Schulen, Unis, Ausbildung:Deutschland investiert mehr Geld in die Schulen ...

Run auf Hochschulen

Bei der großen Menge an Studienanfängern wird es in deutschen Hörsälen gelegentlich eng.

(Foto: dpa)
  • Die OECD stellt ihren neuen Bericht "Bildung auf einen Blick 2016" vor.
  • Demnach steht Deutschland in vielen Bereichen besser da als der OECD-Durchschnitt, insbesondere bei den Investitionen in den schulischen Bereich.
  • Die finanzielle Ausstattung der Unis hinkt allerdings hinterher. Und dann ist da noch die Gender-Lücke in vielen Bereichen.

Im Dezember ist es wieder so weit: Eine neue Pisa-Studie wird vorgestellt. Das ist die Schulleistungsuntersuchung der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), die seit dem Jahr 2000 alle drei Jahre durchgeführt wird und damals in Deutschland bei Bildungspolitikern und -forschern den nach ihr benannten Schock auslöste.

Mit Blick auf den Dezember dürfte eine aktuelle Erhebung der OECD die gleichen Personen diesmal zuversichtlich stimmen. Die jährliche Studie "Bildung auf einen Blick" sieht Deutschland bezüglich vieler Kompetenzen im Bildungswesen nicht nur auf einem guten Weg, sondern auch auf einem Niveau, das teils deutlich oberhalb des Durchschnitts aller OECD-Länder liegt. Eine Übersicht über die wichtigsten Erkenntnisse:

In den Schulen

Obwohl die Schülerzahl in Deutschland zwischen 2008 und 2013 gesunken ist, sind die Ausgaben schneller gestiegen als im OECD-Durchschnitt. Je Schüler liegen die jährlichen Bildungsausgaben hierzulande bei 10 267 US-Dollar - etwa 1000 Dollar mehr als der Durchschnitt und eine Steigerung um zwölf Prozent gegenüber 2008. Grundsätzlich ist dabei zu berücksichtigen, dass die Erhebung die Flüchtlingsentwicklung der vergangenen beiden Jahre und die damit verbundenen Ausgaben für Bildung noch nicht berücksichtigt.

Was den vorschulischen Bereich betrifft, unterstreicht die OECD-Studie eine wichtige Erkenntnis: "Die Teilnahme an frühkindlicher Bildung ist für Kinder mit Migrationshintergrund besonders vorteilhaft", heißt es dort. In Deutschland halbiere sich das Risiko, im Alter von 15 Jahren bei der Pisa-Untersuchung zur Risikogruppe zu zählen, wenn Kinder für mehr als ein Jahr an frühkindlichen Bildungsangeboten teilgenommen hätten, erklärte Andreas Schleicher, Direktor für Bildung bei der OECD.

An den Universitäten

Im Gegensatz zu den Schulen haben die Investitionen in die hochschulische Bildung nicht mit dem starken Anstieg der Studierendenzahlen mithalten können. 2013 haben 28 Prozent mehr Menschen ein Studium begonnen als noch fünf Jahre zuvor. Zwar haben sich die Ausgaben pro Student in der Zeit in absoluten Zahlen auch erhöht. Da so viele Neu-Studierende dazugekommen sind, liegen die Pro-Studierendem-Investitionen dennoch zehn Prozent unterhalb des Wertes von 2008.

"Die Ausgaben pro Studierendem sanken dabei in vergleichbarem Umfang wie in Spanien während der Finanzkrise", sagt OECD-Direktor Schleicher.

Welche Studiengänge eine hohes Einkommen versprechen

Abseits des Geldes sind die neuen Zahlen zur Gender-Lücke in der Bildung, besonders an den Unis, eine nähere Betrachtung wert. Demnach stellt es nach wie vor eine Herausforderung dar, mehr Frauen für wissenschaftliche oder technische Studiengänge zu gewinnen. Viermal so viele Männer wie Frauen machen in Deutschland einen Hochschulabschluss in den Bereichen Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen. Im OECD-Durchschnitt sieht es etwas ausgewogener aus, dort sind es nur etwa dreimal so viele Männer wie Frauen.

Gleiches, nur mit umgekehrtem Vorzeichen, gilt für erziehungswissenschaftliche Studiengänge: Dort schließen etwa dreimal so viele Frauen wie Männer ein Studium ab. Ähnlich sieht das Absolventenverhältnis in Geisteswissenschaften aus.

Im Beruf

Viele Klischees über die Ausbildungsrichtungen von Männern und Frauen bestätigen sich also. Das Ergebnis steht auch im Bericht: "In allen OECD-Ländern und auf allen Bildungsniveaus weisen Frauen niedrigere Beschäftigungsquoten auf als Männer."

Ließe sich das mit althergebrachten, aber doch im Wandel befindlichen familiären Strukturen erklären - offenbar kümmern sich doch noch immer mehr Frauen als Männer um die Kinder oder übernehmen Pflegeaufgaben im privaten Bereich -, so sieht es beim finanziellen Aspekt schon anders aus. Denn unabhängig vom Bildungsniveau verdienen Frauen durchschnittlich weniger als Männer, teilweise um mehr als 30 Prozent.

Einen Grund für dieses finanzielle Ungleichgewicht führt die aktuelle Studie an: die Studien- und Berufswahl. Erwachsene mit einem Abschluss in den vornehmlich "männlichen Bereichen" wie Mathematik oder Ingenieurswesen haben demnach einen wesentlich höheren Verdienst, als er in den eher "weiblichen" Fachrichtungen Gesundheit oder Lehrerausbildung üblich ist.

Insgesamt steht Deutschland in Sachen Ausbildungsquote gerade bei den jungen Menschen jedoch sehr gut da: So waren im vergangenen Jahr nur 8,6 Prozent der 15- bis 29-Jährigen nicht in Bildung, Ausbildung oder Beschäftigung. Es ist einer der niedrigsten Anteile in den OECD-Ländern. Auch klappt der Übergang von der Ausbildung in den Beruf hierzulande deutlich besser als in den meisten anderen untersuchten Ländern. Allerdings sank der Anteil der Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung oder Abitur in den vergangenen Jahrzehnten kaum. Er liegt bei den heute 25- bis 34-Jährigen bei 13 Prozent.

Uni-Städte in Deutschland

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