Schule:Geld für die Besten

Alphabetisierung

Schon von der ersten Klasse an sollen besonders begabte Schüler bald gefördert werden - Bund und Länder planen ein Pilotprojekt.

(Foto: Arno Burgi/dpa)
  • Bund und Länder wollen insgesamt 125 Millionen Euro für die Förderung besonders leistungsstarker Schüler ausgeben.
  • Bis zu 300 Schulen sollen im Rahmen der ersten Pilotphase Konzepte für die Praxis entwickeln.

Von Susanne Klein

Mama Professorin, Papa Fensterputzer, Wohnort München-Bogenhausen oder Berlin-Wedding. Solche Unterschiede in Herkunft und sozialem Status haben in Deutschland großen Einfluss auf die Bildungserfolge von Kindern und Jugendlichen. Das hält die Pisa-Studie den Verantwortlichen seit Jahren vor.

Diese Unterschiede betreffen nicht nur Schüler mit schwierigen Startbedingungen oder Lernschwäche, sie mindern nach Meinung vieler Bildungsexperten auch die Chancen derer, die besonders begabt oder interessiert sind. Denn viele Schulen gelten als personell und konzeptionell nicht darauf ausgerichtet, um spezielle Fähigkeiten bei Kindern zu erkennen und diese dann gezielt zu fördern.

Das soll sich nun ändern. In Berlin stellten am Montag das Bundesbildungsministerium und die Kultusministerkonferenz (KMK) ein Programm zur Förderung "leistungsstarker und potenziell besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler" vor. Für die gemeinsame Initiative wollen Bund und Länder zu gleichen Teilen insgesamt 125 Millionen Euro ausgeben.

Das Geld soll über einen Zeitraum von zehn Jahren dazu dienen, die Begabtenförderung zu verbessern - unabhängig von ideologischen Grabenkämpfen um eine "Elitebildung". In Deutschland erzielten vergleichsweise wenige Kinder und Jugendliche Spitzenleistungen, sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. "Als innovatives High-Tech-Land können wir es uns aber nicht leisten, kluge Köpfe unentdeckt zu lassen."

"Alle Kinder haben Stärken"

Bis zu 300 Schulen bundesweit werden in der ersten Pilotphase von dem Geld profitieren. Sie sollen Konzepte entwickeln, die sowohl im als auch neben dem Unterricht funktionieren, und die das Leitbild einer "leistungsfördernden Schulentwicklung" widerspiegeln. Außerdem wird von den Schulen erwartet, dass sie ihre Erfahrungen austauschen. Unterstützt werden sie dabei von den Ländern, etwa durch Lehrerfortbildungen.

Der Bund will den Prozess durch eine Gruppe von Experten begleiten lassen, die didaktisches und fächerspezifisches Wissen beisteuern. Zunächst wird sich die Initiative auf die Fächer Mathematik, Naturwissenschaften, Deutsch und Englisch konzentrieren, und zwar in den Klassenstufen eins bis zehn. Phase zwei ist dann dafür vorgesehen, die neuen Strategien auf ihre Wirksamkeit hin zu prüfen und sie bei anderen Schulen bekannt zu machen.

Die neue Begabtenförderung könnte ein Meilenstein in der Bildungspolitik sein, Union und SPD haben sich trotz ihrer ewigen Kontroverse - Elite kontra Integration - zum Handeln durchgerungen. "Alle Kinder haben Stärken", sagte KMK-Präsidentin Claudia Bogedan, diese gelte es zu erkennen und zu fördern. Der Sprecher der Unions-Kultusminister, Ludwig Spaenle, betonte, Begabtenförderung gehöre "zum Kern von Bildungsgerechtigkeit". Ties Rabe erklärte stellvertretend für die SPD-Kultusminister die Förderung zur "Regelaufgabe in allen Schulen".

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