Süddeutsche Zeitung

Mangelnde Technikausstattung an Schulen:Jeder zweite Lehrer bringt sein privates Notebook mit

Lehrer sind Technikmuffel, die krampfhaft an Tafel und Kreide festhalten? Im Gegenteil. Einer Umfrage zufolge ist die Mehrzahl der Pädagogen für den Einsatz elektronischer Medien im Unterricht. Einzig, es fehlt an moderner Ausstattung - und entsprechenden Schulungen.

Dass ein verstaubter Computerraum im Keller der Schule nicht reicht, um Kinder auf den Umgang mit Technik und Internet vorzubereiten, ist inzwischen unumstritten. Wie aber sieht es an unseren Schulen tatsächlich aus? Wie ist der Stand der Technik? Und wie gut geschult sind die Lehrer?

Eine Umfrage unter Lehrern an weiterführenden Schulen (Hauptschule, Realschule, Gemeinschaftsschule, Gymnasium) liefert nun Erkenntnisse zu diesen Fragen. Die Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom, für die 502 Lehrerinnen und Lehrer in der Sekundarstufe I befragt wurden, zeigt, dass es im Bereich der Digitalisierung an den Schulen noch deutliche Mängel gibt - nicht nur bei der Technik, sondern auch bei der Weiterbildung der Pädagogen.

Zwar sind die weiterführenden Schulen in Deutschland inzwischen vollständig an das Internet angeschlossen. Allerdings bietet nur knapp jede zweite Schule einen Netzzugang in allen Klassenräumen. Die Ausstattung in den unterschiedlichen Schulformen unterscheidet sich dabei kaum.

Internet-Ablehnung der Lehrer geht zurück

95 Prozent der Lehrer stehen dem Einsatz elektronischer Medien im Unterricht der Studie zufolge "positiv" oder "eher positiv" gegenüber. Knapp fünf Prozent sind "skeptisch". Bei einer ähnlichen Bitkom-Umfrage vor drei Jahren war die Ablehnung noch viermal so hoch.

Jeder zweite Lehrer würde gerne häufiger elektronische Medien im Unterricht einsetzen. "Das scheitert jedoch häufig an fehlenden Geräten und dem tatsächlichen oder befürchteten Aufwand", sagte Bitkom-Präsident Dieter Kempf bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Jeder fünfte Lehrer verzichte auf den Einsatz aus der Sorge, dass die Technik versagen könne.

Dabei sind Lehrer keine Technik-Muffel, sondern privat überdurchschnittlich gut mit Geräten wie Notebooks und Tablet-Computern ausgestattet. Im Unterricht stehen sie der Umfrage zufolge vor technischen Problemen: Da die Geräte in den Schulen häufig nicht dem Stand der Technik entsprechen, bringen der Studie zufolge 57 Prozent der Lehrer ihr privates Notebook mit.

Pädagogen wünschen sich Weiterbildungen

Nicht nur technisch, sondern auch pädagogisch fühlen sich Lehrer offenbar häufig nicht optimal gerüstet: Jeweils mehr als zwei Drittel aller Lehrer wünschen sich von ihrer Schule mehr Qualifizierungsangebote (79 Prozent) und bessere digitale Lernmaterialen (70 Prozent). Eine bessere Ausstattung mit elektronischen Medien und technische Unterstützung vor Ort wollen ebenfalls gut zwei Drittel (jeweils 69 Prozent) der Befragten.

Insgesamt zeigt die Umfrage, dass elektronische Medien an den Schulen inzwischen zur Grundausstattung gehören: Fast alle Schulen haben heute PC und Notebook (99 beziehungsweise 89 Prozent), Beamer (98 Prozent) oder auch digitale Foto- und Videokameras (91 Prozent). Sechs von zehn befragten Lehrern gaben zudem an, dass es an ihrer Schule digitale Tafeln wie interaktive Whiteboards oder Smartboards gebe.

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