Süddeutsche Zeitung

Studentenatlas Hamburg:Moin, Deern und Jung!

Trägt der Hamburger wirklich Ringelpulli? Wo ist der Kiez für weibliche Besucher tabu? Wann sagt man "Moin"? Wer zum Studium nach Hamburg kommt, hat Fragen - der Ratgeber von SZ.de und jetzt.de hat die Antworten.

Text: Moritz Herrmann, Charlotte Haunhorst, Kathrin Hollmer; Illustration: Katharina Bitzl

Der Studentenatlas von SZ.de und jetzt.de

Wie finde ich eine Wohnung? In welchem Stadtviertel will ich überhaupt leben? Wo kann ich mich abends amüsieren? Und welche Sehenswürdigkeiten zeige ich meinen Eltern beim ersten Besuch? Fragen, die sich in diesen Tagen viele Studenten stellen, wenn in den Universitätsstädten das Wintersemester beginnt. Die Süddeutsche Zeitung online und jetzt.de wollen den Einstieg ins Studentenleben erleichtern - mit einem Studentenatlas. In den kommenden Wochen stellen wir darin jede Woche eine Uni-Stadt vor. Nach München folgt nun: Hamburg.

Wohnen

Jedes Jahr kämpft Hamburg mit München um den Spitzenplatz in der Kategorie "Großstadt mit den höchsten Mieten". Im Moment führt München, aber das kann sich schnell wieder ändern. Dem Mietenspiegel-Index zufolge kostet der Quadratmeter in Hamburg im Schnitt 12,57 Euro (Stand Februar 2017).

Wohnungen für weniger als 500 Euro Miete im Monat sind selten geworden, WG-Zimmer unter 400 Euro ebenso. Da hilft es auch nicht, dass die regierende SPD ganz viel bauen lässt. Davon merkt man nichts, wenn man akut eine Wohnung sucht. Zu offenen Besichtigungen in Gegenden, die bei Studenten, Jungen und Kreativen beliebt sind, kommen nie weniger als 20 bis 30 Bewerber, kostümiert wie beim Vorstellungsgespräch, und versuchen, sich mit Bürgschaften, Zeugnissen und beglaubigten Krediten gegenseitig zu überbieten.

Tipps für die Wohnungssuche

Mittwochs und samstags ist der Immobilienteil im Hamburger Abendblatt, die Angebote sind teilweise auch online.

Im Internet

Auf Facebook

Das Studierendenwerk Hamburg hat eine Beratungsstelle zum Wohnen (Tel.: 040/ 41902-268).

Studentenwohnheime

Sehr beliebt ist das Studentenwohnheim Grindelallee, weil es direkt am Campus liegt. Wer hier wohnt, muss erst kurz vor Vorlesungsbeginn aufbrechen. Das Europa- und Georgi-Haus am Kaemmerer Ufer in Winterhude liegt direkt am Kanal im Grünen, das Kulturzentrum Kampnagel ist nah und wenn es bei den Nachbarn gut riecht, steigt man schon mal von Balkon zu Balkon. Hier werden die besten Wohnheimpartys gefeiert, das Publikum kommt aus der ganzen Welt. Weniger beliebt ist die Wohnanlage Rahlstedt: sehr weit draußen und trotzdem wenig grün.

Auch wenn Studierende selten die Wahl haben: Was welches Viertel zu bieten hat (und was nicht), steht in unserer Stadtteil-Kritik. Hamburg-Horn zum Beispiel ist mit der U-Bahn gut ans Zentrum angebunden und darum bei Studenten beliebt.

Vorsicht bei Seiten, die mit provisionsfreien Wohnungen, Hochglanzfotos und utopisch günstigen Mietpreisen werben: Dahinter verbergen sich oft Fake-Angebote. Immer misstrauisch sollte man außerdem bei Vermietern sein, die angeblich im Ausland sitzen - und Geld wollen, bevor man die Wohnung überhaupt gesehen hat.

Unterwegs

Öffentliche Verkehrsmittel

Der HVV ist zuverlässig, bis an die Ränder Hamburgs ausgebaut, sauber und schnell. Montags bis donnerstags fahren die U- und S-Bahnen bis etwa 00:45 Uhr, freitags bis sonntags die ganze Nacht durch. In den Bussen muss man immer vorne eingsteigen und dem Fahrer die Karte zeigen, sonst verweigert der unter Umständen die Abfahrt.

In allen Bussen und Bahnen gilt ein Alkoholverbot, an das sich unter der Woche fast jeder und am Wochenende fast keiner hält. Trotzdem sollte man vorsichtig sein!

Insbesondere die S1 und die U3 werden freitags und samstags zu Partybahnen, weil sie St. Pauli respektive Reeperbahn ansteuern. Das kann nerven (bei Stress, schlechter Laune, null Promille) oder auch ganz amüsant sein (jeweils beim Gegenteil).

Unter der Woche fahren bei Nacht 19 Linien im Stadtgebiet, zentraler Punkt für fast alle ist der Rathausmarkt. Von hier aus sollte man es in seinen Stadtteil schaffen.

Das Semesterticket gilt für den HVV-Gesamtbereich, was bedeutet, dass man nicht nur Busse und Bahnen, sondern bis kurz hinter Hamburg auch das Eisenbahnverkehrsnetz Metronom nutzen kann - bis nach Lüneburg! Das Ticket kostet ca. 170 Euro und ist im Semesterbeitrag enthalten, der zum Sommersemester 2017 bei 313 Euro liegt.

Fahrrad

Hamburg ist, obwohl Großstadt, ziemlich fahrradfreundlich. Natürlich gibt es kritische Ecken, die man mit dem Rad meiden sollte, zum Beispiel den Bereich um die Gertigstraße oder die Schanze, aber insgesamt ist das Radwegenetz sehr okay. Das hängt auch damit zusammen, dass das Fahrradleihsystem StadtRad sehr gut ausgebaut und sehr beliebt ist. Nach der Registrierung ist jede Fahrt bis zu einer halben Stunde kostenfrei, danach fallen geringe Gebühren an. Wenn man Lust hat, hangelt man sich stadtradfahrend von Station zu Station und kommt so auch im Sommer ohne eigenes Rad durch. Mehr Infos hier.

Taxi

Hamburg ist die teuerste Taxistadt Deutschlands, aber als Student lässt man sich ja auch nicht so oft chauffieren. Konkurrenz durch den Taxi-Konkurrenten Wundercar oder den Mitfahrservice Uber hätte die Preise vielleicht gedrückt. Die Stadt Hamburg hat jedoch beide Dienste gerichtlich verbieten lassen. So wählt man in Hamburg immer noch eine der beiden folgenden Nummern:

Freizeit

Sport

Der Hamburger Hochschulsport bietet ein breites Angebot, darunter auch Skurrilitäten: Apnoe-Tauchen zum Beispiel oder Segeln auf der Alster, Segelfliegen, Ultimate Frisbee und Zumba. Beim Menschentürmen baut man, genau: Menschentürme. Ebenso Hip-Hop-Tanz, Capoeira und Slacklining. Die Kosten variieren je nach Sportart, Kursdauer und Kurshäufigkeit. Besonders toll und begehrt: die Segelkurse auf der Alster.

In die Fitnessstudios kommt man als Student für 21 Euro pro Monat (mit Jahreskarte, Stand März 2017), für die Wassersportarten und Schwimmbäder gibt es die SchwimmCard (25 Euro für das Wintersemester 2016/17).

Musik, Partys & Konzerte

  • Gute Adressen sind die Webseiten der MS Stubnitz und der Hasenschaukel.
  • Kultur-Insider-Tipp: die kostenlosen Schaufensterkonzerte bei Michelle Records, einem kleinen, feinen Plattenladen in der Innenstadt.
  • Außerdem der Hate Poetry Slam im Haus 73 oder in der Roten Flora.
  • Die Underground-Lesungen und Ausstellungen im Gängeviertel.
  • Und, einmal im Jahr, meist im Mai, die Millerntor Gallery.

Webseiten, Blogs und Locations

Wichtige Termine

  • Altonale: Stadtteil-Kulturfest im Bezirk Altona mit bis zu 600.000 Besuchern, unter anderem mit einem dreitägigen Straßenfest. Termin 2015: 19. Juni bis 5. Juli
  • MS Dockville: Musik- und Kunst-Festival in Wilhelmsburg. Termin: August
  • Reeperbahnfestival: Deutschlands größtes Clubfestival rund um die Reeperbahn. Termin: September

Tipp zum Schluss: Wer Hamburg und seine Bewohner verstehen und Fettnäpfchen umschiffen will, klicke auf den Hamburg-Schriftzug in der Karte!

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Quelle:
SZ.de/holl/biaz/dd
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