Schulen - Ludwigslust:Zwei Schulen wegen Corona geschlossen: 21 neue Infektionen

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Ludwigslust/Graal-Müritz/Rostock (dpa/mv) - Schreck für Hunderte Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg-Vorpommern: Das neue Schuljahr ist noch nicht einmal eine Woche alt, da wurden am Freitag schon wieder zwei Schulen wegen Corona-Infektionen geschlossen. Die Ostsee-Grundschule in Graal-Müritz (Landkreis Rostock) bleibt wegen eines infizierten Schülers zwei Wochen zu, wie der Landkreis mitteilte. Alle Kinder, Lehrer und sonstigen Schulmitarbeiter müssen in Quarantäne. Im Goethe-Gymnasium Ludwigslust mit rund 800 Schülern ruht der Präsenzunterricht bis einschließlich Mittwoch kommender Woche, nachdem eine Lehrerin positiv getestet wurde.

Insgesamt stieg die Zahl der neu festgestellten Coronafälle am Freitag um 21. Damit erreichte die Zahl der bisher landesweit nachgewiesenen Fälle 931, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) mitteilte (Stand 16.00 Uhr). Allein im Landkreis Ludwigslust-Parchim gibt es demnach neun neue Fälle, davon acht im Zusammenhang mit einer muslimischen Trauerfeier am vergangenen Wochenende in Parchim. Dort liegt die Gesamtzahl der Infizierten jetzt bei elf. Der neunte neue Fall ist die Lehrerin am Goethe-Gymnasium Ludwigslust.

Die Lehrerin in Ludwigslust, rund 40 Kilometer südlich von Schwerin, habe bei der Vorbereitung des neuen Schuljahres in der letzten Ferienwoche Kontakt zu anderen Lehrern gehabt, erläuterte der Landkreis. Unterricht habe sie in der ersten Schulwoche aber noch nicht erteilt. Der Schulleiter des Gymnasiums, Ekkehard Detenhoff, erhielt die Nachricht vom Gesundheitsamt am Freitagmorgen. In der zweiten Stunde wurden dann die Schüler informiert und nach Hause geschickt.

Eine Achtklässlerin sagte, sie sei zunächst schockiert gewesen, aber dann habe sich das Gefühl eingestellt, dass einfach jetzt noch ein paar freie Tage kämen. Da könnte sie sich allerdings täuschen. Schulleiter Detenhoff kündigte an, dass die Schüler am Montagmorgen Aufgaben über die Schul-Cloud bekommen. "Und dann hoffen wir, dass unsere 55 Lehrer alle negativ getestet werden und es am Donnerstag wieder losgehen kann", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Der Unterricht in Mecklenburg-Vorpommern hatte erst am Montag begonnen. Das Bundesland war als erstes nach den sechswöchigen Sommerferien in das neue Schuljahr gestartet. Am Donnerstag begann in Hamburg die Schule. Kommende Woche sind dann Schleswig-Holstein, Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen dran.

Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) zeigte sich wenig überrascht von den beiden Schulschließungen. "Wir haben von Anfang an gesagt, dass es Verdachtsfälle in den Schulen geben wird", sagte sie in Schwerin. "Solange das Corona-Virus noch nicht bekämpft ist und es keinen Impfstoff gibt, müssen wir damit rechnen." Wichtig sei, dass in solchen Fällen sofort reagiert und gehandelt werde, betonte Martin. "Der Schutz der Schülerinnen und Schüler sowie der Beschäftigten steht an erster Stelle."

Auch der Direktor des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lags) in Rostock , Heiko Will, hält den momentanen Anstieg der Zahlen für normal. "Wir bewegen uns derzeit auf einem zu erwartenden Niveau des Anstiegs der Corona-Infektionen, weil wieder mehr Menschen aufeinandertreffen dürfen." Obwohl die Infektionen in MV im Vergleich zu den anderen Bundesländern weiterhin auf einem niedrigen Niveau lägen, zeige die Entwicklung, wie wichtig es sei, sich an die Hygieneregeln zu halten. Er mahnte auch zur strikten Befolgung von Quarantäneanweisungen. In Einzelfällen habe es Verstöße gegeben.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, forderte nach den Schulschließungen in MV schärfere Hygienemaßnahmen in den Schulen in ganz Deutschland. Seiner Ansicht nach hat lediglich Nordrhein-Westfalen, das nächsten Mittwoch ins neue Schuljahr startet, den richtigen Weg eingeschlagen. Dort müssen ältere Schüler auch im Unterricht Maske tragen. Der Landeselternrat in MV forderte umfassendere Tests bei Schülern und Lehrern.

Mehrere Virologen - darunter Christian Drosten, Jonas Schmidt-Chanasit und Helmholtz-Forscherin Melanie Brinkmann - warnten vor der Vorstellung, dass Kinder keine Rolle in der Pandemie und in der Übertragung spielten. Sie schlugen vor, die Klassengrößen abhängig von der Zahl der Neuinfektionen zu reduzieren. Zudem sollten aus virologischer Sicht feste Kleingruppen definiert werden mit möglichst geringer Durchmischung der Gruppen im Schulalltag.

Die Wissenschaftler sprachen sich außerdem für das "konsequente Tragen von Alltagsmasken in allen Schuljahrgängen auch während des Unterrichts" aus. "Dies sollte begleitet werden durch eine altersgerechte Einführung der Kinder in die Notwendigkeit und den Umfang von Präventionsmaßnahmen", hieß es. Wichtig ist aus Sicht der Virologen auch, dass "pragmatische Lösungen für einen verbesserten Luftaustausch" in den Schulen gefunden werden.

Ministerin Martin verteidigte das bestehende Konzept. "Unser Schutzkonzept in MV hat das Ziel, dass bei einem Verdachtsfall in einer Schule zielgenau und begrenzt reagiert wird, ohne dass es wieder zu flächendeckenden Schulschließungen kommen muss", erklärte sie.

Der Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen sei eine große Herausforderung. Alle müssten gemeinsam dafür sorgen, dass das Virus nicht von außen in die Schulen getragen werde, mahnte Martin. "Ich appelliere deshalb an alle, sich an die Regeln zu halten, denn das ist der beste Schutz für die Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte in den Schulen."

Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) will flächendeckende Schulschließungen verhindern, wie sie in Torgelow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) betonte. Die beiden Fälle zeigten, dass die Öffnung der Schulen für den Regelbetrieb die größte Herausforderung bei der Bewältigung der Corona-Pandemie sei. Es sei richtig gewesen, am vergangenen Dienstag keine weiteren Lockerungen beschlossen zu haben.

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