Süddeutsche Zeitung

Schulöffnungen:Im Risikomodus

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Der Deutsche Lehrerverband fordert angesichts steigender Corona-Zahlen schnellere Impfungen für alle Lehrer und dringt auf mehr Tests bei Schülerinnen und Schülern. "Wenn wir nicht wollen, dass die überwiegende Mehrzahl der Schulen wieder auf Distanzunterricht umsteigen muss, weil dort die 100-er Inzidenzgrenze überschritten wird, müssen wir jetzt sofort die Impfungen von Lehrkräften an allen Schularten vorziehen, alle Schülerinnen und Schüler mindestens zweimal wöchentlich testen", sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der Rheinischen Post. Im Zuge der Wiederöffnung von Kitas und Grundschulen war die Impfreihenfolge geändert worden, sodass Kita-Beschäftigte und Grundschullehrkräfte früher als ursprünglich geplant drankommen. Für Lehrer weiterführender Schulen gilt das nicht. Meidinger sagte, es sei zu überlegen, ob regelmäßige Schnell- oder Selbsttests als verbindliche Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht festgeschrieben werden sollten. "Bundesländer, die auch bei regionalen Inzidenzen über 150 Präsenzunterricht ohne Mindestabstand und die erwähnten zusätzlichen Gesundheitsschutzmaßnahmen anordnen, handeln verantwortungslos." Er kritisierte zudem, dass es noch Länder ohne Maskenpflicht an Grundschulen gebe und dass Zuschüsse für Raumluftfilter nur teilweise abgerufen würden, weil Kommunen als Schulträger nicht bereit seien, ihren Eigenanteil daran zu leisten.

Auch der Gesundheitsexperte der SPD, Karl Lauterbach, äußerte sich kritisch zu den aktuellen Schulöffnungen. Er forderte einen Schulstopp bis Ostern. "Ich appelliere an die Länder, alle Schulen bis Ostern wieder zu schließen, auch die Grundschulen", so Lauterbach am Montag in der Rheinischen Post. Als Grund nannte er die Virusmutationen, die sich "insbesondere bei den Jüngeren rasant ausbreiten". Erneute Schulschließungen könnten nur abgewendet werden, wenn Schüler zwei Schnelltest pro Woche durchführen würden. Schulen, die darauf nicht vorbereitet seien, sollten wieder geschlossen werden, sagte Lauterbach. "Es war ein Fehler, die Schulen ohne flächendeckend funktionierende Testabläufe zu öffnen. Bis Ostern sollten Lehrer und anderes Schulpersonal darin trainiert werden, die Schüler an allen Schulen an den Schnelltests anzuleiten."

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SZ vom 16.03.2021 / dpa
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