OECD-Bericht:Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland gesunken

Klassenprimus in der Krise: Während andere Länder mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen haben, ist die Quote in Deutschland einem Bericht der OECD zufolge seit 2008 gesunken. Doch die Bundesrepublik ist nicht überall spitze.

Der aktuelle Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz OECD, belegt einmal mehr: Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in Europa kann Deutschland der jüngsten Wirtschaftskrise (noch) trotzen. So geht aus dem Jahresbericht 2013 über die Bildungssysteme der Industrieländer hervor, dass die Arbeitlosenquote hierzulande seit 2008 rückläufig ist - und das auf allen Bildungsniveaus. In der Bundesrepublik ist die Jugendarbeitlosigkeit zudem weit weniger dramatisch als beispielsweise in Spanien oder Griechenland.

Der Anteil der 15- bis 29-jährigen Deutschen, die 2011 weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung waren, lag demzufolge bei 12,5 Prozent. Damit steht Deutschland deutlich besser da als der OECD-Durchschnitt (etwa 16 Prozent). Die Arbeitslosenstatistiken geben allerdings auch Anlass zur Sorge.

So spiegeln sie einmal mehr ein Grundproblem der deutschen Bildungspolitik wider: "Bildungsverlierern" ist der soziale (Wieder-) Aufstieg kaum möglich. Das zeigt sich zum einen darin, dass es hierzulande mehr junge Langzeitarbeitslose gibt als in Ländern mit einer vergleichbar niedrigen Jugendarbeitslosigkeit. Österreich, der Schweiz oder auch den skandinavischen Staaten gelingt die Wiedereingliederung junger Arbeitsloser weitaus besser.

Hinkt die Bundesrepublik bei den Uni-Abschlüssen hinterher?

Zum anderen ist die Arbeitslosenquote unter den Erwachsenen ohne Abschluss des Sekundarbereichs II, also ohne Abschluss eines Gymnasiums oder einer berufsbildenden Schule, über die vergangenen drei Jahre zwar leicht gesunken, von 16,5 auf 13,9 Prozent. Sie verharrt damit aber auf relativ hohem Niveau - liegt der OECD-Schnitt in diesem Segment doch bei unter 13 Prozent.

Auch in einem weiteren Bereich hinkt Deutschland scheinbar hinterher: Während hierzulande immerhin 28 Prozent der 25- bis 34 Jährigen einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss vorzuweisen haben, sind es im OECD-Schnitt 39 Prozent. Diese Diskrepanz ist jedoch zu einem großen Teil auf unterschiedliche (Aus-) Bildungssysteme zurückzuführen.

Hierzulande gibt es mehr Lehrberufe - so zum Beispiel den des Eventmanagers. Während diese Profession in Deutschland klassischerweise durch eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann zu erreichen ist, führt in Ländern wie Großbritannien ein Studium zum Berufsabschluss. (In Deutschland gibt es mittlerweile vergleichbare Studienangebote von privaten Anbietern.)

OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher wertete den besonderen Stellenwert der beruflichen Qualifikationen als "großen Standortvorteil" für Deutschland. Dies sei auch ein Vorteil in der Finanzkrise der vergangenen Jahre gewesen.

Immer mehr Akademikerinnen

Zwei Positiv-Trends zeigt der Bildungsbericht im Tertiärbereich: So machen in Deutschland zwar immer noch weniger Frauen einen akademischen Abschluss als im OECD-Schnitt (30 zu 43 Prozent). Der Anteil der 25- bis 34-Jährigen mit einem Hochschul- oder Fachhochschulabschluss in Deutschland ist zwischen 2008 und 2011 aber um zehn Prozentpunkte gestiegen.

Außerdem gibt es einen erfreulichen Anstieg der Studienanfängerquoten in den von der Wirtschaft dringend nachgefragten technisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen. Unter den Absolventen in den sogenannten MINT-Fächern gibt es außerdem immer mehr Frauen.

Schlusslicht bleibt Deutschland jedoch bei der Bezahlung von weiblichen Führungskräften. Dazu heißt es von der OECD: "In keinem anderen Land, für das Daten zur Verfügung stehen, ist die Geschlechterdifferenz beim Anteil der Personen mit hohem Bildungsniveau, die mindestens das Zweifache des Medianeinkommens verdienen, größer." Die Bildungsexperten bringen dieses Ergebnis mit dem hohen Anteil an weiblichen Teilzeitkräften in Deutschland in Verbindung.

Als einzige Erklärung scheint das aber wenig überzeugend: Denn im entsprechenden Verdienstbereich - das Doppelte des mittleren Einkommens - sind Teilzeitstellen doch eher dünn gesät.

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