Präsenzunterricht:Woche sieben, der Druck steigt

Coronavirus · Dresden

Maske oder nicht Maske: Die Länder verhängen unterschiedliche Regeln. Diese Abiturienten in Dresden gehen auf Nummer sicher.

(Foto: Robert Michael/dpa)

Die Bundesländer müssen entscheiden, wie es mit den Schulöffnungen weitergeht. Ärger ist programmiert.

Von Susanne Klein

"Schulen schließen kann man schnell, sie wieder aufzumachen wird schwieriger werden." Mathias Richter (FDP), Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Kultusministerium, sagte der SZ am vergangenen Mittwoch, was er seit Wochen denkt. Und wurde sofort daran erinnert, wie recht er hat: Am Donnerstag kehrten in NRW Hunderttausende Schüler aus Abschlussklassen in die Schulhäuser zurück. Während seine Chefin, Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), einen "gelungenen Start" feststellte, sahen sich Kritiker der frühen Öffnung bestätigt. Von grob vernachlässigter Fürsorgepflicht war die Rede, "an vielen Schulen gibt es weder Desinfektionsmittel noch Masken", empörten sich Lehrer. Und trotzdem sollen an diesem Montag, in Woche sieben nach den Schließungen, die Abschlussklassen der meisten Bundesländer folgen. Die Wut, das gilt als sicher, wird auch dort hochkochen. Denn dass anderswo jede Schule perfekt vorbereitet ist, nur weil sie drei Werktage später als in NRW aufmacht, ist kaum zu erwarten.

Und mit jeder Schule, die das Wagnis eingeht, wächst die Unsicherheit. So sehr Eltern auf den Fernunterricht schimpfen, so sehr fürchten sie die Gefahr des Präsenzunterrichts. Allein die Frage der Mund- und Nasenbedeckung: Masken im öffentlichen Nahverkehr sind jetzt überall Pflicht; ob und wie sie aber in Schulen schützen könnten, scheint der föderalen Willkür überlassen. Bayern und Thüringen verordnen den Atemschutz für Pausen und Toilettengänge, andere Länder empfehlen dies nur, wieder andere teilen mit, wer in Bus und Bahn Maske trägt, darf im Schulhaus ruhig ohne rumlaufen. Wie die Eltern haben auch Lehrer und Schüler die Unklarheit satt und fragen sich: Wenn die Bundeskanzlerin zunehmend besorgt vor regional übereilten Lockerungen warnt, sollten wir dann nicht in allen Schulen die gleiche Vorsicht walten lassen? Und wie sähe die genau aus?

16 Antworten auf eine Frage, das birgt neben Sicherheitsrisiken ein Glaubwürdigkeitsproblem. Das wissen auch die Länder, der Druck auf sie steigt. "Niemand könnte es verstehen, wenn es in einer solchen Krise, in der es um Gesundheits- und Infektionsschutz geht, von Land zu Land zu unterschiedlichen Regelungen kommen würde", sagt Mathias Richter. Zwar ist das bereits geschehen, bei der Maskenpflicht in Schulen ebenso wie bei den Öffnungsterminen. Aber ein Datum steht angeblich einvernehmlich noch im Raum: der 4. Mai. Von da an sollen die Türen noch weiter aufgehen, zuerst für den letzten Jahrgang der Grundschulen und für die Absolventen im Jahr 2021. So hieß es jedenfalls.

Warum nicht die Erstklässler? Welche Grundschüler zuerst zurückkehren, ist noch nicht endgültig enschieden

Die Vorbereitungszeit ist, man kann sagen: verdammt kurz. Am Mittwoch soll die Kultusministerkonferenz (KMK) ein Konzept für die sukzessive Öffnung vorlegen. Am Donnerstag will sich Angela Merkel mit den Länderchefs beraten, neue Lockerungsbeschlüsse hat die verärgerte Kanzlerin aber erst für den 6. Mai avisiert. Am Freitag ist Feiertag. Und schon von dem darauffolgenden Montag an sollen die Schulen Hunderttausende weitere Schüler empfangen?

Denkbar ist das nur, wenn die Länder ihre Pläne früher festzurren - was längst im Gange ist. Das aber erschwert einen Konsens der KMK. Was kann sie an diesem Mittwoch überhaupt präsentieren? Mathias Richter sagt: "Da wird nicht nur debattiert, was in den Ländern schon läuft, es sind auch neue Schritte dabei." Über die Grundschulen etwa sei noch nicht final entschieden. "Es gibt auch gute Gründe zu fragen: warum nicht die Erstklässler? Die Viertklässler haben ihre Empfehlung für die weiterführende Schulform ja schon." Auch rollierende Modelle seien möglich.

Nur eins ist derweil sicher: Für die Schulen bleibt es schwierig.

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