Studenten-Notfonds:Finanzhilfen mit Fehlern

Mehr als die Hälfte aller Anträge auf finanzielle Corona-Hilfen für Studenten werde gar nicht erst bearbeitet, meldete die Deutsche Presse-Agentur am Freitag - jedenfalls in Bayern. Dort seien von rund 30 000 eingegangenen Anträgen knapp 17 000 automatisch aussortiert worden, sagte ein Sprecher der Bayerischen Studentenwerke der dpa: "Wenn zum Beispiel eine Immatrikulationsbescheinigung fehlt, landet der Antrag gar nicht bei uns zur Bearbeitung." Auch in anderen Bundesländern gab es zuvor Klagen, Studierende kritisierten, zahlreiche Anträge würden die Bearbeiter in den Studierendenwerken nicht erreichen.

Auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung beim Deutschen Studentenwerk (DSW), in dem die örtlichen Studierendenwerke zusammenarbeiten, sagte DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde: "Eine automatische Aussortierung findet nicht statt, vielmehr werden alle versandten Anträge durch die Studentenwerke geprüft und gegebenenfalls nachgefragt." Allerdings könne der Online-Antrag nur abgesendet werden, wenn zu allen angeforderten Punkten Unterlagen hochgeladen sind. "Wird also bei dem Punkt 'Immatrikulationsbescheinigung' nichts hochgeladen, ist der Antrag nicht versendbar", erklärte der DSW-Chef. Der Studierende bekomme dann vom System einen Hinweis, könne den Upload nachholen und sofort prüfen, ob das Dokument richtig und lesbar hochgeladen worden ist. Meyer auf der Heyde unterstrich den Aufruf des Sprechers der Bayerischen Studentenwerke. Dieser hatte "dringend" empfohlen, bei der Antragstellung alle Dokumente "komplett und leserlich" einzureichen. Beantragt werden können seit Juni je nach Kontostand bis zu 500 Euro monatlich, maximal dreimal in Folge, also zuletzt im August.

Neben den Hürden des Online-Tools machen Studierenden auch die teilweise langen Bearbeitungszeiten zu schaffen. Knapp 14 000 der mehr als 82 000 im Juni eingegangenen Anträge seien noch unbeantwortet, gibt der Wissenschaftsjournalist Jan-Martin Wiarda an. Für Studierende, die schon seit Monaten in Not sind, sei die lange Wartezeit "nicht mehr akzeptabel".

Noch größer ist in vielen Fällen die Härte bei abgelehnten Anträge - für Juni mehr als 29 000. Das sieht auch Meyer auf der Heyde so: "Wir bekommen zu unserem Bedauern die Rückmeldung, dass ein Teil der Antragsteller sich tatsächlich in einer Notlage befindet, die aber schon vor der Pandemie bestanden hat und nicht durch diese ausgelöst wurde, sodass die Förderkriterien der Überbrückungshilfe nicht erfüllt sind und deshalb eine Ablehnung erfolgen muss", sagt der DSW-Generalsekretär. Hier scheine sich "ein grundsätzliches Problem der Studienfinanzierung" aufzutun, das auch nicht durch die kurzfristig angelegte Überbrückungshilfe zu lösen sei.

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