächen sowie Gruppendiskussionen mit Einzelreferaten.

Was bekomme ich:

Studierende erhalten monatlich jeweils 597 Euro sowie 150 Euro Büchergeld. Doktoranden werden mit monatlichen 1050 Euro und einer Forschungspauschale von 100 Euro gefördert. Das Promotionsstipendium wird in der Regel zwei, maximal aber drei Jahre vergeben.

Podiumsdiskussion 60 Jahre Bundesrepublik

Quelle: ddp

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Die Stiftung: Konrad-Adenauer-Stiftung

Wer steht dahinter:

Die CDU. Elementarer Bestandteil des Wertekanons der Konrad-Adenauer-Stiftung ist die christlich-demokratische Weltsicht vom Menschen als "Geschöpf Gottes in seiner Gleichwertigkeit, Verschiedenartigkeit und Unvollkommenheit." Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit zählen zu den Grundpfeilern der Stiftung. Darüber hinaus wird die internationale Ausrichtung im Rahmen eines weltweiten Netzwerks betont.

Wer kann sich bewerben:

Gefördert werden deutsche Graduierte und deutsche Studierende jeder Fachrichtung, Nachwuchs-Journalisten, ausländische Studierende und Graduierte sowie Künstler. 

Neben herausragenden Zensuren sind auch hier soziales oder politisches Engagement gefragt. Die Konrad-Adenauer-Stiftung setzt sich die Ausbildung zukünftiger Führungskräfte und Leistungseliten zum Ziel.

Wie kann ich mich bewerben:

Studenten können ihre Unterlagen, zu denen ein ausgefüllter Bewerbungsbogen, Zeugnisse, Lebenslauf, ein Persönlichkeitsgutachten sowie ein Hochschullehrergutachten gehören, zweimal im Jahr zur angegebenen Frist (jeweils der 15. Januar und der 1. Juli eines jeden Jahres) an die Stiftung senden. Das Auswahlverfahren ist zweistufig und dauert ca. 3 bis 4 Monate. Wer es in die Vorauswahl geschafft hat, wird zu einer Auswahltagung eingeladen.

Was bekomme ich?

Wer bei Klausuren, Gruppendiskussionen und Einzelgespräch punkten kann, darf sich über eine Förderung von bis zu 597 Euro monatlich zuzüglich 150 Euro Büchergeld freuen.

Doktoranden erhalten 1050 Euro monatlich. Dieses wird zunächst ein Jahr, maximal jedoch drei Jahre lang vergeben. Für dieses Jahr sind die Bewerbungsfristen am 15. Juli und 15. Dezember angesetzt.

1. Internationales Strategiesymposium zum Thema ' Deutschlands Stellung in der Welt'

Quelle: dapd

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Die Stiftung: Hanns-Seidel-Stiftung

Wer steht dahinter:

Die CSU. Ziel der Hanns-Seidel-Stiftung ist es, die "demokratische und staatsbürgerliche Bildung des deutschen Volkes auf christlicher Grundlage" unter dem Stiftungsmotto "Im Dienst von Demokratie, Frieden und Entwicklung" zu fördern.

Wer kann sich bewerben:

Wer überdurchschnittliche Studienleistungen sowie sozialen und politischen Einsatz vorweisen kann, darf sich Hoffnung machen. 

Wie kann ich mich bewerben:

Studierende an Universitäten können sich jeweils bis zum 15. Januar und 15. Juli bewerben. Promotionsstudenten bis zum 15. Januar, 15. Mai und 15. Juli. Daneben gibt es noch ein journalistisches Förderprogramm, hierfür gilt ebenfalls die Frist vom 15. Januar bzw.15. Juli. Nach einer Vorauswahl werden die Kandidaten zu einer Auswahltagung geladen. Die Kandidatinnen und Kandidaten haben die Aufgabe, den Auswahlausschuss in einem einstündigen Prüfungsgespräch von sich zu überzeugen.

Was bekomme ich:

Für Studenten beträgt das Stipendium maximal 585 Euro monatlich, hinzu kommt ein monatliches Büchergeld von 80 Euro. Doktoranden werden mit 1050 Euro monatlich und einer Forschungspauschale von 100 Euro gefördert.

Ordentlicher Landesparteitag SPD Saar

Quelle: dapd

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Die Stiftung: Friedrich-Ebert-Stiftung

Wer steht dahinter:

Die SPD. Die Friedrich-Ebert-Stiftung wurde 1925 als politisches Vermächtnis des ersten demokratisch gewählten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert gegründet.

Zu den Zielen der Stiftung gehört die Förderung der politischen und gesellschaftlichen Bildung von Menschen aus allen Lebensbereichen im Geiste von Demokratie und Pluralismus, die Ermöglichung eines Hochschulzugangs für begabte, finanziell benachteiligte junge Menschen und die Unterstützung einer internationalen Verständigung und Zusammenarbeit.

Wer kann sich bewerben:

Grundsätzlich wird jede Fachrichtung gefördert. Persönlichkeit und gesellschaftspolitischer Einsatz sind für die Stiftung genauso wichtig wie gute Leistungen. Gefördert werden junge Talente, die Verantwortung übernehmen und sich ehrenamtlich für die Grundwerte der sozialen Demokratie engagieren. Daneben werden gute bis sehr gute Leistungen in der Schule und im Studium erwartet.

Wie kann ich mich bewerben:

Im Gegensatz zu den meisten anderen Stiftungen, gibt es bei der Friedrich Ebert Stiftung keine Bewerbungsfristen, eine Bewerbung ist jederzeit möglich. Diese erfolgt in vier Schritten: Zunächst müssen Bewerber ein Online-Formular ausfüllen und Fragen zum beruflichen und familiären Hintergrund beantworten. Wer den Anforderungen entspricht, wird aufgefordert, weitere Unterlagen zuzusenden. Mit Glück schafft man es in die dritte Runde und wird zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch geladen. Die endgültige Entscheidung fällt im Auswahlausschuss. Dieser tagt mehrmals jährlich.

Was bekomme ich:

Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten monatlich bis zu 597 Euro zuzüglich 150 Euro Büchergeld.

Die Graduiertenförderung beträgt 1050 Euro plus 100 Euro Forschungspauschale monatlich.

Heinrich Böll

Quelle: dpa

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Die Stiftung: Heinrich-Böll-Stiftung

Wer steht dahinter:

Die Grünen. Wer einen Sinn fürs Ökologische und die grünen Themen hat, ist bei der Heinrich-Böll-Stiftung, benannt nach dem Schriftsteller und Nobelpreisträger (im Bild), gut aufgehoben und kann mit etwas Glück auf ein Stipendium hoffen. Neben Umweltschutz, Menschenrechten, Demokratie, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zählt außerdem die Gleichberechtigung, sowohl von Frauen und Männern als auch von ethnischen Minderheiten, zu den Grundwerten der Stiftung.

Wer kann sich bewerben:

Hervorragende Studienergebnisse sind für eine Aufnahme in das Stipendiumprogramm wichtig, jedoch betont die Stiftung, dass Leistung nicht nur aus guten Noten besteht - vielmehr ist das Potential junger Menschen unter Berücksichtigung ihrer Biographie von Bedeutung.

Wie kann ich mich bewerben:

Sowohl für Studierende als auch für Promovierende erfolgt die Aufnahme durch ein dreistufiges Auswahlverfahren: Dem Einreichen der schriftlichen Bewerbungsunterlagen, einem einstündigen Fachgespräch mit einem Vertrauensdozenten und einem Auswahlworkshop. Die nächsten Bewerbungsfristen sind der 1. September 2011 und der 1. März 2012.

Was bekomme ich:

Neben der sogenannten materiellen Föderung (Stipendium, Büchergeld, Auslandsförderung usw.) unterstützt die Heinrich-Böll-Stiftung ihre Stipendiatinnen und Stipendiaten auch ideell, beispielsweise durch Beratungsangebote zu Studium und Promotion und dem Zugang zum grünen Netzwerk. Die zentralen Bausteine dieses Programms sind politische Bildung, Ausbau von Schlüsselqualifikationen, Förderung des interdisziplinären Dialogs, Vorbereitung auf den Beruf und Ausbau von Selbstorganisation und Partizipation.

Rosa Luxemburg

Quelle: AP

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Die Stiftung: Rosa Luxemburg Stiftung

Wer steht dahinter:

Die Linke. Die Stiftung, deren Namenspatin die ermordete Kommunistenführerin (im Bild) ist, fördert das Gedankengut des demokratischen Sozialismus. Im Zentrum stehen die reflektierte Analyse des heutigen Kapitalismus sowie der Dialog zwischen linkssozialistischen Intellektuellen.  

Erklärtes Ziel ist es, "durch politische Bildung zu Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und Solidarität sowie zum Ausgleich sozialer, geschlechts- oder ethnisch bedingter Benachteiligung beizutragen".

Wer kann sich bewerben:

Voraussetzungen für ein Studienstipendium sind sehr hohe fachliche Leistungen sowie der Nachweis eines ausgeprägten gesellschaftlichen Engagements im Sinne der Stiftung - Bewerber sollten also bestenfalls einer politisch links ausgerichteten Aktivität nachgehen.

Wie kann ich mich bewerben?

Die Bewerbungsfristen sind jeweils der 30. April sowie der 31. Oktober.

Was bekomme ich:

Für Studenten liegt der Förderungshöchstbetrag liegt bei maximal 597 Euro plus 150 Euro Büchergeld im Monat. Graduierte mit einem Dissertationsvorhaben werden mit monatlich mit 1050 Euro und einer Forschungspauschale von 100 Euro unterstützt. Darüber hinaus können sowohl für Studenten als auch für Promovierende Auslandsaufenthalte unterstützt werden.  

Pope Benedict XVI Annual Holiday

Quelle: Getty Images

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Die Stiftung: Cusanuswerk

Wer steht dahinter:

Die katholische Kirche. Im Fokus der bischöflichen Studienförderung steht die bewusste Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben und "die Frage nach grundlegenden Orientierungen für wissenschaftliches und gesellschaftliches, berufliches und persönliches Handeln".

Ziel ist "die Entfaltung der unverwechselbaren Individualität jedes einzelnen Stipendiaten und jeder einzelnen Stipendiatin."

Wer kann sich bewerben:

Wer sich Chancen erhofft, muss katholisch sein, sollte seinen Glauben ernst nehmen, die Kirche aktiv mitgestalten und den Zeitgeist unter dem Aspekt der Christlichkeit reflektieren.

Bewerben können sich Studenten an Universitäten, Fach-, Musik-, Kirchenmusik-, Kunsthochschulen sowie Doktoranden.

Wie kann ich mich bewerben:

Es gibt zwei mögliche Wege der Bewerbung: Sehr gute Studenten oder Graduierte können vorgeschlagen werden oder sich selbst bewerben.

Was bekomme ich:

Studenten werden monatlich höchstens mit 585 Euro und 150 Euro Büchergeld gefördert. Das Grundstipendium der Graduiertenförderung besteht aus 1050 Euro zuzüglich 100 Euro Forschungspauschale monatlich.

Bischöfin Käßmann betrunken am Steuer

Quelle: Peter Steffen/dpa

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Die Stiftung: Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst

Wer steht dahinter:

Die Evangelische Kirche. Zum Leitbild des Studienwerks gehört die christliche Weltverantwortung. Im Zentrum steht der protestantische Geist, der junge Menschen bei den zahlreichen Herausforderungen der Zukunft leiten soll. 

Wer kann sich bewerben?

Studenten jeder Fachrichtung, die gute Leistungen erbringen, Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen wollen, gerne querdenken und über ihren eigenen Horizont hinaus blicken. Von Bedeutung ist auch ein nachweisbares soziales Engegement (in Kirche, Politik oder Umweltorganisationen). 

Wie kann ich mich bewerben:

Für Studenten gibt es pro Jahr gibt es zwei Bewerbungsfristen (1. März und 1. September). Zu den Unterlagen gehören auch zwei Gutachten: Ein fachliches Gutachten (z.B. von einem Professor) und ein Gutachten über das gesellschaftliche Engagement (z.B. von einem Pfarrer). Außerdem ist eine Bearbeitungsgebühr von zwölf Euro rechtzeitig auf das angegebene Konto zu überweisen.

Für Doktoranden gelten die Bewerbungsfristen vom 15. Dezember und 15. Juni. Es werden ebenfalls zwei Gutachten verlangt. Die Bearbeitungsgebühr beträgt 19 Euro.  

Was bekomme ich:

Studenten erhalten maximal 597 Euro monatlich, zuzüglich 150 Euro Büchergeld.

Doktoranden werden mit monatlichen 1050 Euro und einer Forschungspauschale von 100 Euro unterstützt.

© sueddeutsche.de/dato/holz/bön
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