Mathematik:Abitur-Katastrophe

Schule

Ausrechnen kann man vieles. Nicht alles aber passt unbedingt zur Wirklichkeit jenseits der Zahlen.

(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Eine Berliner Mathe-Aufgabe verlangt von den Schülern die Berechnung von Flugrouten rund um eine Bergspitze - ausgerechnet drei Wochen nach dem Germanwings-Absturz. Die Senatorin spricht von mangelnder Sensibilität.

Von Anne Kostrzewa

Fast auf den Tag genau drei Wochen war es her, dass der Pilot einer Germanwings-Maschine auf einen Berg zugesteuert war und 149 Menschen mit sich in den Tod gerissen hatte, da saßen Berlins Abiturienten gerade vor ihren schriftlichen Mathe-Prüfungen. Eine Textaufgabe für die Grundkurs-Schüler trug die Überschrift "Gebirgsflüge". Und was es dort zu berechnen gab, lässt eigentlich nur zwei Gedanken zu: Geschmacklos! Oder: ein schlechter Scherz.

Auf dem Arbeitsblatt war in einer Grafik ein Berg abgebildet, dazu eine Gerade, welche die Fluglinie beschreibt. "In Punkt P ändert der Flugkapitän seinen Kurs und fliegt in Richtung Q", heißt es dazu in der Fragestellung. Die Schüler sollten den neuen Kurs des Flugzeugs bestimmen und nachweisen, dass die Bergspitze durch die Kursänderung umflogen wird.

Als "denkbar peinlich" bezeichnete ein Berliner Mathelehrer diese Aufgabe kürzlich im Tagesspiegel. Er wirft der Senatsbildungsverwaltung von Berlin "fehlendes Fingerspitzengefühl" vor und findet, die Aufgabe hätte nach dem Unglück ausgewechselt werden müssen, etwa mit einer Aufgabe aus der Nachschreibeklausur, die im Mai stattfindet.

Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) ließ über ihre Sprecherin ausrichten, sie teile die Einschätzung einer mangelnden Sensibilität. Die Aufgabe einfach zu tauschen, sei aber nicht möglich gewesen. Im Zentralabitur müssten mehrere Sachgebiete abgedeckt werden, mit bestimmten Alternativaufgaben. Die Prüfungsfragen seien lange vor der Katastrophe entstanden. Schon im November habe das Landesinstitut für Schule und Medien die Aufgabenstellungen entworfen, gedruckt wurden sie im Februar. Und in Reserve hatte man nichts in Berlin.

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