Schulen - Hannover:Opposition kritisiert Unterrichtsausfall an Schulen

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Hannover (dpa/lni) - Der Unterricht an Niedersachsens Schulen fällt nach Einschätzung der Opposition auch im laufenden Schuljahr zu oft aus. Die prognostizierte Unterrichtsversorgung liege mit derzeit 98,9 Prozent noch unter dem im letzten Halbjahr erreichten Wert von 99,41 Prozent, sagte FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling am Donnerstag in Hannover. "Von einer Verbesserung der Situation an den Schulen kann also weiterhin keine Rede sein." Nach Einschätzung von Julia Willie Hamburg, bildungspolitische Sprecherin der Grünen, ist die Unterrichtsversorgung "durchgehend beklemmend".

"Und eine Lösung ist kurzfristig nicht in Sicht", beklagte die Grünen-Politikerin. Der Kultusminister mache sich angreifbar, "solange er weiter die schlechten Zahlen schön rechnet, statt entschlossen zu handeln". Zwar habe es Neueinstellungen von Lehrern gegeben, allerdings sei auch die Zahl der Schüler gestiegen, sagte Försterling. Berücksichtige man die Fehlzeiten kranker Lehrer, fielen rund 100 000 Unterrichtsstunden pro Woche aus.

Mit Blick auf das nächste Schulhalbjahr hatte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) zu Wochenbeginn allerdings mitgeteilt, dass das Land rund 500 Lehrer mehr einstellen wolle als in den Ruhestand gehen. Zum 1. Februar 2020 sollen daher 1350 Stellen ausgeschrieben werden. "Wir gehen derzeit davon aus, dass circa 780 Lehrerinnen und Lehrer aus dem Dienst ausscheiden werden", sagte Tonne. Zuletzt waren fast 8 Prozent aller neueingestellten Lehrer Quereinsteiger.

Unterstützung bekamen die Liberalen von der Bildungsgewerkschaft GEW. "Die stellenweise erschreckend niedrige Unterrichtsversorgung zeigt, dass enormer Handlungsbedarf besteht, mehr auszubilden, mehr einzustellen und besser zu bezahlen", sagte GEW-Landeschefin Laura Pooth. Dem Kultusministerium warf sie Schönfärberei vor: Die Schulen hätten derzeit rund 550 Vollzeitlehrkräfte zu wenig.

Julia Willie Hamburg erklärte, die Schulen bräuchten Freiräume, wenn sie den Fachkräftemangel kompensieren und ordentlich arbeiten wollten. "Wir müssen die multiprofessionellen Teams an Schulen ausbauen, das heißt, die Verantwortung für unsere Schülerinnen und Schüler auf mehr Schultern verteilen", forderte sie. "Minister Tonne weiß um solche Lösungen. Es reicht nicht, den belasteten Lehrkräften und Gewerkschaftsvertretern einfach nur verständnisvoll zuzuhören." Der Minister müsse sich für den Haushalt Spielräume erstreiten.

Wie es aktuell um die prognostizierte Unterrichtsversorgung der einzelnen Schulen bestellt ist, will die FDP mit einer interaktiven Karte im Internet zeigen. Die darin dargestellten Daten gehen auf eine Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion zurück.

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