Im Papier der Kultusminister liest es sich kinderleicht: Die Klassen werden geteilt, die Schülerinnen und Schüler waschen sich die Hände, sitzen weit genug auseinander - so soll von Montag an der Schulunterricht bundesweit wieder anlaufen. Aber wie geht das praktisch?
Wer passt auf, dass zwei Freunde, die einander seit Wochen nicht gesehen haben, sich im Bus nicht doch nebeneinandersetzen? Was nützt es, wenn die Tische mit ausreichend Abstand platziert worden sind, auf dem Pausenhof aber alle wild durcheinanderlaufen? Gibt es ausreichend Aufsichtspersonen, wenn ein Großteil des Kollegiums zur Risikogruppe gehört? Und wer entscheidet, ob die Bedingungen erfüllt sind, die behutsamen Unterricht erlauben? Das darf nicht nach Gutdünken und Risikofreude vor Ort passieren, dafür braucht es Vorgaben.
Möglicherweise macht das Land mit den Lockerungen einen Fehler. Auch die Bildungspolitiker hätten sich mehr Zeit lassen sollen. Was nützt es, Schulen zu öffnen, wenn man sie bald und vielleicht länger als bisher wieder schließen muss? Sinnvoller wäre es erst einmal, noch gezielter Angebote für benachteiligte Schüler zu schaffen - mit Leihlaptops, Fernnachhilfe und Plätzen in der Notbetreuung. Bildungsgerechtigkeit ist drängender als eine scheinbar schnelle Rückkehr zur Normalität für alle.