Schulen - Hannover:Eine Woche vor Schulstart: Wie gut ist die Vorbereitung?

Ausbildung
Grant Hendrik Tonne (SPD), Kultusminister Niedersachsen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hannover (dpa/lni) - In einer Woche enden die Sommerferien in Niedersachsen, und es kommt zum Test: Wie gut sind die Schulen auf einen Regelbetrieb unter Corona-Bedingungen vorbereitet? Ein wichtiger Lehrerverband stellt für die Vorbereitung ein eher schlechtes Zeugnis aus. Von einer sicheren Rückkehr zum Normalbetrieb könne unter den derzeitigen Umständen keine Rede sein, schrieb der Philologenverband Niedersachsen am Mittwoch in Hannover.

Das Kultusministerium geht für den Unterricht ab kommendem Donnerstag (27. August) von einem "eingeschränkten Regelbetrieb" aus. Es wird in voller Klassenstärke unterrichtet; es gilt kein Mindestabstand, dafür gibt es feste Lerngruppen; für Hygiene muss gesorgt sein.

Viele Schulen könnten die behördlichen Vorgaben zum Gesundheitsschutz nicht erfüllen, sagte aber der Vorsitzende des Philologenverbands, Horst Audritz. Die Belüftung der Unterrichtsräume sei problematisch, ebenso die öffentliche Schülerbeförderung. Es fehle an Hilfen der Schulträger, also der Kommunen. "Sofern die Schulträger nicht das umsetzen können, was erforderlich ist, ist das Land in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen", forderte Audritz.

Dabei lasse die steigende Zahl von Infektionen und das Aussetzen geplanter Lockerungen in Niedersachsen sogar befürchten, dass die Hygieneauflagen noch verschärft werden müssen.

Eine der Fragen: Maske im Unterricht oder nur auf den Schulfluren? In Nordrhein-Westfalen müssen Schülerinnen und Schüler selbst im Unterricht Mund und Nase bedecken. Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) sieht das anders. "Es gibt nach meiner festen Überzeugung sehr seriöse Argumente gegen die Maske im Klassenzimmer", sagt er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". An vielen Stellen sei man in der Schule darauf angewiesen, Mimik zu sehen.

"Nonverbale Kommunikation ist sehr wichtig in der Schule. Wie das mit Maske sinnvoll gehen soll, weiß ich nicht", argumentierte Tonne. "Bei sommerlichen Temperaturen fünf, sechs oder mehr Stunden mit Maske in einem Klassenraum zu sitzen und sich dabei auf den Unterricht zu konzentrieren ist - um das mal vorsichtig auszudrücken - eine große Herausforderung." Er glaube, dass das Lernen mit Maske "schwierig bis unmöglich" sei. Unterricht mit Mund-Nasen-Schutz könne allenfalls eine "kurzfristige Notlösung" sein.

Die oppositionellen Grünen im Landtag sprachen von mangelnder Vorbereitung. Wenn der Kultusminister Masken im Unterricht verhindern wolle, müsse er Vorkehrungen für einen besseren Infektionsschutz an Schulen treffen, sagte Fraktionschefin Julia Willie Hamburg.

Schon vor den Sommerferien hatte das Kultusministerium neben dem Regelbetrieb auch zwei andere Szenarien durchdacht. Eins sieht vor, bei einem Anstieg der Infektionen wieder zu einer Mischung aus Unterricht in der Schule und zu Hause zurückzukehren. Die strengste Variante: Schließung von Schulen und Quarantäne. Minister Tonne hat sich während der Ferien mehrfach besorgt über die Zunahme von Covid-19-Fällen geäußert.

"Es ist richtig, dass die Schülerinnen und Schüler nach den Ferien wieder regulär zu Schule gehen können", sagte die CDU-Schulpolitikerin Mareike Wulf. Schulen, Schüler und Lehrer müssten aber digital besser ausgestattet sein für den Fall, dass doch einzelne Klassen oder Schulen geschlossen werden. "Das Geld ist durch den Digitalpakt da, dennoch sind viele Schulträger noch immer auf dem Stand vor Corona."

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