Ob am İstanbul Lisesi die türkische Schulleitung aus eigenem Antrieb oder auf Weisung aus dem Bildungsministerium die Beschäftigung mit Weihnachten im Unterricht verboten hat, ist ungewiss. Warum sie das Verbot nun wieder zurückgenommen hat, ebenso. Vielleicht war ja wirklich alles ein Missverständnis. Klar ist, dass die 35 deutschen Lehrer an der Schule mit deutschen Steuergeldern bezahlt werden. Dürfte sich die Türkei also in die Unterrichtsgestaltung einmischen? Wie funktionieren die Deutschen Auslandsschulen überhaupt?
Die deutsche Sprache fördern, kulturellen Austausch mit dem Gastland betreiben und damit letztendlich den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken: Das sind, etwas verknappt, die Aufgaben der deutschen Bildungspolitik im Ausland. Wahrgenommen werden sie unter anderem von derzeit 140 Deutschen Auslandsschulen rund um den Globus. Etwa 82 000 Kinder lernen dort, wobei nur etwas mehr als ein Viertel von ihnen tatsächlich einen deutschen Pass hat; der Rest sind Schüler mit anderer Nationalität.
Finanziert werden die Schulen zwar teilweise, aber nicht hautpsächlich durch die Abgaben deutscher Steuerzahler. Etwa 70 Prozent ihres Haushaltes erwirtschaften die Auslandsschulen selbst, heißt es vom Weltverband Deutscher Auslandschulen (WDA). Der Großteil stammt aus dem Schulgeld, dass die Schüler entrichten müssen. Dazu kommen verschiedene Drittmittel, etwa Spenden örtlicher Unternehmen und privater Gönner.
Die fehlenden etwa 30 Prozent des Schuletats bezahlt die Bundesrepublik Deutschland, 2015 entstanden dadurch Kosten von 225,75 Millionen Euro. Dazu gehören auch die Gehälter der Lehrkräfte. Die sind hauptsächlich unterteilt in Auslandsdienstlehrkräfte und Bundesprogrammlehrkräfte. Erstere sind deutsche Beamte, die bei ihrem zeitlich begrenzten Aufenthalt im Ausland das gleiche Gehalt bekommen wie ihre Kollegen in Deutschland. Zweitere werden nach im jeweiligen Land gängigen Lehrer-Salär honoriert, bekommen aber zusätzlich eine finanzielle Unterstützung aus Deutschland.
Da Schüler an den Deutschen Auslandsschulen Abschlüsse erreichen können, die auch in Deutschland anerkannt sind, unterscheiden sich die Lehrpläne von denen in deutschen Regelschulen kaum. Wer das Abitur etwa in Südafrika macht, soll später ebenso an einer deutschen Uni studieren dürfen wie der Auslandsabiturient in Australien oder auf den Philippinen.