Professionelle Sprachtests:Mucha suerte!

Professionelle Sprachtests: War der Vortrag verständlich? Waren die Formulierungen korrekt? Das sind zwei der Anforderungen anerkannter Sprachtests wie TOEFL, DALF oder DELE, die man erfüllen muss, wenn man eine akademische Ausbildung an einer namhaften Hochschule im Ausland machen möchte.

War der Vortrag verständlich? Waren die Formulierungen korrekt? Das sind zwei der Anforderungen anerkannter Sprachtests wie TOEFL, DALF oder DELE, die man erfüllen muss, wenn man eine akademische Ausbildung an einer namhaften Hochschule im Ausland machen möchte.

(Foto: Ivan Chiosea/mauritius images)

Fürs Auslandsstudium auf Spanisch oder Englisch muss man eine Sprachprüfung machen. Wie man sich darauf vorbereitet.

Von Rebekka Gottl

Nach mehr als zwei Stunden Prüfungszeit und sechzig beantworteten Fragen setzt sich Caspar Schütze ein weiteres Mal die Kopfhörer auf und beginnt damit, in das Mikrofon zu sprechen. Sein Blick ist wieder auf den Bildschirm vor ihm gerichtet, während er anfängt, einen Monolog zu halten - auf Englisch. Später wird ein Komitee seine Aussagen auf deren Richtigkeit hin überprüfen, aber auch im Hinblick auf Verständlichkeit. In vier Aufgabenbereichen kann er je nach Leistung bis zu 30 Punkte erhalten. 120 Punkte kann er beim TOEFL, dem Test of English as a Foreign Language, insgesamt erreichen. Das englische Sprachzertifikat komplettiert seine Bewerbungsunterlagen. Es ist Schützes Eintrittskarte fürs Studium an einer Hochschule in den USA.

Die meisten Hochschulen im Ausland verlangen von den Bewerbern einen Nachweis ihrer Sprachkompetenz in der jeweiligen Unterrichtssprache. Die Tests dienen als Qualitätssicherung, damit internationale Studenten und Muttersprachler auf dem gleichen Sprachniveau zusammenarbeiten können. Universitäten in englischsprachigen Destinationen wie den USA, Großbritannien, Kanada, Neuseeland und Australien erkennen hauptsächlich vier standardisierte Sprachtests als Zulassungsvoraussetzung an: den TOEFL, den IELTS-Test (International English Language Testing System), den PTE (Pearson Test of English) und das Cambridge Certificate in Advanced English (CAE). "Während die britischen Hochschulen im Zweifelsfall den IELTS des British Council bevorzugen, akzeptieren so gut wie alle Universitäten in den USA den TOEFL", sagt Wolfgang Gairing vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). In französischsprachigen Regionen ist das DELF- beziehungsweise DALF-Zertifikat gefragt, und Hochschulen, deren Unterrichtssprache Spanisch ist, fordern das DELE-Diplom.

Der Aufbau der Sprachtests ist nahezu identisch, sie alle beinhalten die vier Aufgabenbereiche Lesekompetenz, Hörverstehen, Sprechen und Schreiben. Schütze hat in der ersten Hälfte des viereinhalbstündigen TOEFL Multiple-Choice-Fragen beantwortet, die sich auf zuvor Gelesenes oder Gehörtes beziehen, beispielsweise zum Treibhauseffekt oder dem Sternensystem. "Das Niveau ist anspruchsvoll, die Themen sind aber recht realitätsnah", sagt der 26-Jährige. Das Sprechen auf Englisch sei ungewohnt gewesen, doch nach zwei oder drei Fragen habe sich Schütze auch damit zurechtgefunden. Anders als der IELTS-Test, bei dem die Aufgaben handschriftlich auf Papier gelöst werden und bei dem das Gespräch mit einem geschulten Prüfer von Angesicht zu Angesicht stattfindet, ist der TOEFL-Test komplett internetbasiert.

Mit Schütze saßen lediglich zehn weitere Prüflinge vor den Bildschirmen in ihren jeweiligen Kabinen, während "beim IELTS schon mal 50 bis 100 Teilnehmer gleichzeitig getestet werden", erklärt Christopher Mann. Er ist Geschäftsführer der Sprachschule Eloquia, die in Frankfurt am Main neben IELTS, CAE und TOEFL auch die französischen Sprachtests DELF und DALF sowie die spanische Sprachprüfung DELE anbietet. Unabhängig von der Sprache gleichen sich die Zertifikate in ihren inhaltlichen Anforderungen und orientieren sich alle am CEFR, dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen. Dieser gibt das persönliche Sprachniveau mittels einer Skala an, die von A1 für Einsteiger bis C2 für Muttersprachler reicht. Hochschulen im Ausland verlangen oftmals fortgeschrittene Kenntnisse, was den Stufen B2 oder C1 entspricht, wobei "Eliteunis definitiv einen höheren Anspruch haben als andere Hochschulen", sagt Schütze. Meist entscheiden sogar die einzelnen Fachbereiche, welche Sprachkompetenz sie verlangen. Viele Universitäten richten sich dabei allerdings nicht nach der Landes-, sondern vielmehr nach der Unterrichtssprache. Bei Bewerbungen für englischsprachige Studiengänge in Frankreich, beispielsweise an der Universität Sciences Po in Paris, sei ein Nachweis guter Sprachkenntnisse in Englisch somit ausreichend, sagt Gairing vom DAAD.

Caspar Schütze hat insgesamt 87 Punkte beim TOEFL-Test erreicht, die sich in das Sprachniveau B2 übersetzen lassen. Übertragen auf den IELTS wären das 6,5 von neun möglichen Punkten. Damit liegt Schützes Ergebnis deutlich über der geforderten Punktzahl der University of West Alabama, bei der er sich für das Bachelorstudium in Business Administration beworben hat. Und das, obwohl er "in der Schule nie überragende Noten in Englisch" hatte, wie er sagt. Doch um die Grammatik geht es in den meisten Sprachtests auch weniger, vielmehr sollen die Prüflinge die Zusammenhänge verstehen und Konversationen in der Fremdsprache folgen können. Das freie Sprechen lasse sich am besten mit anderen trainieren, also in Form von "learning by doing", sagt Schütze. Zudem habe er Serien auf Englisch angeschaut und damit seinen Wortschatz erweitert. "Das heißt aber nicht, dass die Prüflinge automatisch ein gutes Ergebnis erzielen, nur weil sie englischsprachige Sitcoms verstehen", sagt Mann.

Für ein Semester an einer ausländischen Partneruni braucht man in der Regel keinen Test

Obwohl jede Prüfung inhaltlich neu entwickelt wird, gleichen sich die Tests in Aufbau und Struktur. Wer sie bestehen möchte, kann sich mit umfangreichen Lehrmaterialien vorbereiten. Entsprechende Übungsbücher, Videos und Sprachkurse können zwar sinnvoll sein, haben aber ihren Preis. Und auch die Gebühren für die Sprachtests sind nicht zu unterschätzen: 255 US-Dollar hat Schütze für den TOEFL bezahlt, das sind circa 236 Euro. Beim CAE, dem PTE und dem IELTS-Test müssen die Teilnehmer mit ähnlich hohen Kosten rechnen. Für das spanische DELE-Diplom werden je nach Sprachniveau 100 bis 200 Euro fällig, und das französische DALF-Zertifikat, das die beiden höchsten Niveaustufen C1 und C2 abdeckt, kostet 90 bis 110 Euro.

All jene, die ein Vollzeitstudium im Ausland anstreben, kommen um diese Gebühren nicht herum. Anders als Studierende, die an einer Hochschule in Deutschland eingeschrieben sind und ein Auslandssemester planen. "Pflegt die Hochschule eine Kooperation mit der Gastuniversität im Ausland, müssen die Studenten oftmals keinen zusätzlichen Sprachtest vorlegen", sagt Wolfgang Gairing. Das gilt insbesondere für fachbezogene europäische Austauschprogramme im Rahmen von Erasmus plus. Außerhalb Europas akzeptieren viele Partneruniversitäten das DAAD-Sprachzeugnis für ein Auslandssemester. Der entsprechende Test ist nicht standardisiert, orientiert sich jedoch an den Kompetenzstufen des CEFR. Meist besteht er aus einem Lückentext, einer Schreibübung und einem kurzen Gespräch zum geplanten Aufenthalt; einige deutsche Hochschulen bieten ihn kostenfrei an. Keine Alternative zum DAAD-Test ist hingegen der OLS-Sprachtest. Diesen legen Erasmus-plus-Studierende vor und nach dem Auslandssemester ab, um ihre sprachliche Entwicklung zu dokumentieren.

Sein Bachelorstudium in Alabama hat Caspar Schütze mittlerweile beendet. "Wenn man wirklich im Ausland studieren möchte, ist ein Sprachtest keine Hürde", sagt er rückblickend. Mit Englisch ist er inzwischen so vertraut, dass der TOEFL-Test keine Herkules-Aufgabe, sondern ein Kinderspiel für ihn wäre.

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