Schule:Die Abiturnoten werden immer besser

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Der Notendurchschnitt im Abitur verbessert sich seit Jahren in fast allen Bundesländern. (Foto: dpa)

Aber was sagt das überhaupt aus? Werden die Schüler schlauer oder die Prüfungen nur leichter?

Von Paul Munzinger, München

Aus Pforzheim waren dieser Tage Töne zu vernehmen, die mindestens beim ersten Hören erstaunen. Zu Wort meldete sich der Vorsitzende des Landesschülerbeirats Baden-Württemberg, Leandro Karst. Und Karst, 18 Jahre alt, sprach sich in aller Deutlichkeit dagegen aus, dass die Lehrer im Südwesten ihren Spielraum bei der Bewertung von Abituraufgaben nutzen, um die Noten künstlich besser zu machen. "Wir sind gegen eine Inflation der Abinoten", sagte Karst. Gibt es das überhaupt: Schüler, die keine besseren Noten wollen?

Im Sommer wird abgerechnet an Deutschlands Schulen. In dieser Woche sind auch die Schüler in Bayern und Baden-Württemberg mit ihren Zeugnissen in die Sommerferien geschickt worden. Die einen zufrieden, weil sich unter die Einser und Zweier höchstens mal eine Drei gemischt hat. Die anderen unglücklich, weil das Zeugnis eher einer Strafpredigt in Zahlen gleicht. Doch nicht nur die Schüler, auch die Bundesländer erhalten im Sommer ihre Zensuren: den Schnitt nämlich, den ihre jeweiligen Abiturienten herausgeholt haben. Nur, dass das mit der Bewertung - gute Note gut, schlechte Note schlecht - hier nicht so einfach ist.

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Mit Ausnahme von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen haben alle Bundesländer mittlerweile den Schnitt für das Abitur 2018 veröffentlicht. Und es setzt sich ein Trend fort, der schon lange zu beobachten ist: Die Noten werden immer besser. Ganz vorne liegt wie seit Jahren Thüringen, Landesschnitt: 2,18 - vor zehn Jahren lag er noch bei 2,32. Dicht dahinter Sachsen, das seit 2008 ebenfalls einen Satz gemacht hat: von 2,44 auf 2,21. Gut dabei auch Bayern mit einem Mittelwert von 2,28 - 2008 lag der noch bei 2,41. Den schlechtesten Schnitt erreichte mit 2,57 Niedersachsen - für das Land aber zugleich das beste Ergebnis überhaupt, wie das Kultusministerium in Hannover stolz verkündete.

Und es ist nicht nur der Schnitt, der steigt. Auch der Anteil der 1,0-Abiturienten ist mancherorts rapide gewachsen, in Brandenburg etwa von unter einem auf 2,5 Prozent innerhalb von zehn Jahren. Bildungsministerin Britta Ernst freute sich über ein "exzellentes Abitur".

Die Frage lautet nur: Was sagen die guten Noten überhaupt aus? Dass die Schüler immer schlauer werden? Oder das Abitur immer leichter?

Versagt das Bildungssystem in Baden-Württemberg?

Zu den wenigen Bundesländern, die keinen Notensprung nach oben verzeichnen, gehört Baden-Württemberg. Dort verschlechterte sich der Schnitt nach 2008 sogar, 2017 lag er bei 2,38. Versagt dort also das Bildungssystem? Oder hält man Standards hoch, die andere um der schönen Zahlen willen über Bord geworfen haben? Hinweise gibt es für beide Deutungen: So lobte Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Lehrerverbandes, Baden-Württemberg in der Stuttgarter Zeitung als Vorbild, weil es sich "dem Wettlauf um die besten Noten entzogen" habe. Andererseits war der einstige Streber im Südwesten der große Verlierer der letzten Schülervergleichstests, egal, ob es um die Mathekünste von Viertklässlern oder die Deutschkenntnisse von Neuntklässlern ging.

Schülervertreter Leandro Karst glaubt an Variante eins: daran, dass die Abiturnote in Baden-Württemberg eine harte Währung in Zeiten der Inflation darstellt. Auch wenn er weiß, dass das bei der Bewerbung auf einen Studienplatz womöglich keinen interessiert.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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