Schulen - Remagen:Elternbeirat: Rettung der Inselschule gescheitert

Ahrweiler
Schüler vom Gymnasium Nonnenwerth. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Remagen (dpa) - Fast 170 Jahre alt, romantisch auf einer Rheininsel gelegen und nur mit zwei Fähren zugänglich: Die Privatschule Nonnenwerth ist eine besondere Bildungsanstalt. Doch nun sind nach Angaben der benachbarten Stadt Remagen und des Elternbeirats alle Rettungsversuche für sie gescheitert. Das teilt eine Sprecherin des Elternbeirats am Donnerstag mit. Das traditionsreiche rheinland-pfälzische Franziskus Gymnasium an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen mit Schülern aus beiden Bundesländern werde damit höchstwahrscheinlich im Juli geschlossen. Hunderte Mädchen und Jungen müssten danach die Schule wechseln. Wiederholt hatten viele Schüler für den Erhalt ihres Gymnasiums demonstriert. Inseleigentümer Peter Soliman versichert gleichwohl, weiterhin nach einer Lösung zu suchen.

Der Bürgermeister von Remagen, Björn Ingendahl (parteilos), hat den Schülern und Lehrern am Mittwoch geschrieben, der Verein "Rettet Nonnenwerth", Vertretungen der Schule sowie Politiker beiderseits des Rheins hätten vergebens "unermüdlich versucht, Lösungen zu finden und zu vermitteln". Zu Gesprächen über eine Übernahme der Trägerschaft von Nonnenwerth durch die Stadt Remagen, die Verbandsgemeinde Unkel und einen "erfahrenen Träger einer Vielzahl von weiterführenden Schulen im gesamten Bundesgebiet" mit Soliman sei es nicht gekommen. Der Kampf scheine verloren, es drohe ein "großes Loch in der Schullandschaft unserer Stadt und in der Region".

Soliman weist die Vorwürfe zurück - er sei sehr wohl gesprächsbereit. Einst hat er die angekündigte Schulschließung mit unzureichendem Brandschutz im denkmalgeschützten riesigen Schulgebäude mit ihn überraschenden Kosten von "mindestens zehn Millionen Euro sowie von mir zusätzlich zu deckenden Verlusten von jährlich mehr als einer Million Euro" begründet. Diese Summen seien nicht tragbar.

Für Aufsehen sorgte auch, dass in einem Exposé eines Immobilienmaklers in dem Schul- und Klostergebäude mit rund 20 000 Quadratmetern Fläche sogar schon 47 Luxuswohnungen in Aussicht gestellt werden. Schöner wohnen auf der Insel: Viele Schülereltern sehen hier das wahre Motiv für Solimans Kauf des Eilands Ende 2019. Laut dem Elternbeirat sollen die zuvor hier angesiedelten klammen Franziskanerinnen 12,5 Millionen Euro bekommen haben.

Später spricht der Makler von einem Missverständnis hinsichtlich der Luxuxwohnungen. Als Maklercourtage sind zuvor insgesamt 250 000 Euro plus Mehrwertsteuer genannt worden.

Der Elternbeirat hält die von Soliman ursprünglich als Schließungsgrund genannten angeblich unlösbaren Brandschutzmängel für vorgeschoben. Da Soliman keine Fachgutachter auf die Insel lasse, bleibe offen, ob sich die Brandschutzmängel tatsächlich auf mindestens zehn Millionen Euro belaufen.

Solimans Anwalt Jörn Claßen teilt am Donnerstag mit, der Inseleigentümer habe der Stadt Remagen schon im Juli 2021 ein konkretes Angebot zur Übernahme der Trägerschaft gemacht, "sogar ohne Zahlung einer Miete zu Beginn der Übernahme und später mit nur einer sehr kleinen Miete". Die Kleinstadt, der Kreis Ahrweiler und das Land Rheinland-Pfalz hätten die Offerte aber bisher nicht angenommen. Soliman sei auch gerne weiter zu entsprechenden Gesprächen bereit.

Laut Claßen hat Soliman "die Schulträgerschaft hoch motiviert übernommen und viel Arbeit und Geld in die Schule investiert. Durch das verbesserte Schulangebot haben sich die Schülerzahlen deutlich erhöht." Und nun? "Unser Mandant hat sogar einen Makler beauftragt, der auch aktuell noch nach potenziellen Trägern sucht", ergänzt der Kölner Anwalt.

Doch Bürgermeister Ingendahl und die Schulgremien zeigen sich pessimistisch. Das Tischtuch zwischen ihnen und dem Unternehmer Soliman scheint vollends zerschnitten zu sein, etliche Vorwürfe zwischen beiden Seiten wirken kleinteilig und wie ein Pingpongspiel. Wie auch immer: Der Elternbeirat freut sich nach eigenen Worten trotz allem auf "ein Fest zum Schuljahresende". Mit Tränen?

© dpa-infocom, dpa:220519-99-351238/3

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