Kleiderordnung in der Schule:"Ein großer Teil meiner Schüler sagt sowieso: Jogginghosen sind assi"

Tag der Jogginghose

Wem droht die Verbannung aus der Schule? Den Hotpants? Der Jogginghose? Bald den Leggings?

(Foto: dpa/Florian Peljak/Catherina Hess)

Wie sollten sich junge Menschen kleiden? Eine Schulleiterin erklärt, warum in ihrem Haus nun ein Arbeitskreis darüber entscheidet.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Im Sommer wurde über ein Hotpants-Verbot diskutiert, nun soll an einer Schule in Baden-Württemberg ein Jogginghosen-Verbot erlassen werden. Wobei Verbot schon ein großes Wort ist. Laut Sandra Vöhringer, Leiterin der Glemstalschule, geht es dabei vielmehr um: Demokratie. Und die Wünsche der offenbar ziemlich vernünftigen Schüler aus Schwieberdingen.

Frau Vöhringer, sehen Ihre Schüler echt so schlimm aus?

Natürlich nicht. Es ist einfach so, dass unsere Schüler auch in der Nachbarschule unterrichtet werden - und dort steht angemessene Kleidung schon seit vier Jahren in der Hausordnung. Vor ein paar Wochen wurde ich darauf angesprochen, dass ein Schüler mit Jogginghose im Unterricht erschienen ist.

Also sehen die Schüler nicht schlimm aus.

Was heißt das denn: schlimm aussehen? Wir wollen uns einfach Gedanken über angemessene Kleidung machen. Und da geht es nicht nur um Jogginghosen. Uns geht es um Haltung. Eine verdreckte Jeans ist ja auch nicht angemessen.

Dann müssten eigentlich auch Hotpants und tiefe Ausschnitte verboten werden.

Das muss die Arbeitsgruppe entscheiden.

Arbeitsgruppe?

Ab Dezember entwerfen Lehrer, Schüler und Eltern gemeinsam eine angemessene Kleiderordnung.

Wie läuft das? Der Stärkere gewinnt?

Nein, da soll ganz demokratisch abgestimmt werden. Welche Hosen sind für uns akzeptabel? Wenn die Arbeitsgruppe beschließt, Hotpants zu verbieten, wird das auch so gemacht.

Wenn die Schüler bis dahin nicht auf die Barrikaden gegangen sind.

Die Schüler gehen nicht auf die Barrikaden, im Gegenteil. Ein großer Teil meiner Schüler sagt sowieso: Jogginghosen sind assi, schau mal, wie der rumläuft. Es gibt hier einen Konsens darüber, dass diese Kleidung in den Sportunterricht gehört. Und die Jungs wollen nun auch über die Leggings der Mädchen diskutieren, das ist ja auch Sportkleidung.

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(Foto: Oliver Bürkle)

Die Schüler finden das also total super?

Es war auch ihre Idee, über Kleidung zu diskutieren. Manche wünschen sich sogar eine Schuluniform. Natürlich werden Sie immer jemanden haben, der sich querstellt.

Wenn bei Ihnen in Schwieberdingen alle so ordentlich aussehen: Wieso dann überhaupt ein Verbot?

Das ist eine rein pragmatische Entscheidung, wir wollen die Regeln unserer Nachbarschule respektieren. Und ich halte das auch für sinnvoll.

Ich nehme an, dass Ihre Schülerinnen auch keine Hotpants tragen?

Es ist seltsam: Sie tragen die schon - allerdings mit Strumpfhosen darunter.

Die deutschen Schüler sind wohl vernünftiger als bisher angenommen.

Viele Schüler sind sehr reif und setzen sich sehr tief mit Themen auseinander - viel mehr, als manche Erwachsene denken.

Dafür sind die Reaktionen in den sozialen Netzwerken recht heftig, es ist unter anderem die Rede davon, dass man die Schüler zu unmündigen Bürgern eines an sich freiheitlichen Staates erzieht.

Aber das sind ja nicht meine Schüler! Wir wollen hier ja auch nicht alles stumpf verbieten. Wir wollen miteinander reden.

Reden könnte man auch mal über die Kleidung von Lehrern. Ich erinnere mich da vor allem an verfilzte Pullunder.

Solche Erinnerungen habe ich auch. Aber da hat sich einiges geändert in den letzten Jahren. In meiner Schule sehen die Lehrer ganz normal aus.

Was machen dann eigentlich die Sportlehrer in ihren Ballonseidenhosen, wenn das Verbot wirklich kommen sollte? In Jeans unterrichten?

Darüber haben wir natürlich auch schon diskutiert. Wenn wir die Jogginghose in der Schule verbieten, gilt das natürlich auch für die Erwachsenen. Zumindest sollten die Kollegen ihre Jogginghosen dann nur noch in der Turnhalle tragen.

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