Schule:Haben Lehrer in den Ferien bezahlten Urlaub?

Klassenkampf

Lehrer leisten einen Großteil ihrer Arbeit außerhalb des Unterrichts.

(Foto: Illustration: Jessy Asmus)

Viele Arbeitnehmer sind neidisch auf Lehrkräfte und ihre Ferien. Ein Gymnasiallehrer erzählt, was er in den Weihnachtsferien erledigen muss.

Kolumne von Matthias Kohlmaier

Die Leserfrage

Ich besuche die 10. Klasse eines Gymnasiums in Bayern und stelle mir kurz vor den Weihnachtsferien eine Frage zur Arbeitszeit der Lehrer. Mir ist schon klar, dass Lehrkräfte auch außerhalb der Unterrichtszeit arbeiten und das Klischee vom faulen Lehrer in den meisten Fällen nicht stimmt. Trotzdem würde ich gerne wissen: Werden Lehrer während der gesamten Schulferien bezahlt, haben sie also hier in Bayern etwa 15 Wochen pro Jahr bei vollem Gehalt weitgehend frei?

Die Antwort

Der Spruch über Lehrer, die angeblich vormittags Recht und nachmittags frei haben, ist seit vielen Jahren ein running gag an Stammtischen bundesweit. Und dass diese Lehrer auch noch während der gesamten Schulferien ihr durchaus üppiges Gehalt beziehen, macht selbige Kommentatoren gleich noch wütender. Denn prinzipiell lautet die Antwort auf die Frage: Ja, Lehrer bekommen auch während der Schulferien ihr volles Gehalt ausbezahlt.

Vor dem Gesetz des Freistaats Bayern werden die verbeamteten Lehrer nicht anders behandelt als andere Beamte. "Für die staatlichen bayerischen Lehrkräfte gelten vom Grundsatz her die gleichen Arbeitszeitregelungen wie für alle anderen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und Beamten auch; allerdings ist ihr Urlaubsanspruch durch die Ferien abgegolten", zitiert das Kultusministerium auf Anfrage den Paragraph 3 der Urlaubsverordnung.

Ein Lehrer beschreibt seine Weihnachtsferien

Aber: Für Lehrer bedeutet unterrichtsfreie Zeit nicht zwingend dienstfreie Zeit. Wie Sie schon schreiben, leisten sie einen großen Teil ihrer Arbeit von zuhause aus. Wie das während der kommenden Weihnachtsferien exemplarisch aussieht, erklärt ein langjähriger Englisch- und Französischlehrer eines bayerischen Gymnasiums, der seinen Namen hier nicht lesen möchte:

"Dass ich in den kommenden beiden Wochen nicht in der Schule sein muss, heißt leider nicht, dass ich die Zeit entspannt auf der Couch verbringen könnte, ohne einen Gedanken an die Arbeit zu verschwenden. Für mich steht während der Ferien eine Menge Korrekturarbeit an, weil ich in den vergangenen anderthalb Wochen in zwei Klassen Schulaufgaben und in einer weiteren eine Stegreifaufgabe geschrieben habe - und diese Prüfungen sollen die Schüler natürlich möglichst in den Tagen nach den Ferien benotet zurückbekommen.

Bis ich eine Schulaufgabe ordentlich und transparent korrigiert habe, vergeht ungefähr eine Stunde. Auf meinem Schreibtisch liegen 26 unkorrigierte Englischschulaufgaben der 11. Klasse und 27 zu bearbeitende Schulaufgaben Französisch Klasse 9 - das macht etwa eine Korrekturzeit von 53 Stunden. Dazu kommt noch die Stegreifaufgabe, bei der 26 Schüler meiner 6. Klasse in Englisch mitgeschrieben haben. Da genügen etwa 15 Minuten Korrekturzeit pro Test, macht in Summe eine Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden.

Mindestens 30 dienstfreie Tage pro Jahr müssen gesetzlich sein

Leider waren bei meiner Englischschulaufgabe zwei Schüler krank, ich muss für sie also eine Nachholschulaufgabe erstellen. Dafür geht ein halber Tag drauf, ebenso für das Erstellen der Französischschulaufgabe, die ich in der Woche nach den Ferien in einer anderen Klasse schreiben werde. Spätestens am Tag vor Schulbeginn steht dann noch die Vorbereitung des regulären Unterrichts an. Langweilig wird mir während der Ferien also sicher nicht."

Zu Korrektur und Unterrichtsvorbereitung kommen bei Lehrern während der Schulferien ab und an noch schulinterne Konferenzen und Fortbildungen, das Ministerium spricht von "außerunterrichtlichen Dienstpflichten". Der Schulleiter legt hier fest, wann die Lehrer in den Ferien Dienst tun müssen und wann sie tatsächlich Freizeit haben. Die sollen sie laut Urlaubsverordnung mindestens im Umfang des gesetzlichen Urlaubsanspruchs von 30 Werktagen bekommen. "Wie sich dies über die Ferien verteilt, ist - abgesehen von dienstlichen Anordnungen der Schulleitung - den Lehrkräften selbst zu überlassen", schreibt das bayerische Kultusministerium.

Zusammenfassend: Natürlich arbeiten nicht alle Lehrer so gewissenhaft wie derjenige, der hier Auskunft gegeben hat. Und natürlich gibt es auch in dieser Berufsgruppe Faulenzer, die sich entspannt auf ihrer Lebenszeitverbeamtung ausruhen. Pauschales Abtun der Lehrkäfte als wenig arbeitendes und dafür sehr ordentlich verdienendes Volk wird ihnen aber sicher nicht gerecht. Denn die Unterrichtsverpflichtung bayerischer Lehrkräfte - bei 23 Schulstunden pro Woche geht man von einer Vollzeitstelle aus - entspricht gewöhnlich weniger als der Hälfte ihrer wirklichen Arbeitszeit.

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