In den vergangenen Jahren kamen immer mehr Schüler ausländischer Herkunft an das Langkaer-Gymnasium in Tilst, einem Vorort von Aarhus im Osten Jütlands. 2007 hatten noch 25 Prozent der Schüler Migrationshintergrund, in diesem Jahr liegt die Quote bereits bei 80 Prozent. Damit die ethnisch dänischen Schüler nicht in jeder Klasse nur eine kleine Minderheit bilden, hat sich Schulleiter Yago Bundgaard eine ungewöhnliche Maßnahme überlegt: Er richtete drei Klassen mit je zur Hälfte Kindern mit und ohne Migrationshintergrund ein. In den übrigen vier Klassen sind ausschließlich Kinder ausländischer Herkunft. Diese Trennung nach ethnischer Herkunft soll verhindern, dass noch mehr Schüler ohne Migrationshintergrund an andere Gymnasien abwandern.
Nun aber macht ihm unter anderem das dänische Institut für Menschenrechte schwere Vorwürfe. "Wenn das Kriterium Ethnizität ist, dann könnte es genauso gut einfach die Hautfarbe sein, und dann ist es rassistisch", sagte eine Sprecherin dem dänischen Fernsehsender DR. Sie bezweifelt, dass das Vorgehen überhaupt legal sei. Auch die Vorsitzende der Organisation "SOS mod Racisme" (SOS gegen Rassismus) bezeichnet das Sortieren der Schüler als "reine Diskriminierung".
Aber genau die wollte Rektor Bundgaard mit seinen Maßnahmen verhindern. "Um echte Integration in einer Klasse zu erreichen, müssen beide Gruppen ausreichend groß sein", erklärt der Schulleiter gegenüber der Nachrichtenagentur Ritzau . Seine Vorgehensweise sei die "am wenigsten schlechte Lösung", um Diskriminierung zu vermeiden.
Andere Lehrer zeigen Verständnis
Verständnis bekommt Bundgaard von Lehrer- und Schulverbänden in Dänemark. In einem Artikel der Jyllands-Posten äußern sich weitere Rektoren, die an ihren Schulen mit einem hohen Migrationsanteil ähnlich vorgegangen sind. Auch sie wollten verhindern, dass ethnisch dänische Eltern ihre Kinder gezielt an einer anderen Schule anmelden. So berichtet der ehemalige Schulleiter einer Grundschule in Kopenhagen, dass an seiner Schule die Quote der dänischen Muttersprachler nach der Einführung der getrennten Klassen von zehn auf 40 Prozent angestiegen sei. Außerdem könnten die Sprachkenntnisse der Schüler mit Migrationshintergrund gezielter gefördert werden.
Dänemarks Bildungsministerin Ellen Trane Nørby von der konservativ-liberalen Venstre-Partei will sich in Zukunft für eine gleichmäßigere Verteilung zweisprachiger Schüler einsetzen. "Die Ghettogymnasien, die wir heute sehen, schaden dem einzelnen Schüler, der keinen dänischen Schülern, Normen und Werten begegnet", sagte die Ministerin der Nachrichtenagentur Ritzau. "Aber sie schaden auch der Integration in unsere Gesellschaft, und deshalb ist politisches Handeln nötig."