Mobbing in der Schule:Humor kann helfen

Weniger Mobbing in Schulklassen, in denen Lehrer kein Blatt vor den Mund nehmen: Schüler, die Klassenkameraden schikanieren würden, fühlen sich durch aggressiven Humor ihres Lehrers abgeschreckt - und halten sich zurück.

Herablassend wirft der Lehrer der Neuntklässlerin ihre Deutscharbeit auf den Tisch. "Für deine Verhältnisse ganz gut", sagt der Pädagoge zu der Gymnasiastin, "Note 5." Ein solches Verhalten gruppiert die Leipziger Psychologin Tabea Scheel als aggressiven Humor ein.

Zusammen mit dem Masterstudenten Mario Csonka untersuchte Scheel, die an der Universität Leipzig promoviert und sich anschließend habilitieren will, welche Auswirkungen verschiedene Humorstile im Unterricht auf Schüler haben. Dafür wurden Jugendliche in Sachsen befragt.

"Wenn Lehrer aggressiven Humor anwenden, tritt in den Klassen seltener Mobbing auf", berichtet Scheel aus den Ergebnissen der Untersuchung. "Schüler, die sonst vielleicht Mitschüler mobben würden, fühlen sich durch den aggressiven Humor ihres Lehrers abgeschreckt."

Das Ergebnis habe sie überrascht, sagt Scheel. "In leichter Ausprägung führt aggressiver Humor, der eigentlich negative Auswirkungen hat, damit zu positiven Konsequenzen."

Negativer Humor nur kurzfristig erfolgreich

Scheel orientierte sich in ihrer Studie an den Humorkategorien des kanadischen Psychologen Rod A. Martin. Dieser ordnet aggressiven Humor als "negativen Humor" ein, ebenso wie selbstabwertenden Humor. Zu den beiden positiven Humortypen zählt er selbstaufwertenden sowie sozialen, verbindenden Humor.

Selbstaufwertender Humor meint bei Martin die Fähigkeit, sogar bei Stress eine humorvolle Perspektive zu behalten. Verbindender Humor beschreibt die Tendenz, Witziges zu sagen, um andere zu amüsieren, Beziehungen zu erleichtern und zwischenmenschliche Spannungen zu reduzieren. Aggressiver Humor wird benutzt, um andere zu kritisieren oder mit Sarkasmus zu manipulieren. Selbstabwertender Humor bezeichnet das Verhalten, sich mit witzigen Bemerkungen über eigene Schwächen oder durch ein Verstecken negativer Gefühle beliebt machen zu wollen.

"Kurzfristig kann negativer Humor durchaus erfolgreich sein, aber auf lange Sicht hat er negative Konsequenzen", sagt Scheel, die an der Berliner Humboldt-Universität studiert hat und für ihr Projekt "Humor macht gesund" vom Bundeswissenschaftsministerium einen mit 10.000 Euro dotierten Preis erhalten hat.

Schüler sind kreativer nach selbstaufwertendem Humor

Um die Auswirkungen der verschiedenen Humorstile zu ermitteln, befragte Student Csonka nicht nur 340 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren in Schulen in Leipzig, Rochlitz und Markneukirchen, er maß auch ihren Puls. "Schüler, die vermehrt Humor haben, sind entspannter und haben einen niedrigeren Puls", berichtet Scheel. Bei Schülern, die verstärkt selbstaufwertenden Humor einsetzen, hätten sie zudem eine bessere Kreativleistung messen können.

Selbstabwertender, also negativer Humor hingegen habe die gegenteilige Auswirkung und vermindere die Kreativleistung, außerdem noch die Rechenleistung. Richtig krank macht Mobbing: Schüler, die Mobbing erleben mussten, berichteten den Psychologen Scheel zufolge über Schlafprobleme, weniger Elan und davon, dass sie gereizter und nervöser sind.

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