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Schulen - Erfurt:Thüringer Schüler und Eltern wollen viel Präsenzunterricht

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Erfurt (dpa/th) - Trotz der in großen Teilen Thüringens sehr hohen Corona-Infektionszahlen plädieren Schüler- und Elternvertreter gegen flächendeckende Schulschließungen nach dem Ende der Osterferien. "Das A und O muss sein, möglichst viel Präsenzangebote sicherzustellen", sagte der stellvertretende Landeselternsprecher für die Thüringer Gymnasien, Roul Rommeiß, der Deutschen Presse-Agentur.

Zwar dürfe es Unterricht in den Schulen nicht um jeden Preis geben. Doch die Anwendung strenger Hygienekonzepte und Schulschließungen in den am schwersten von der Pandemie betroffenen Kreisen seien besser als landesweite Schulschließungen. Ähnlich äußerte sich der Landesschülersprecher für die Gymnasien, Leon Schwalbe. Beide forderten größere Anstrengungen beim Testen und mehr Kreativität bei der Suche nach Wegen, um Schulschließungen zu vermeiden.

Schwalbe sagte, besser als die Schulen in ganz Thüringen zu schließen, sei es, auf Wechselunterricht zu setzen und den Präsenzunterricht in Landkreisen oder kreisfreien Städten mit besonders hohen Corona-Inzidenzen auszusetzen. "Das muss dann aber auch konsequent gemacht werden", sagte er. Dass zum Beispiel im Landkreis Schmalkalden-Meiningen Mitte März die Schulen zumindest für einige Klassenstufen wieder geöffnet worden waren, obwohl der Landkreis ein Corona-Hotspot ist, sei nicht verantwortbar gewesen.

Aus Sicht der Schülervertretung war es ein Fehler, die Entscheidungshoheit über lokale Schulschließungen wieder vom Land auf die Kommunen zu übertragen. Es sei besser, wenn der Freistaat über lokale Schulschließungen entscheide.

Rommeiß sagte dagegen, nach seiner Einschätzung habe es sich bewährt, dass die Kommunen in Thüringen nun wieder über Schulschließungen entscheiden. "Verantwortung vor Ort ist sicherlich der richtigere Weg." An diesem Donnerstag wollen die Länder auf einer Kultusministerkonferenz über das Vorgehen an den Schulen unter Pandemiebedingungen in den nächsten Wochen beraten.

Um möglichst viel Präsenzunterricht nach dem Ende der Osterferien in dieser Woche sicherzustellen, sei es wichtig, an den Schulen konsequent zu testen, sagte Schwalbe. Bisher gebe es beim Testen noch zu große Unterschiede zwischen einzelnen Schulen. Das sei nicht hinnehmbar. Jeder, der am Anfang einer Woche eine Schule betrete, müsse auf eine mögliche Corona-Infektion getestet werden, "um sicherzustellen, dass keine Infizierten in den Klassenzimmern sitzen", sagte Schwalbe.

Auch der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner, sprach sich für zwei verpflichtende Tests pro Woche für Schüler und Lehrer nach den Osterferien aus - mit der Konsequenz, bei Verweigerung Schülern den Zugang zur Schule zu untersagen. "Wir dürfen jetzt keine Experimente machen", sagte Tischner. Nur durch konsequente Tests lasse sich viel Vor-Ort-Unterricht organisieren. Dass sich viele Schüler oder auch Lehrer verpflichtenden Tests verweigern würden, glaube er nicht, sagte Tischner. "Die Masse der Eltern will, dass ihre Kinder sicher in der Schule sind."

Rommeiß forderte, noch stärker als bislang auf Räume außerhalb von Schulgebäuden zu setzen, um ausreichend Platz für Präsenzunterricht und feste Gruppen zu schaffen. "Oft wird noch zu wenig flexibel vor Ort reagiert."

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Thüringen lag am Donnerstag nach jüngsten Zahlen der Staatskanzlei bei 181 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner. Die Daten sind allerdings nur bedingt mit den noch höheren Zahlen von vor Ostern vergleichbar, weil durch die Feiertage weniger getestet wurde beziehungsweise Proben analysiert wurden.

© dpa-infocom, dpa:210408-99-121860/4

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