Das ist nicht gerade berauschend, zumal die Kosten für Miete derzeit eher nach oben gehen. Aber etwa als Regalauffüller oder an der Kasse im Supermarkt gibt es auch nicht recht viel mehr.
Ja, schon. Aber im Supermarkt machte ich meine Schicht, kann nach der verabredeten Zeit gehen, und der Kopf ist noch halbwegs frei, um zum Beispiel am Abend zu lernen. Als Hilfskraft kann man schlecht zwischen Arbeitszeit, Studium und Freizeit trennen, man hält sich auf dem Campus auf. Bei einer Literatur-Recherche lässt sich oft gar nicht absehen, wie lange das dauert. Und ist man an der Universität von A nach B unterwegs, dann kann es plötzlich von irgendwoher heißen: Mach doch bitte mal dieses und jenes! Deutlicher wird das bei Hiwis in der Lehre, zum Beispiel Tutoren, die Kurse für Studienanfänger halten. Da muss man im Grunde dauernd ansprechbar sein. Grundsätzlich ist das für viele kein Problem, sie machen es gerne. Aber das kann auch Überhand nehmen, wenn sich Überstunden auftürmen.
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Was fordert die Hiwi-Initiative in NRW?
Wir wollen darauf hinweisen, welche Rechte die Hiwis jetzt bereits haben - und dass sie diese auch wahrnehmen können. Es gibt einen Urlaubsanspruch und Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, nur wissen das viele nicht. Und die Universität informiert sie darüber nicht. Hier will ich gar keine Böswilligkeit unterstellen, man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Wir fordern geregelte Arbeitszeiten, zumutbare Mindestlaufzeiten von Verträgen und klar definierte Aufgabengebiete. Ideal wären natürlich Tarifverträge. Und nötig ist eine eigene Interessenvertretung für die studentischen Hilfskräfte, der Personalrat einer Uni ist nicht für sie zuständig.
So wie in Ihrem Netzwerk haben sich auch andernorts Hiwi-Initiativen gegründet. Trauen sich die Leute, überhaupt, den Mund aufzumachen?
Meistens nicht, die Mobilisierung verläuft oft zäh. Dabei kann Widerstand gegen Ungerechtigkeiten möglich sein, das geht aber nur mit Solidarität untereinander. Wenn jemand auf seinen Urlaub besteht und sich mit dem Lehrstuhl anlegt, alle anderen aber kuschend auf den Anspruch verzichten, kommt man nicht weit. Wohlgemerkt: In solchen Fragen geht es nur um die Umsetzung geltenden Rechts.
Wird Kritik denn ernst genommen? Wenn jemand unzufrieden ist, rückt sicher schnell der nächste Hiwi nach. Gerade jetzt beim Studenten-Hoch dürften die Jobs sehr umkämpft sein.
Wir ernten zumindest Verständnis. Andererseits: Es werden immer wieder Fälle an uns herangetragen, die bedenklich stimmen. Da wehrt sich eine Hilfskraft gegen zu viele Überstunden und ihr Vertrag wird urplötzlich nicht verlängert. Letztlich muss sich das Bewusstsein durchsetzen, dass es ohne Hiwis nicht geht - überall sorgen sie dafür, dass der Laden läuft. In meinem Fall, als Hilfskraft in der Sozialforschung, war die Arbeit für mich gleichwertig mit dem Studium. Ich habe dort die praktische Anwendung der Studieninhalte gelernt, was für meine persönliche Weiterbildung und auch Berufsperspektive unheimlich wichtig war. Gerade so etwas kann, wenn denn die Rahmenbedingungen stimmen, den Job so reizvoll machen.