Schulen - Hannover:Gewalt gegen Lehrer nimmt deutlich zu

Hannover (dpa/lni) - Die Gewalt gegen Lehrer hat in Niedersachsen erheblich zugenommen. Im vergangenen Jahr wurden 322 Pädagogen Opfer von Straftaten, 2017 waren es noch 229. Das teilte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes auf eine entsprechende Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Damit stieg die Zahl der betroffenen Pädagogen um gut 40 Prozent.

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Hannover (dpa/lni) - Die Gewalt gegen Lehrer hat in Niedersachsen erheblich zugenommen. Im vergangenen Jahr wurden 322 Pädagogen Opfer von Straftaten, 2017 waren es noch 229. Das teilte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes auf eine entsprechende Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Damit stieg die Zahl der betroffenen Pädagogen um gut 40 Prozent.

Im vergangenen Jahr wurden allein 190 Lehrer Opfer von Körperverletzung, im Jahr zuvor waren es nach der polizeilichen Kriminalstatistik noch 130. Erfasst werden unter anderem auch Raub und Sexualdelikte. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 264 Fälle erfasst, ein Jahr zuvor waren es 194 - die Zahl der betroffenen Pädagogen ist höher, weil bei einigen Taten mehrere Lehrer betroffen waren. In 151 Fällen ging es 2018 um Körperverletzung, ein Jahr zuvor waren es noch 105 Fälle. Das bedeutet eine Steigerung um fast 44 Prozent. Zu den Ursachen des Anstiegs könne das LKA keine näheren Angaben machen, sagte die Sprecherin.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat angesichts der Zahlen konkrete Forderungen. "Ich kann es mir nur so erklären, dass die Frustrationstoleranz der Schüler in den vergangenen Jahren noch einmal drastisch gesunken ist", sagte die Landesvorsitzende Laura Pooth. Einer der Gründe könne auch Personalmangel sein, meinte sie. "Wir haben einfach zu wenig Lehrkräfte und Sozialpädagogen."

"Unsere Studien haben ergeben, dass sich die Lehrer nicht um jeden einzelnen Schüler so kümmern können, wie sie es gerne wollen und vor allem, wie die Schüler es verdient hätten", sagte Pooth, selber lange Hauptschullehrerin. "Wünschenswert wäre auch eine Unterstützung betroffener Lehrer, das könnte etwa eine Supervision durch externe Fachkräfte sein", meinte sie. Es gebe sogenannte Beratungslehrer, an die sich die Schüler wenden könnten. "Diese Arbeit ist aber massiv zusammengestrichen worden", beklagte Pooth. "Das muss wieder verstärkt ausgebaut werden, um solchen Taten vorzubeugen."

"Über bestimmte Tätergruppen oder betroffene Schulformen kann man nur spekulieren - genaue Zahlen liegen mir nicht vor", sagte Pooth. "Man muss schauen, wie die Lernumgebung in betroffenen Schulen ist." Und es müsse gefragt werden: "Können sich alle wohlfühlen? Gehen die Schüler gern in die Schule?"

Es müsse nachgeforscht werden, ob das Problem an bestimmte Schulformen gebunden sei, sagte Horst Audritz, Vorsitzender des niedersächsischen Philologenverbands. "An Gymnasien gibt es nach unseren Beobachtungen weniger Probleme als bei anderen Schulformen." Audritz macht ein insgesamt verändertes Miteinander für die Gewalt verantwortlich. "Das ist ein Zeichen für ein gesamtgesellschaftliches Problem", meinte er. "Der Einzelne versucht seine individuellen Rechte durchzusetzen, zunehmend auch mit allen rechtlichen Mitteln und Gewalt", sagte Audritz. "Das Gegenüber gilt immer weniger, auch der Lehrer - das ist auch eine Frage des Respekts. Immer mehr stellen ihre eigenen Rechte in den Vordergrund."

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