Schulbetrieb in Deutschland:Lehrer als Unterrichtsbeamte

In Deutschland fehlen Tausende Lehrer. Großspurig haben die Bildungspolitiker des Landes deshalb versprochen, an den Schulen nicht zu sparen. Dennoch: Die Zahl der Lehrer wird weiter sinken - ein glatter Wortbruch.

Tanjev Schultz

Im Sommer wissen viele Schulleiter noch nicht, was ihnen nach den Ferien wieder blüht. Ob sie überhaupt genügend Lehrer haben werden? Darauf kann man sich in Deutschland leider nicht verlassen. Die neue Prognose der Kultusminister zeigt zwei Risiken: Zum einen übersteigt in einigen Regionen die Nachfrage weiterhin das Angebot. Vor allem in Mathematik und den Naturwissenschaften fehlen Lehramtsstudenten. Zum anderen stellen die Länder zu zögerlich junge Pädagogen ein.

Großspurig haben die Bildungspolitiker immer wieder versprochen, trotz des Rückgangs bei den Geburten werde an den Schulen nicht gespart. Das Geld bleibe im Bildungssystem. Es wäre die große Chance, endlich kleinere Klassen und eine bessere Förderung der Kinder zu bekommen. Doch betrachtet man die neuen Berechnungen, sieht es danach nicht mehr aus. Die Zahl der Lehrer dürfte in den kommenden Jahren bundesweit sinken - ein glatter Wortbruch.

Weil in einigen Fächern Tausende Lehrer fehlen, sind Mütter und Väter schon froh, wenn nicht schon wieder eine Schulstunde ausfällt. Hauptsache Unterricht. Fragen zur Qualität des Gebotenen wagt da bald niemand mehr zu stellen. Was nützen auch die besten didaktischen Ideen und Förderpläne, wenn es nicht ausreichend Pädagogen gibt, die sie umsetzen?

Eltern und Kinder müssen vielerorts zufrieden sein, wenn wenigstens die Toiletten in der Schule funktionieren. Das Wichtigste im Schulbetrieb ist aber, genügend Zeit für die Schüler zu haben, auch außerhalb des Stundenplans. Wenn die Lehrer mehr sein sollen als Unterrichtsbeamte, die ihren Stoff abspulen, ist eine Mangelwirtschaft alles andere als hilfreich.

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