Muslimische Schüler:Eine "allgemeine Befreiung vom Fasten" schließt der Islamrat aus

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In Hamzas Klasse haben drei Mitschüler mit ihm gemeinsam gefastet. Wenn jemand mal einen Tag Pause gemacht hätte, wären schon "lustige Sprüche" gekommen, erzählt Hamza. "Mein Kumpel hat dann zu demjenigen gesagt: Jaja, ich dachte, du fastest! Aber wir haben alle gelacht, weil wir seinen Humor ja kennen." Unter Druck gesetzt habe sich niemand gefühlt, glaubt er. "Letztlich kann ja jeder selbst entscheiden, ob er fastet oder nicht."

Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrates, der in diesem Jahr erneut einen Ratgeber für das Fasten in Schulen veröffentlicht hat, spricht von einer "persönlichen Angelegenheit zwischen dem Gläubigen und Allah". Eine "allgemeine Befreiung vom Fasten" schließt der Islamrat aus, vielmehr müsse man die Situation jedes einzelnen Schülers betrachten. Grundsätzlich sei das Fasten Pflicht für jeden, der die nötige geistige und körperliche Reife erlangt habe. Der Ratgeber räumt allerdings zahlreiche Ausnahmen von dieser Verpflichtung ein. Auch die Möglichkeit, das Fasten nachzuholen, wenn jemand verhindert sei, ist erwähnt. Insofern könnten Eltern oder Lehrer dem Schüler keine Verpflichtung auferlegen, sondern ihn nur beraten.

Schon als Kind wurde Hamza nach und nach mit der "Ramadan-Atmosphäre" vertraut gemacht, wie seine Mutter sagt. Sie und ihr Mann hätten für eine feierliche Stimmung zu Hause gesorgt, eine Art Adventskalender für den Fastenmonat gebastelt, das Haus mit Girlanden und bunten Laternen geschmückt und abends oft das Lieblingsessen der Kinder zubereitet.

Als kleiner Junge lernte Hamza während des Ramadan auf kleine Dinge im Alltag zu verzichten, etwa fernzusehen oder Süßigkeiten zu essen. Als ihr Sohn mit zwölf in die Pubertät kam, fastete er an den Wochenenden halbe Tage mit. Als 13-Jähriger fastete er dann auch nach der Schule, sodass er abends "die Freude beim Essen spürte", das sei ihnen wichtig gewesen, so Khafagy. Und in diesem Jahr war es ihr Sohn, der es den ganzen Monat probieren wollte.

Am gestrigen Sonntag, dem Tag des großen Fastenbrechenfestes, hat Hamza seinen 15. Geburtstag gefeiert. Als ihr Sohn ihr ein paar Tage zuvor ganz aufgeregt erzählt habe, es sei ja schon bald so weit, habe sie gedacht, er meine seinen Geburtstag, berichtet die Mutter. "Ich war dann total überrascht, als er sagte, er freue sich mehr auf das Fastenbrechenfest als auf seinen Geburtstag", so Khafagy. Das habe ihr gezeigt, dass sie ihm etwas mitgeben konnte von ihrer Ramadan-Atmosphäre.

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