Süddeutsche Zeitung

Studienförderung:Welche Stipendien gibt es für Migranten?

Ob für angehende Lehrer, Journalisten oder für Flüchtlinge - zahlreiche Stipendien richten sich explizit an junge Leute mit Migrationshintergrund.

Sabrina Ebitsch

An den deutschen Hochschulen sind Studenten mit Migrationshintergrund mit einem Anteil von 23 Prozent noch immer deutlich unterrepräsentiert und auch Schüler ausländischer Herkunft haben häufig nicht dieselben Bildungschancen wie ihre deutschen Klassenkameraden. Mit Stipendien versuchen der Staat sowie unternehmensnahe oder private Organisationen hier gegenzusteuern.

Studenten und Doktoranden mit Migrationshintergrund können sich bei Stiftungen, die sich ausschließlich an Bewerber ausländischer Herkunft richten, ebenso bewerben wie bei den meisten anderen Stiftungen. Vor allem die Begabtenförderwerke werben gezielt um sie und bemühen sich, sie besonders zu fördern.

Im Bewerbungsverfahren werden in diesem Fall der familiäre Hintergrund und der bisherige Lebensweg im Hinblick auf die Schul- und Studienleistungen berücksichtigt - sprich, es wird unter Umständen ein Auge zugedrückt, wenn ein Bewerber "nur" einen Abischnitt von 1,9, aber erst in der Grundschule Deutsch gelernt hat. Auch die Stipendien, für die man sich bereits vor dem Studium bewerben kann und die so eine gewisse finanzielle Sicherheit zum Studienbeginn garantieren, sind ein Teil dieser Bemühungen.

Einige Förderwerke bieten außerdem Stipendienprogramme eigens für Bewerber mit ausländischen Wurzeln an: Die gewerkschaftsnahe Hans Böckler Stiftung beispielsweise bemüht sich mit dem Projekt "Chancengleichheit in der Begabtenförderung" besonders um junge Menschen aus Zuwandererfamilien oder bildungsfernen Elternhäusern: Über die regulären Angebote des Stipendiums hinaus gibt es dabei spezielle Tutorien, Coachings und Karriereberatung. Und bei der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, die insgesamt auf einen hohen Anteil - derzeit 28 Prozent - von Stipendiaten mit Migrationshintergrund Wert legt, gibt es ein Sonderstipendium für junge Migranten, die Journalist werden wollen.

Stipendien für Lehrer und Flüchtlinge

Weil nur fünf Prozent der Lehrer, aber ein Drittel der Schüler Migrationshintergrund haben, unterstützen die Claussen-Simon-Stiftung, die Jürgen-Sengpiel-Stiftung und die Dürr-Stiftung mit dem Stipendienprogramm "Horizonte" angehende Lehrkräfte mit Migrationshintergrund, die ein Lehramtsstudium an der Universität Hamburg absolvieren. Die Stipendiaten werden mit 300 Euro im Monat sowie 150 Euro Büchergeld gefördert und nehmen außerdem an verschiedenen Seminaren zu schulrelevanten Themen teil. Voraussetzung für das Stipendium sind gute Leistungen und erste pädagogische Erfahrungen.

Stipendien für Flüchtlinge und Aussiedler

Die Otto-Benecke-Stiftung finanziert meist nicht das ganze Studium oder die ganze Ausbildung, sondern ist eher ein Beitrag zur Integration: Hauptziel der Stiftung ist es, Aussiedler und Geflüchtete beim Neuanfang in Deutschland in Sprachkursen, Fortbildungen, im Studium oder auf dem Zweiten Bildungsweg zu unterstützen.

Sie kommt dann zum Beispiel für die Kosten des jeweiligen Kurses, für die Übersetzung von Zeugnissen, für Nachhilfeunterricht, für Unterkunft und Lebensunterhalt auf. Außerdem bietet sie ein Seminarprogramm und Beratungsangebote für Studienbewerber, Studenten und Absolventen an.

Die Otto-Benecke-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung, die nicht auf Begabtenförderung abzielt, sondern junge Leute, die neu in Deutschland sind, unterstützen will. Noten spielen deswegen keine Rolle, statt eines aufwendigen Bewerbungsverfahrens können Interessierte online einen Antrag stellen, in dem sie in erster Linie Angaben zu ihrem Aufenthaltsstatus, ihrer bisherigen Ausbildung, ihren Zielen in Deutschland und zu Sprachkenntnissen machen. Die Höhe des Stipendiums richtet sich nach den Lebensumständen und den jeweiligen Kursen oder Fortbildungen, die der Stipendiat in Deutschland benötigt.

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