Stress in der Grundschule:Beschwerte Kindheit

Eltern machen sich verrückt, der Nachwuchs verzweifelt: Oft entscheidet der Notenschnitt über die weiterführende Schule. Der Stress für Viertklässler sei "alarmierend", sagen Forscher. Wie lässt sich das ändern?

Von Roland Preuss

Heute, im Nachhinein, fühlt sich Sylke Winkler nicht wohl damit, wie alles gelaufen ist. "Vielleicht haben wir zu viel Druck gemacht", sagt sie. "Man wird streng." Fast jeden Abend saß sie mit ihrem Sohn Paul da und paukte Stoff. Rechtschreibung war sein größtes Problem, also diktierte ihm Winkler noch Texte, kaute Aufgaben für Heimat- und Sachkunde durch, wie Kläranlagen funktionieren, wie man Landkarten liest, solche Themen. So lief es bis vergangene Woche. Der aktuelle Schulstoff ersetzt die Gute-Nacht-Geschichte, Übungsaufgaben den Wochenendausflug. "Es gab Auseinandersetzungen, es flossen Tränen", sagt Pauls Vater, Uwe Winkler. Denn bei den Eltern kreist stets ein Gedanke: Jetzt zählt es, jetzt muss es ihr Kind schaffen, denn die Entscheidung über die weiterführende Schule, ob Gymnasium, Realschule oder Mittelschule, fällt jetzt, in der vierten Klasse. "Ich hab' es manchmal nicht verstanden, warum ihr bei einer Drei schimpft", sagt Paul. "In der dritten Klasse hab' ich ja auch Dreier nach Hause gebracht."

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