Süddeutsche Zeitung

Schule:Wie viel verdienen Lehrer eigentlich?

Die arbeiten kaum und kriegen dafür einen Haufen Geld nachgeschmissen!, lautet ein gängiges Lehrerklischee. Was ist dran?

Von Matthias Kohlmaier

Die Leserfrage

Meine Frage hat überhaupt nichts mit der gängigen Neiddebatte gegenüber Beamten im Allgemeinen und Lehrern im Besonderen zu tun. Ich wüsste schlichtweg gerne, wie viel Lehrkräfte in Deutschland ungefähr verdienen.

Die Antwort

Die Frage nach dem Verdienst der Lehrkräfte ist relativ einfach zu beantworten. Da die meisten, wie Sie schon sagen, Beamte sind, lassen sich online für jedes Bundesland Besoldungstabellen finden. Denn aufgrund des Bildungsföderalismus verdient die Mathelehrerin an einem Gymnasium in Baden-Württemberg nicht dasselbe wie ihr Fachkollege an einer Schule in Niedersachsen.

Das Magazin Sofatutor hat die Zahlen für alle 16 Bundesländer - auch für die, in denen Lehrkräfte keine Beamten sind - in der folgenden Grafik anschaulich zusammengetragen. Die Zahlen stammen zwar aus dem vergangenen Jahr, vermitteln aber einen guten Überblick, wie viel Lehrkräfte verdienen und wie sich die Einnahmen je nach Bundesland unterscheiden:

A12 und A13, theoretisch geht es noch bis A16 weiter, bezeichnen die einzelnen Besoldungsgruppen. Je höher die Zahl, desto höher auch das Einkommen. Darüber, wie die Lehrkräfte an den verschiedenen Schularten bezahlt werden, gibt es in diesem Zusammenhang immer wieder Diskussionen. Denn Grundschullehrer werden nach A12, Gymnasiallehrer nach A13 besoldet, verdienen also mehr.

Ob das gerecht ist, darüber lässt sich streiten. "Wir sind fachlich besser ausgebildet und bekommen daher zu Recht mehr Geld", meinen viele Gymnasiallehrer. "Wir leisten pädagogisch und erzieherisch viel mehr und das muss besser honoriert werden", entgegnen viele Grundschullehrer. Recht haben auf ihre Weise wohl beide, weshalb ein Ende dieser Debatte nicht absehbar ist.

Wie sich Lehrergehälter entwickeln, regelt wieder jedes Bundesland selbst. Grundsätzlich liegt dem aber meist ein fester Rhythmus zugrunde, in dem die Löhne angehoben werden. In Bayern etwa festgehalten in der Besoldungstabelle der Ordnung A. Ein frisch verbeamteter Gymnasiallehrer kommt demnach auf ein Monatsgehalt von 3945,34 Euro brutto, das erst alle drei Jahre und später alle vier Jahre angehoben wird.

Wann Lehrer befördert werden, ist wiederum ein bisschen kompliziert geregelt. Wieder am Beispiel des bayerischen Gymnasiallehrers: Der steigt in den Beruf als Studienrat in der Besoldungsgruppe A13 ein, sobald er das Referendariat erfolgreich abgeschlossen und eine Stelle bekommen hat (Letzteres ist alles andere als selbstverständlich). In regelmäßigen Abständen wird er von seinem Vorgesetzen beurteilt und anhand der Noten ein fiktives Beförderungsdatum errechnet.

Fiktiv ist es deswegen, weil er erst zum Oberstudienrat aufsteigen und damit nach A14 besoldet werden kann, wenn sein Dienstherr eine neue Stelle in den höheren Besoldungsgruppen schafft oder diese frei wird, weil zum Beispiel eine ältere Lehrkraft in Pension geht. Heißt: Wann Lehrkräfte befördert werden, hängt durchaus von ihren Leistungen ab - aber auch davon, ob gerade zufällig besser dotierte Stellen entstehen oder eben nicht.

Nur kein Neid

Und abschließend in aller Kürze zur angesprochenen Neiddebatte: Natürlich gibt es faule Lehrer, die ihr definitiv ordentliches und sicheres Gehalt nicht verdient haben. Aber solche Menschen gibt es in allen Branchen. Wer tagtäglich Halbstarken Binomische Formeln und Englischvokabeln beibringt und sie nebenbei noch auf ihren Platz in der Gesellschaft vorbereitet, der soll und darf ruhig anständig dafür entlohnt werden.

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