Schule:Wer als Kind musiziert, hat bessere Noten

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Studieren dank musizieren: Kinder und Jugendliche profitieren von Instrumentalunterricht. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Einer großen Studie zufolge haben Schüler, die ein Instrument spielen lernen, später bessere Schulnoten.
  • Besonders Jugendliche aus weniger gebildeten Familien profitieren vom Musikunterricht.
  • Allerdings hängt vor allem vom Elternhaus ab, ob Jugendliche überhaupt musizieren.

Von Johann Osel

Wo Kinder sind, da ist auch Musik. So könnte man die Ergebnisse zusammenfassen, die der Branchenverband der Instrumentenhersteller durch eine Umfrage der unabhängigen Gesellschaft für Konsumforschung einholen ließ. In einem Drittel der deutschen Haushalte gibt es demnach ein Instrument, auch wenn es nur in 18 Prozent gespielt wird. In Familien mit Nachwuchs ist das anders, unter denen mit mehreren Kindern finden sich sogar in 76 Prozent ein Klavier, eine Flöte oder dergleichen. Die Vorteile von Musik für Entwicklung und Bildung werden stets beschworen - nun untermauert sie eine Studie: Von Musikunterricht als Kind profitieren junge Menschen demnach auch später noch.

Laut der Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben die musizierenden Kinder bessere Noten. Für ihre repräsentative Untersuchung haben die Forscher Daten von 4000 Jugendlichen aus dem sogenannten Sozio-Oekonomischen Panel (SOEP), einem vorliegenden immensen Datensatz, ausgewertet. Bei ihren Berechnungen konzentrierten sie sich auf 17-Jährige, die schon seit ihrem achten Lebensjahr musizieren.

"Vor allem Jugendliche aus weniger gebildeten Familien profitieren vom Musikunterricht", sagt SOEP-Direktor Jürgen Schupp, der die Studie mit dem DIW-Ökonomen Adrian Hille erstellt hat. Im Vergleich zu ihren Altersgenossen aus ähnlichen Familien, die keinen Musikunterricht hatten, könnten sie im Schnitt bessere Noten vorweisen - die Leistungen liegen bis zu 25 Prozent über dem Durchschnitt aller. Unter den Jugendlichen aus gebildeteren Familien seien die Unterschiede geringer.

Elternhaus ist ausschlaggebend für musikalische Bildung

Darüber hinaus seien die Musizierenden gewissenhafter und ehrgeiziger, zum Beispiel beim angestrebten Abschluss. Die Berechnungen zeigten, dass sie mit einer um acht Prozent höheren Wahrscheinlichkeit als andere das Abitur und danach ein Studium anstreben. Schon eine frühere Studie an der Universität Oldenburg hatte ergeben: Grundschüler, die neben dem Musikunterricht der Schule noch in Kleingruppen ein Instrument erlernten, lagen bei sprachlichen Kompetenzen vorne.

In den aktuellen DIW-Analysen habe man gezeigt, so die Autoren, dass der Zusammenhang zwischen Musikunterricht in jungen Jahren und besseren Bildungserfolgen auch dann besteht, wenn Merkmale wie das Bildungsniveau der Eltern berücksichtigt werden. Diese Faktoren wurden aufwendig gegengerechnet. Allerdings entscheidet die Bildung der Eltern darüber, ob Jugendliche überhaupt musizieren. Nach wie vor nehmen eher Kinder aus höheren sozialen Schichten privat Musikstunden.

Die Forscher fordern deswegen mehr staatliche Förderung für den außerschulischen Musikunterricht. Etabliert hat sich bereits vielerorts in Deutschland die Initiative "Jedem Kind ein Instrument", die es Kindern ermöglicht, ein Jahr lang kostenlos ein Instrument zu lernen. "Mit Hilfe solcher Initiativen", so das Institut, " können schlummernde Potenziale von Jugendlichen geweckt werden".

© SZ vom 29.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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