Schulen - Hannover:Kultusminister empfiehlt Maske im Unterricht in Hotspots

Ausbildung
Grant Hendrik Tonne, der Kultusminister in Niedersachsen. Foto: Peter Steffen/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hannover (dpa/lni) - Schüler ab der fünften Klasse sollen auch im Unterricht einen Mund-Nasen-Schutz tragen, wenn ihre Schule in einem Corona-Hotspot liegt. Diese Empfehlung gelte ab Montag und werde im Zwei-Wochen-Rhythmus überprüft, sagte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Donnerstag in Hannover. Zwar schränke die Maske die pädagogischen Möglichkeiten und die Unterrichtsqualität ein, aber sie sei ein Mittel, um sich und andere zu schützen und den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten. Am Montag beginnt nach den zweiwöchigen Herbstferien wieder der Unterricht für mehr als eine Million Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen.

Die Empfehlung bezieht sich auf Schulen in kreisfreien Städten und Landkreisen, die mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche verzeichnen. Es handele sich nicht um eine Verpflichtung, betonte der Minister. Auf einen flächendeckenden Eingriff per Verordnung werde zunächst verzichtet, auch um die Möglichkeit zu haben, auf lokale Gegebenheiten zu reagieren. Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiter können ebenfalls freiwillig Maske tragen.

Der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und dem Niedersächsischen Philologenverband gehen die Empfehlung nicht weit genug. Notwendig sei eine Maskenpflicht auf Zeit, sagte der Landeschef der Philologen, Horst Audritz. Diesen zwingenden Schritt empfehle auch das Robert Koch-Institut (RKI). Niedersachsen müsse dem erhöhten Infektionsgeschehen Rechnung tragen, um Schulschließungen zu vermeiden. Auch der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL/VNR) wies darauf hin, dass das RKI bereits ab einem Inzidenzwert von 35 Masken im Unterricht empfiehlt. Die Oppositionsparteien FDP und Grüne bemängelten, dass vernünftige Konzepte und verlässliche Perspektiven fehlten.

Entsprechend ihrer Einschätzung der Infektionslage in der jeweiligen Kommune können die örtlichen Gesundheitsämter darüber hinausgehende Einschränkungen verfügen, wie Tonne erläuterte. Dies wären der Wechselbetrieb, bei dem die Hälfte der Klassen wochen- oder tageweise zu Hause unterrichtet wird, oder auch Schulschließungen.

Die Marke von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten am Donnerstag nach Daten des Landesgesundheitsamtes die Städte Delmenhorst und Osnabrück sowie die Landkreise Cloppenburg, Vechta, Emsland, Grafschaft Bentheim, Verden, Northeim, Oldenburg und Osnabrück. Die Region Hannover nähert sich mit 45,2 Fällen pro 100 000 Einwohner ebenfalls dem kritischen Wert.

"Schulen sind keine Hotspots, aber selbstverständlich sind sie auch keine Inseln der Glückseligen, die unbeeinflusst durch die Pandemie kommen", sagte Tonne. Jedoch seien Schulen und Kitas besonders schutzwürdige Lern- und Lebensorte, die so lange wie möglich offen gehalten werden müssten - um ihren Bildungsauftrag zu erfüllen und Eltern eine verlässliche Betreuung zu gewährleisten.

Wenn Kinder und Jugendliche mit Familienmitgliedern zusammenleben, die zur Corona-Risikogruppe gehören, können sie nach den Herbstferien leichter vom Präsenzunterricht befreit werden. Dies ist bei Vorlage eines Attestes möglich, sobald am Standort der Schule oder am Wohnort ein Inzidenzwert von 35 erreicht wird. Grundschüler oder Förderschüler mit vulnerablen Angehörigen dürfen auch bei geringeren Werten ins Homeschooling wechseln, wenn ein Attest des Familienmitglieds vorliegt.

50 000 Plakate und weitere 50 000 Fensteranhänger informieren in den kommenden Tagen in den Schulen über sachgerechtes Lüften nach der Faustregel 20-5-20. Das bedeutet, dass nach 20 Minuten für fünf Minuten die Fenster aufgerissen werden, um stoß- oder querzulüften. "Der entscheidende Baustein ist das Lüften", betonte Tonne. Darüber seien sich alle Wissenschaftler einig. Beim Stoßlüften kühle sich die Raumtemperatur nur leicht ab und wärme sich schnell wieder auf, keiner müsse Angst haben, "in einem Modus des Dauerfrierens" auszuharren.

"50 000 Plakate und weitere 50 000 Fensterhänger mit den wichtigsten Regeln zum Lüften werden den Schulen auch nicht weiterhelfen, wenn es bauliche oder technische Probleme gibt", erklärte dazu der Lehrerverband VNL/VDR.

In der Stadt Bremen wird mit Schulbeginn nach den Herbstferien eine Maskenpflicht im Unterricht für die Oberstufen und beruflichen Schulen gelten, weil die Stadt weit mehr als 50 Infektionen auf 100 000 Einwohner in sieben Tagen aufweist. Die klassenübergreifenden Kohorten, in denen sich Mittelstufenschüler ohne Beschränkungen bewegen können, werden laut Bildungssenatorin von 120 auf 60 Kinder halbiert.

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