Studie:Kinderbetreuung - es gäbe jetzt Geld dafür

Der Finanzminister erwägt, mit freiwerdenden Mitteln aus dem Betreuungsgeld andere Finanzlöcher zu stopfen. Das wäre bequem, aber verkehrt.

Kommentar von Constanze von Bullion

Im Herbst besteht die deutsche Einheit seit 25 Jahren, aber wer sich die Kita-Landschaft anschaut, kommt sich immer noch vor wie in einem geteilten Land. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung betreuen Erzieher im Osten im Schnitt fast doppelt so viele Kleinkinder pro Gruppe wie im Westen. In Baden-Württemberg ist eine Fachkraft für drei Kinder unter drei Jahren verantwortlich, in Sachsen-Anhalt für sechseinhalb. Das ist kein schlechter, das ist ein miserabler Personalschlüssel und ein inakzeptables Ost-West-Gefälle.

Wer nun meint, die im Osten seien solche Zustände doch gewohnt aus der DDR, macht es sich zu einfach. Ja, in den neuen Ländern gibt es wenig Zimperlichkeit bei der Krippenbetreuung. Aber es sind nicht gleichgültige Eltern, sondern leere Kassen und die Schuldenbremse, die Kommunen bei den Kleinsten sparen lassen. Wer nicht will, dass Kinder um frühe Bildung gebracht werden und Ostdeutsche um Gerechtigkeit, muss erheblich mehr in Kitas investieren.

Die Mittel aus dem gekippten Betreuungsgeld kommen da gerade recht. Die Familienministerin aber muss kämpfen, will sie das Geld in Kitas stecken. Der Finanzminister erwägt, damit andere Finanzlöcher zu stopfen. Das wäre bequem, aber verkehrt. Union und SPD haben vereinbart, die Qualität von Kitas und Ganztagsschulen zu verbessern. So steht es im Koalitionsvertrag. Und versprochen wird nicht gebrochen.

© SZ vom 25.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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