Schulen in Niedersachsen:Lehrer streichen Klassenfahrten

Schulen in Niedersachsen: Ab ins Grüne - das war einmal: An vielen niedersächsischen Schulen liegen Ausflüge und Klassenfahrten derzeit auf Eis. (Symbolbild)

Ab ins Grüne - das war einmal: An vielen niedersächsischen Schulen liegen Ausflüge und Klassenfahrten derzeit auf Eis. (Symbolbild)

(Foto: lkn)

Niedersachsens Schüler sind empört: An immer mehr Schulen setzt die Lehrerschaft Wandertage und Klassenfahrten aus. Doch die Pädagogen wollen damit nicht die Kinder bestrafen - sondern die Landesregierung.

Von Johann Osel

Ohne Online-Petition läuft heutzutage wenig - und so buhlen nun Schüler des Gymnasiums Wildeshausen im Netz um Zustimmung. "Rückgängigmachung der Klassenfahrtenstreichung", so der Titel. "Klassenfahrten bilden in der Schullaufbahn Highlights, sie stärken die Gemeinschaft und fördern Selbstverantwortlichkeit." Die Lehrerschaft der Schule im niedersächsischen Landkreis Oldenburg hat jüngst beschlossen, im nächsten Schuljahr zu Hause zu bleiben. Die Kennenlern-Fahrt für Fünftklässler, später der Ski-Ausflug, die Reise nach Rom - ausgesetzt . Man habe, so der Beschluss, "aus pädagogischer Verantwortung und als Zeichen des Protests handeln müssen".

Nicht nur in Wildeshausen ist das so, sondern in immer mehr Kommunen Niedersachsens. Eine Trotzreaktion.

Nach Amtsantritt 2013 hatte Kultusministerin Frauke Heiligenstadt von der SPD eine Verlängerung der Arbeitszeit für Gymnasiallehrer angekündigt. Von 23,5 auf 24,5 Wochenstunden will Rot-Grün die Unterrichtspflicht erhöhen. Zugleich soll eine für August 2014 geplante Arbeitsverkürzung im Alter ausgesetzt werden. Das so gesparte Geld soll in Verbesserungen fließen, etwa für Ganztagsschulen. Seitdem ebbt der Protest nicht ab: Demonstrationen vor dem Ministerium gab es bereits, scharfe Mahnungen der Bildungsgewerkschaften.

Klassische Streiks wären für Beamte heikel

Man sei nicht wegen der einen Stunde, die übrigens noch vor- und nachbereitet werden müsse, so verärgert - sondern weil von früheren Regierungen schon Mehrarbeit eingeführt worden sei. Vor allem der Ausfall der Entlastung im Alter sei zudem ein Wortbruch. Junge Lehrer warnen derweil vor Stellenwegfall. Landauf, landab vermelden Personalräte nun die Weigerung, Klassenfahrten zu begleiten. Davon abbringen kann sie das Ministerium nicht; die Reisen zählen in Niedersachsen als "freiwillige" Leistung der Lehrer. Klassische Streiks wären für Beamte heikel.

Es gebe einen permanenten Dialog, betonte die Behörde laut Medienberichten. Klassenfahrten zu streichen, sei aber "eindeutig der falsche Weg". Für viele Kollegien ist das Druckmittel aber attraktiv: Nach Schätzungen hat sich schon ein Drittel der Gymnasien dazu entschlossen.

Doch auch der Unmut darüber wächst, bei Schülern, Eltern, Arbeitgebern. "Die Debatte an Gymnasien wegen einer Stunde Mehrarbeit für Lehrer ist geradezu hysterisch", sagte der Hauptgeschäftsführer des Metall-Unternehmerverbands, Volker Schmidt, der Neuen Osnabrücker Zeitung. In anderen Bundesländern liege die Unterrichtsverpflichtung höher.

Man verstehe den Standpunkt der Lehrer, meint die Schüler-Petition. "Jedoch wird damit ein Protest, mit dem wir Schüler nichts zu tun haben, auf unserem Rücken ausgetragen."

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