Die etwa 40 000 Schulen in Deutschland sollen in den nächsten fünf Jahren mit einem Fünf-Milliarden-Euro-Programm für digitale Bildung fit gemacht werden. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) stellte am Mittwoch ihre Pläne für einen "Digitalpakt" mit den Ländern vor, um "Grundschulen, weiterführende allgemeinbildende Schulen und Berufsschulen mit digitaler Ausstattung wie Breitbandanbindung, W-LAN und Geräten zu versorgen".
Die für Schulpolitik eigentlich zuständigen Länder sollen sich im Gegenzug "verpflichten, die entsprechenden pädagogischen Konzepte, die Aus- und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern sowie gemeinsame technische Standards umzusetzen". Grundlage für eine solche in den nächsten Monaten auszuhandelnde Vereinbarung sei der Artikel 91c des Grundgesetzes, sagte Wanka mit Blick auf das sogenannte Kooperationsverbot von Bund und Ländern im Schulbereich. Der Passus ermögliche die Zusammenarbeit im Bereich Informationstechnik, sagte Wanka. Eine Grundgesetzänderung sei also nicht notwendig.
Digitalisierung in der Schule:"Raus mit den Computern"
Wissenschaftler Gerald Lembke fordert, Kinder unter zwölf Jahren in der Schule nicht mit digitalen Hilfsmitteln zu unterrichten. Ein Gespräch über Ablenkung via Facebook und die "Wischkompetenz" von Halbwüchsigen.
"Zu guter Bildung im 21. Jahrhundert gehören IT-Kenntnisse und der souveräne Umgang mit der Technik und den Risiken digitaler Kommunikation ebenso wie das Lernen mittels der vielen neuen Möglichkeiten digitaler Medien", erklärte Wanka. "Deutschland muss diese Chancen viel stärker nutzen als bisher. Wir müssen bei der digitaler Bildung einen großen Sprung nach vorn machen." Für das Vorankommen digitaler Bildung sei die Pädagogik zentral - "digitale Technik muss guter Bildung dienen, nicht umgekehrt".
Viel "Gedaddel", wenig Knowhow
Die Offensive aus dem Bildungsministerium dürfte auch mit den Ergebnissen zweier Studien der vergangenen Jahre zusammenhängen. Erstens landeten deutsche Schüler beim internationalen ICILS-Vergleichstest 2014 mit ihren Computer-Kenntnissen nur im Mittelfeld - viel "Gedaddel" mit dem Handy, aber wenig echtes Knowhow, so die Bilanz
Schule:Wenn Lehrer sich bei Youtube wiederfinden
Verhielt sich ein Lehrer früher unfreiwillig komisch, erzählten sich seine Schüler hinterher Witze. Heute landen Videos der Pädagogen im Internet - wo der Spott keine Grenzen kennt.
Und zweitens gibt es zwischen den 16 Ländern bei Computer-Ausstattung und IT-Unterricht große Unterschiede, ergab die Ende 2015 vorgelegte Studie "Schule digital". Lehrer in Bayern, Hamburg, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz waren noch am zufriedensten. Dort halten jeweils etwa zwei von drei Pädagogen die Ausrüstung für ausreichend. Nur etwa 40 Prozent sind es in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.
Auch beim WLAN driften die Länder weit auseinander. So finden in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein nur zwei von fünf Lehrern, dass der Internetzugang an ihrer Schule schnell und stabil genug ist. Und lediglich ein gutes Drittel der Befragten (35,6 Prozent) hält die pädagogische Unterstützung für ausreichend.