Schule:Wann gibt's Hitzefrei?

Schule: Bei großer Hitze sitzt niemand gerne in der Schule.

Bei großer Hitze sitzt niemand gerne in der Schule.

(Foto: Illustration Jessy Asmus für SZ.de)

War da nicht irgendwas mit 27 Grad im Schatten? Ganz so einfach ist es nicht.

Von Matthias Kohlmaier

Die Leserfrage

Ich wüsste gerne, ab welcher Temperatur bayerische Schulen Hitzefrei erteilen müssen. Stimmen die 27 Grad im Schatten, von denen oft die Rede ist?

Die Antwort

Zum Thema Hitzefrei gibt es eine Menge Gerüchte, die offenbar von Schülergeneration zu Schülergeneration weitergetragen werden. Der Großteil davon ist allerdings Quatsch, unter anderem die Sache mit den 27 Grad im Schatten. Denn eine festgeschriebene Temperaturobergrenze, ab der der Unterricht beendet werden muss, gibt es nicht.

Genaugenommen taucht der Begriff Hitzefrei in den diversen für Bayerns Schulen gültigen Paragraphenwerken gar nicht auf. Genauer: Er taucht nicht mehr auf. "Über vorzeitige Unterrichtsbeendigung an besonders heißen Tagen entscheidet der Schulleiter", stand noch 2008 in der Schulordnung für die Volksschulen in Bayern. Zum darauffolgenden Schuljahr wurde der Passus getilgt - was aber nicht bedeutet, dass Schüler der frühzeitige Weg an den Badesse an besonders heißen Tagen komplett versperrt wäre.

Ob es zu heiß zum Lernen ist, liegt "im alleinigen Verantwortungsbereich der Schulleitungen, denen insoweit ein Organisationsermessen zusteht", schreibt das Kultusministerium. Bei ihrer Entscheidung habe die Schulleitung die konkrete Situation an der Schule zu berücksichtigen und eine Abwägung der Gesamtumstände vorzunehmen. "Diese Rechtslage ermöglicht es, auf die unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten nicht nur flexibel, sondern vor allem der konkreten Situation entsprechend angemessen zu reagieren."

Im Klartext: Während es bei 30 Grad Außentemperatur in einem alten Schulbau dank dickem Mauerwerk noch angenehm temperiert sein kann, schwitzen sich Schüler und Lehrer in einem Neubau mit umfangreichen Glasfronten längst um den Verstand. Dann ist es Aufgabe der Verantwortlichen vor Ort zu entscheiden, wann der Unterricht fortgesetzt werden kann und wann nicht. Eine fixe Gesetzgebung, ob nun 27 oder 29 oder 31 Grad, würde den verschiedenen Schulen kaum gerecht.

Falls es in diesem Schuljahr doch nochmal Hitzefrei geben sollte, ein kleiner Hinweis - denn eines hat sich durchaus geändert. Wurde früher der Unterricht einfach zur Uhrzeit X beendet, wenn die Sonne herunterbrannte, finden heute an den meisten Schulen trotzdem alle Stunden des Schultages statt. Dafür werden die gewohnten 45-minütigen Unterrichtseinheiten auf zum Beispiel 30 Minuten verkürzt.

So haben alle Beteiligten früher Feierabend, und trotzdem geht im Lehrstoff noch ein bisschen was voran.

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