Lehrer-Blog:Z wie Zeit zum Abschied nehmen

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Endlich Ferien! Da ist Lehrerin Catrin Kurtz mit ihren Schülern einer Meinung.

(Foto: Illustration: Katharina Bitzl)

Elterngespräche, Lästereien im Lehrerzimmer, Wandertag. Dank Catrin Kurtz waren wir dabei. Jetzt verabschiedet sich unsere Lieblingslehrerin in die Sommerferien und von Ihnen, den SZ.de-Lesern. Mit einem Glossar fürs Überleben im Schulalltag.

Aussehen: Wichtig! Der Tag ist gelaufen, wenn Sie als Lehrerin den gleichen Pulli wie eine Ihrer Schülerinnen tragen. Allerdings gibt es bei der Priorisierung von Körperpflege durchaus Unterschiede. Das Betreten mancher Klassen ist olfaktorisch ähnlich überwältigend wie der Besuch einer Parfümerie - einziger Unterschied: die penetrante Billig-Deo-Note, die im Klassenzimmer in der Luft hängt. Einige Schüler scheinen dagegen komplett auf Dusche und Deo zu verzichten -> Mief.

Busfahren: Ist eine Schlüsselqualifikation für Lehrer, nicht nur auf Klassenfahrt -> Wandertag.

Cheyenne: Ja, Lehrer lästern manchmal. Auch über Schüler.

Dienst nach Vorschrift: Wie jeder weiß, ist das Lehrer-Dasein verbunden mit einem coolen Halbtagsjob. Nach dem Mittagsgong stürmen wir nach Hause und genießen unsere Freizeit. Oder planen den nächsten Urlaub. Müssen ja irgendwie sinnvoll verbracht werden, diese ganzen Ferien! So weit das Klischee.

Eltern: Manche sind nett, manche sind schwierig (-> hochbegabt). Und manche würden aus Überforderung oder Faulheit oder einer Mischung aus beidem die komplette Erziehungsverantwortung am liebsten an die Schule abschieben.

Facebook: In Bayern wurde uns Lehrern nahegelegt, unsere Accounts zu löschen. Ich finde beides albern und Facebook - wenn man sich an bestimmte Regeln hält - ein super Kommunikationsmedium. Wo sonst würde einem ein Schüler noch am Abend seine Probleme per Chat mitteilen?

Gruppenarbeit: Frontalunterricht, Einzel-, Partner- und - nicht zu vergessen! - Gruppenarbeit wechseln sich ab, möglichst natürlich innerhalb einer Schulstunde, so lernt man das in der Ausbildung. Wie die Schüler das finden? "Och neee, nicht schon wieder Gruppenarbeit!"

Hochbegabt: Mittlerweile sind fast die Hälfte der Kinder einer Klasse hochbegabt. Zumindest wenn es nach deren Eltern geht.

Inklusion: In der Theorie eine gute Idee. Aber für mich in der Praxis ein fragwürdiges Experiment mit lebenden Probanden und minimalem Budget. Ergebnis: Weder behinderte noch nicht-behinderte Schüler bekommen die Förderung, die sie brauchen und verdient haben.

Kollegen: Erleichtern einem im besten Fall den Arbeitsalltag. Denn: Wer weiß besser als der Klassenlehrer, wie man Casper in seinen Rotzbengel-Phasen beikommt? Kollegen können auch Pausen erheitern. Manchmal sind sie aber auch anstrengender als Casper in seiner Rotzbengel-Phase, beispielsweise wenn sie das Lehrerklischee (-> Dienst nach Vorschrift) voll erfüllen und man für sie mitarbeiten muss.

Mief, Moos, McDonald's

Lieblingsschüler: Des Lehrers Lieblingskind ist wohlerzogen, meldet sich brav und hat stets die richtigen Antworten parat? Meine nicht! Mir sind im Zweifelsfall die aufmüpfigen Schüler lieber, die im Überschwang auch mal reinrufen und mir Kontra geben.

Mief: Stinkende Schüler - ein Graus für Mitschüler und Lehrer. Was da hilft? Ernste Gespräche, Deo und Lüften, bis die Lippen blau werden.

Noten: Muss man geben, sind manchmal ungerecht, aber auch nicht immer so schlecht, wie sie oft gemacht werden. Wenn etwas falsch läuft, kann eine Sechs in Englisch durchaus ein Warnzeichen sein - und zwar für Schüler wie Eltern.

Ohne Moos nix los: Arbeitshefte, Lektüren, Kopiergeld, Exkursionen, -> Wandertag, Klassenfahrt - kostet alles Geld. Lernmittelfreiheit? In der Realität blechen die Eltern trotzdem ganz schön.

Pflanzendünger: Wird von Schülern schon mal als Rauschmittelersatz zweckentfremdet. Bei Einnahme allerdings genauso gesundheitsgefährdend wie andere Drogen.

Referendare: Sind im Moment vor allem billige Arbeitskräfte mit eher düsteren Zukunftsaussichten, laut Meinung vieler Schüler noch keine richtigen Lehrer, trotzdem ganz cool.

Stuhlkreis: Zum Abgewöhnen - hier setzt bei Fortbildungen mein natürlicher Fluchtreflex ein. Kann im Religionsunterricht in jüngeren Klassen ganz schön sein.

Tod: Gehört zum Schulleben wie auch zum Rest des Lebens - ob nun Kollegen, Eltern von Schülern oder Schüler selbst sterben. Das Thema Tod ist vielleicht die größte Herausforderung als Lehrer. Wie sagt man einer Klasse, dass Natalies Platz leer bleiben wird?

Unlust: Warum auch Lehrer manchmal nicht gerne in die Schule gehen? Na ja, da wären das frühe Aufstehen, schlimme Klassen, noch nicht fertig korrigierte Arbeiten, lange Konferenzen ...

Voll verliebt: ist bei Schülern bestimmter Klassenstufen ein Dauerzustand, allerdings nicht in Bezug auf ein und dieselbe Person. Manchmal wird auch ein -> Kollege als Objekt der Begierde auserkoren - Drama ist garantiert.

Wandertag: Schulleitung und Eltern erwarten einen pädagogisch wertvollen Klassenausflug, die Schüler wollen zu McDonald's - und die Lehrerin würde am liebsten daheim bleiben.

Xylophon: Weihnachtskonzert, Orff!

Zeit, Abschied zu nehmen: von manchen Schülern - und Ihnen, liebe SZ.de-Leser. Schöne Ferien!

Lehrerin Catrin Kurtz sagt "Tschüss". Im September erwartet Sie an dieser Stelle ein neues Format - lassen Sie sich überraschen!

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