Lehrer-Blog:Ich bin bei Facebook mit Schülern befreundet

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Hinschauen, statt Account löschen: Catrin Kurtz nutzt Facebook, um mit ihren Schülern ins Gespräch zu kommen. (Foto: Illustration: Katharina Bitzl)

Den Lehrern in Bayern wurde nahegelegt, ihre Facebook-Accounts zu löschen. Catrin Kurtz hat ihren behalten und findet: Die Augen vor der Lebenswirklichkeit der Schüler zu verschließen, ist zu einfach - Hinschauen ist Pflicht von Pädagogen und Eltern.

Ja, ich bin bei Facebook. Ja, ich bin dort auch mit Schülern befreundet. Und ja, das alles, obwohl auch den bayerischen Lehrern nahegelegt wurde, ihre Facebook-Accounts zu löschen. Beziehungsweise wenn sie einen haben und behalten wollen, sollen sie nach Willen des Kultusministeriums doch bitteschön Kontakte zur Klientel vermeiden.

Warum ich es trotzdem mache? Zum einen, weil ich bisher keine negativen Erfahrungen gemacht habe. Die Wahrscheinlichkeit, dass meine Schüler auf Facebook Skandalöses über mich entdecken, ist gering - ich nutze die Plattform kaum für private, geschweige denn für intime Konversation. Wenn ich einmal poste, dass ich gerade Schulaufgaben korrigiere und darauf überhaupt keine Lust habe oder im Fitnessstudio bin, dann sehen sie lediglich: Ich bin auch nur ein Mensch und habe, oh Wunder, ein Leben außerhalb der Schule.

Natürlich halte ich mich als Pädagogin an gewisse Regeln, die aber selbstverständlich sind oder sein sollten. Ich schicke meinen Schülern keine Freundschaftsanfragen, ich nehme lediglich Anfragen von Schülern an. Warum auch nicht? Und ich wickle über Facebook keine schul- oder unterrichtsrelevanten Dinge ab, veröffentliche keine Materialien oder dergleichen. Denn das würde bedeuten, dass ich Schüler dazu zwinge, sich dort ebenfalls anzumelden.

Betreff: Ich weiß nicht weiter

Ich bin bei Facebook ansprechbar für meine Schüler und dieses Angebot wird gerne angenommen. Schüler, die Probleme haben, schütten mir dort spätabends oder am Wochenende ihr Herz aus, in Form einer privaten Nachricht, ohne dass es jemand außer mir mitbekommt. Im persönlichen Gespräch nach der Schulstunde, wenn möglicherweise Mitschüler Zeuge unserer Unterhaltung werden, trauen sich viele nicht, so offen zu sein.

Warum soll ich nicht mehr in einem sozialen Netzwerk vertreten sein dürfen, das Schüler nutzen, um mit mir zu kommunizieren und um miteinander zu kommunizieren? Vor dem aber gleichzeitig so vehement gewarnt wird. Ehrlich gesagt sehe ich es sogar als meine Aufgabe an, hier präsent zu sein, Ansprechpartner zu sein, den Schülern zu zeigen: Ich weiß, wovon ihr redet. Nur dann bin ich glaubhaft, wenn ich sie zu einer kritischen Mediennutzung anhalte.

Auch Facebook ist davon nicht ausgenommen - schließlich hat sich Mobbing vom Schulhof in den virtuellen Raum verlagert. Auf Facebook werden Fotos von Mitschülern ohne deren Wissen gepostet. Fotos, die Schüler in peinlichen Situationen zeigen, sie bloßstellen. Auch weil ich bei Facebook bin, konnte ich schon in schlimme Fälle von Cybermobbing eingreifen und möglicherweise dramatische Folgen verhindern.

Cybermobbing unter Schülern
:Virtuelle Verletzungen, realer Schmerz

Beleidigt, verleumdet, ausgegrenzt: Etwa 17 Prozent aller Schüler sind einer Studie zufolge schon mal Opfer von Cybermobbing geworden. Jedes vierte Opfer leidet noch heute unter der Attacke. Eltern und Lehrern ist das Problem zwar bewusst - doch sie fühlen sich hilflos.

Von Johanna Bruckner

Lehrer und Eltern in der Verantwortung

In Abstimmung mit der Schulleitung habe ich die Delinquenten konfrontiert und die Aufnahmen löschen lassen. Für Schüler ist es immer noch angenehmer, von einer Lehrerin gesagt zu bekommen, dass es verboten ist, einfach Bikinifotos der verhassten Mitschülerin zu veröffentlichen - anstatt über eine Anzeige bei der Polizei zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Manchem Jugendlichen ist gar nicht klar, welchen Schaden er mit einer vermeintlich witzigen Aktion anrichten kann.

Ich denke, dass wir Lehrer und auch die Eltern hier eine große Verantwortung haben. Der sollten wir uns bewusst sein. Und nicht einfach unsere Accounts löschen und die Augen vor der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen verschließen.

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