Plagiatsvorwürfe:CDU-Bundestagsabgeordneter verliert seinen Doktortitel

Steffel gibt CDU-Vorsitz in Reinickendorf auf

Frank Steffel (hier ein Bild aus dem Wahlkampf 2013) sitzt für die CDU im Bundestag. 1999 verlieh im die FU Berlin den Doktortitel im Bereich Wirtschaftswissenschaft, dabei soll Steffel plagiiert haben.

(Foto: dpa)
  • Die Freie Universität Berlin entzieht dem CDU-Politiker Frank Steffel seinen Doktortitel aus dem Bereich Wirtschaftswissenschaften.
  • Nach Ansicht einer Prüfungskommission hat Steffel nicht ausreichend kenntlich gemacht, "dass er wörtlich oder fast wörtlich Texte anderer Autoren in seine Dissertation eingefügt hat".
  • Steffel kann vor dem Verwaltungsgericht gegen die Entscheidung klagen.

Der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Steffel, 52, verliert wegen Plagiatsvorwürfen seinen Doktortitel. Wie die Freie Universität Berlin am Montag mitteilte, beschloss das Präsidium der Hochschule, Steffel den 1999 vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft verliehenen Doktorgrad (Dr. rer. pol.) zu entziehen. Der Beschluss sei einstimmig gefallen. Gegen die Entscheidung kann Steffel vor dem Verwaltungsgericht klagen.

Der CDU-Politiker ist in Berlin recht bekannt, seitdem er 2001 als Spitzenkandidat der Christdemokraten den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bei der Abgeordnetenhauswahl herausforderte, dabei aber klar unterlag. Im Bundestag vertritt der 52-Jährige den Berliner Bezirk Reinickendorf.

Die Freie Universität hat die Plagiatsvorwürfe nach eigenen Angaben mehrere Monate lang geprüft. Dem Abgeordneten wird vorgeworfen, dass er in seiner Dissertation über "Bedeutung und Entwicklung der Unternehmer in den neuen Bundesländern nach der deutschen Einheit 1990" an zahlreichen Stellen wörtliche oder fast wörtliche Übernahmen in erheblichem Umfang nicht als solche gekennzeichnet hat.

Steffel verweist auf "fehlenden Täuschungsvorsatz"

Für jede der vom Gremium überprüften Passagen gebe der Verfasser zwar eine Quelle an, teilt die Universität mit. Es werde jedoch nicht ersichtlich, "dass er wörtlich oder fast wörtlich Texte anderer Autoren in seine Dissertation eingefügt hat und in welchem Umfang". Steffel sei die Möglichkeit der Stellungnahme eingeräumt worden. Dabei habe er unter anderem erklärt, dass er keinen Täuschungsvorsatz gehabt habe. Außerdem verwies er auf die Zitierweise seines damaligen wissenschaftlichen Betreuers im Promotionsverfahren.

Die Freie Universität Berlin hatte nach eigenen Angaben im November 2017 einen Hinweis auf mögliche Plagiate in der von Steffel verfassten Dissertation erhalten. In dem Prüfverfahren wurden auch Stellungnahmen von Mitgliedern der damaligen Promotionskommission und vom damaligen Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft eingeholt. Unter Berücksichtigung aller Stellungnahmen bejahe das Prüfungsgremium und das Präsidium der Freien Universität "eine zumindest bedingt vorsätzliche Täuschung und eine Verletzung des Gebotes der wissenschaftlichen Redlichkeit", erklärte die Universität.

Neben seiner Funktion im Bundestag ist Steffel seit 18 Jahren Kreischef des CDU-Verbands Reinickendorf. Ende Januar erklärte er, bei der nächsten Wahl im Februar nicht mehr kandidieren zu wollen.

Zur SZ-Startseite
Von der Leyen

Von der Leyen
:Wer abschreibt, muss den Titel abgeben

Ursula von der Leyen darf ihren Doktortitel behalten - trotz Plagiaten. Die Entscheidung der Medizinischen Hochschule Hannover trifft eine verbreitete Stimmung, ist aber falsch.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: