Nach dem Bachelor:Wie bewerbe ich mich erfolgreich für einen Master-Studienplatz?

Endstation Bachelor? Die Vergabe von Masterstudienplätzen steht in der Kritik. Dabei gibt es eigentlich genügend Studienangebote für die zweite Studienphase. Wer sich geschickt bewirbt, kann seine Chancen deutlich steigern.

Sabrina Ebitsch

Wie nach dem Abi beginnt nach dem Bachelor-Abschluss für viele ein neuer Bewerbungsmarathon. Die Suche nach spannenden und passenden Masterprogrammen braucht Zeit, eine erfolgreiche Bewerbung erfordert Recherche und Vorbereitung. "Beim Masterzugang kann ich nur jedem raten, sich an die Fachstudienberatung der jeweiligen Hochschule zu wenden, und sich genau anzuschauen, was die Schwerpunkte dort sind und wer dort lehrt", sagt Christiane Mateus, stellvertretende Leiterin der Studienberatung der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Der Zugang zum Master stand und steht vielfach in der Kritik: Studentenvertreter und Gewerkschaften fordern, das Nadelöhr nach dem Bachelor zu erweitern und mehr, wenn nicht gar allen Absolventen Studienplätze zur Verfügung zu stellen.

Das eigentliche Problem ist jedoch nicht ein Mangel an Masterplätzen, sondern ein anderes: Die meisten Absolventen wollen ihren Master in wenigen beliebten Studentenstädten oder an hoch renommierten Hochschulen machen, während gleichzeitig im Osten oder an weniger bekannten oder unterschätzten Unis im Westen Studienplätze ungenutzt bleiben. "Es herrscht nicht prinzipiell eine Knappheit an Masterstudienplätzen - es ist auch eine Frage der persönlichen Flexibilität, ob Bewerber etwa bereit sind, in eine weniger attraktive Stadt zu ziehen", sagt die Autorin und Studienberaterin Angela Verse-Herrmann.

Mehr als die Hälfte der Studiengänge ist zulassungsfrei

Entscheidend sind bei der Suche nach dem richtigen Masterprogramm daher nicht nur die Studieninhalte, sondern wichtig ist auch ein realistisches Abschätzen der Chancen. Neben der intensiven Lektüre der entsprechenden Websites der Hochschulen und Gesprächen mit Studenten kann das Masterwiki, das die Erfahrungen von Bewerbern sammelt, dabei helfen.

Den Mut sollten auch Absolventen mit eher durchschnittlichen Abschlussnoten nicht verlieren. Viele der mehr als 8000 Master-Studiengänge in Deutschlands sind zulassungsfrei - das heißt, sie stehen ohne Bewerbungsverfahren offen. Selbst in beliebten Fächern wie BWL oder Psychologie gibt es hier zahlreiche Angebote.

Jenseits der nicht zulassungsbeschränkten Studiengänge gilt wie am Studienanfang: mit mehreren Bewerbungen an verschiedenen Hochschulen die Chancen erhöhen. Absagen sind angesichts einer teils großen Konkurrenz kein Weltuntergang, sondern gehören dazu. "Das Wesen von Bewerbungsverfahren ist nun einmal, dass man nicht gleich auf die erste Bewerbung eine Zusage erhält", sagt Verse-Herrmann. "Der Rat kann da nur sein, von einer starken Konkurrenz auszugehen und das eigene Verhalten danach auszurichten. Wenn die Note also nicht so gut ist, muss ich mich breiter aufstellen."

Das Schrotflintenprinzip hilft nicht weiter

Allerdings hilft das Schrotflintenprinzip wenig weiter: Statt 15 lieblos zusammengestellte Bewerbungen zu verschicken, sollten Studenten besser auf fünf bis acht ausreichend Zeit und Mühe verwenden. Und darunter auch zwei oder drei an Hochschulen mit weniger Bewerberandrang schicken, denn ein hoher Andrang, mit dem die Hochschulen gerne auch werben, kann zwar ein Indikator für Qualität sein, muss es aber nicht. "Natürlich gehen viele Bewerbungen an die angesehenen Hochschulen, die für die Qualität ihrer Ausbildung bekannt sind. Aber auch ganz persönliche Vorstellungen spielen eine Rolle, deswegen wollen viele in beliebten Städten wie München, Hamburg oder Berlin studieren", sagt Verse-Herrmann. Eine geringere Bewerberzahl dürfe daher nicht mit mangelnder Qualität der dortigen Ausbildung gleichgesetzt werden.

Auf jeden Fall aber gilt: Je begehrter die Studienplätze, desto höher der Numerus Clausus (NC) und desto aufwändiger das Bewerbungsverfahren. Wenn sich mehr Studenten bewerben als Plätze vorhanden sind, müssen die Hochschulen den Zugang reglementieren. Sie lassen daher nur Bewerber bis zu einem bestimmten Noten-Grenzwert zu, setzen Sprachkenntnisse und bestimmte Qualifikationen voraus oder erwarten, dass im ersten Studium bestimmte Kurse absolviert oder Leistungen erbracht wurden.

In den Natur- und Wirtschaftswissenschaften werde beispielsweise stark auf die Note geachtet oder auch darauf, ob genügend Credit Points in eine bestimmten Fachgebiet gesammelt worden seien, sagt Mateus. Vorab sollten Bewerber daher prüfen, ob sie diese Kriterien überhaupt erfüllen, sonst ist die Bewerbung von vornherein chancenlos.

Chancen auch ohne Top-Noten

Anders sieht es bei Auswahlverfahren aus, die manche Hochschule für ihre Masterprogramme durchführen. Hier können Kandidaten mit einer gut vorbereiteten Bewerbung unter Umständen ohne Top-Noten noch Punkte sammeln, wenn zum Beispiels das Motivationsschreiben originell und gut formuliert ist und zeigt, dass man sich mit den eigenen Zielen und den Anforderungen der Hochschule auseinandergesetzt hat.

Das fängt schon bei Kleinigkeiten an: Viele Bewerbungen werden ausgemustert, weil sie entweder formale Kriterien wie die Formatvorgaben nicht erfüllen oder schlicht schlampig sind. Wer auf vermeintliche Selbstverständlichkeiten wie Rechtschreibkontrolle oder vollständige Unterlagen achtet, hat schon einmal einen kleinen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern.

Dazu gehört auch eine frühzeitige Vorbereitung mit Blick auf die Bewerbungsfristen: Für das Zusammenstellen aller Unterlagen, das Verfassen von Motivationsschreiben und das Sammeln von Empfehlungsschreiben und Notenauszügen sollten sich Bewerber mehrere Wochen Zeit nehmen, bevor sie die Bewerbung in den Briefkasten werfen. Das bedeutet, dass sie sich bereits im letzten oder noch besser vorletzten Bachelor-Semester darum kümmern sollten, wenn sie nahtlos weiterstudieren möchten. Denn bei den meisten Masterprogrammen, die zum Wintersemester starten, liegt der Bewerbungsschluss im Frühling oder Frühsommer desselben Jahres.

Neben Zeugnissen, Notenauszügen und Nachweisen bestimmter Qualifikationen wie etwa den Ergebnissen von Sprachtests gehören zu den Bewerbungsunterlagen in der Regel ein Lebenslauf sowie ein Motivations- oder zumindest ein Anschreiben. Standardisierte Texte, bei denen nur noch Name und Adresse der jeweiligen Hochschule ausgetauscht werden, haben wenig Aussicht auf Erfolg.

Was der ideale Bewerber anders macht

Stattdessen sollten Bewerber auf die jeweilige Hochschule und die Anforderungen für den Studiengang gezielt eingehen. Auf der Website oder in Infoflyern finden sie Hinweise, worauf Wert gelegt wird, wenn nicht ohnehin Auswahlkriterien formuliert werden. Insbesondere im Motivationsschreiben und im Lebenslauf gilt es, dem Adressaten klar zu machen, dass die eigenen Qualifikationen und Leistungen mit den Anforderungen des Studiengangs und späteren beruflichen Zielen harmonieren. Weitere Hinweise zum Thema Lebenslauf finden Sie hier.

Anders als bei Bewerbungen für einen Job oder für ein Stipendium ist dabei das soziale Engagement oder Berufserfahrung von geringerer Bedeutung - hier geht es in erster Linie darum, was Bewerber bisher an der Hochschule geleistet haben - also besondere Projekte, Forschungsarbeiten oder fachliche Schwerpunkte - und noch zu leisten imstande sind - also Ziele und eine glaubwürdige Begründung, warum gerade diese Hochschule und das jeweilige Masterprogramm richtig dafür sind.

Im Motivationsschreiben sollten sich Studenten auf die Erfahrungen beziehen, die sie im Bachelor gemacht haben, und auf die ersten Berufserfahrungen in zusätzlich absolvierten Praktika, sagt Verse-Herrmann. "Man sollte außerdem darlegen, warum man gerade in diesem Studiengang an dieser Hochschule studieren möchte und warum er der ideale Studiengang für die eigenen Zukunftsvorstellungen ist." Der ideale Bewerber habe nicht nur gute Noten und klare Berufsziele, sondern sei außerdem hochmotiviert und könne sich keinen anderen Studiengang vorstellen - im Motivationsschreiben gelte es nun, diesem Ideal möglichst nahe zukommen. Weitere Hinweise zum Thema Motivationsschreiben finden Sie hier.

Auswahlverfahren gewinnen an Bedeutung

Teils werden auch Gutachten oder Empfehlungsschreiben eines Hochschullehrers verlangt. Am besten wählen Studenten dazu einen innerhalb des Fachbereichs möglichst angesehenen Professor aus, der sie bereits persönlich kennt. Ein Lebenslauf und Zeugnisse helfen ihm bei der Erstellung des Gutachtens, das Auskunft über die akademische Leistungsfähigkeit und die Eignung für das angestrebte Masterprogram geben sollte - anders als etwa bei Gutachten für Stipendienbewerbungen spielen soziales Engagement und Persönlichkeit des Bewerber hier eine nachgeordnete Rolle. Weitere Hinweise zum Thema Gutachten und Empfehlungsschreiben finden Sie hier.

Auswahlverfahren, die über die schriftliche Bewerbung hinausgehen, sind nicht die Regel, aber immer mehr Hochschulen machen sich die Mühe, die Kandidaten in Vorstellungsgesprächen oder Aufnahmeprüfungen auch persönlich in Augenschein zu nehmen. Ob im persönlichen Gespräch mit einem Professor oder vor einer Jury - im Mittelpunkt stehen dabei der Bewerber, sein Lebenslauf und seine akademischen Schwerpunkte, Fähigkeiten und Ziele und wie diese zum angestrebten Masterstudiengang passen.

Das Auswahlgespräch ist keine Prüfung, in der ausschließlich Fachwissen abgefragt wird. Selbst wenn ein Motivationsschreiben nicht verlangt wird, rät Mateus daher dazu, eines zu verfassen: "Man sollte mit Blick auf das Auswahlgespräch einmal schriftlich für sich festhalten: Was bringe ich mit und warum will ich das machen. Das nicht ausreichend begründen zu können, ist ein K.o.-Kriterium." Weitere Hinweise zum Thema Auswahlverfahren finden Sie hier.

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